Regine Nahrwold am 5. Mai 2009:
„Strictly Ballroom“ oder Das Körnchen Wahrheit im Klischee
Am Sonntag abend sah ich nach langer Zeit zum 2. Mal Strictly Ballroom (auf Arte), neben Rhythm is it und Carlos Sauras Carmen mein Lieblingstanzfilm, und muss sagen: Ich war wieder völlig hin und weg von den Songs und Tanzszenen, von der Ironie, dem Witz, der Komik, mit der Baz Luhrmann in diesem Film von 1992 die Welt des Turniertanzes als vom Ehrgeiz zerfressen, erfüllt von Neid, Missgunst, Lebenslügen und zuckersüßer Falschheit inszeniert hat. Die knallbunt aufgedonnerten Figuren sind so künstlich und „verbogen“, dass sie – vergleichbar der bösen Kunigunde in Kleists „Käthchen von Heilbronn“ – nur noch von Kostüm, Schminke und Haarspray zusammengehalten werden. („Von hinten Lyzeum – von vorne Museum!“ hätten wir als Kinder über Scotts Mutter – im Märchen der Typ böse Schwiegermutter – gesagt.) In dieser „unechten“ Fassung strahlt der „reine Diamant“, das heldenhafte Paar Scott (Paul Mercurio) und Fran (Tara Morice), natürlich umso heller. Den ganzen Beitrag lesen »