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18. Oktober 2022

„La Barque Acide“ beim Figuren-Festival „Weitblick“ im Staatstheater Braunschweig

Foto: Circusögraphy

Eine feurige Ansprache auf Italienisch, an das Publikum gerichtet von einer Frau. Ihr Fazit: „Richte Dich nicht nach den anderen! Warte nicht, bis jemand kommt und Dir sagt, was Du tun sollst! Das würdest Du am Ende nur bereuen. Mach das, was Du wirklich willst! Es ist ganz einfach. Los, tu es!“ Damit beginnt das Stück „The End is Nigh“ der Zirkusgruppe „La Barque Acide“ aus Toulouse, die am Freitag Abend im Rahmen des Figuren-Festivals „Weitblick“ im Kleinen Haus des Staatstheaters auftrat. Angesichts des nahenden Endes entfalten die fünf Frauen und vier Männer aus acht verschiedenen Nationen ein atemberaubendes artistisches Spiel mit ihren Körpern, mit skurrilen Typen und diversen Dingen. Da wäre zum Beispiel: der Toaster samt heraushüpfender Brotscheibe. An drei Toastern schaltet und waltet sehr souverän der telefonierende Chef eines Großraumbüro, dem ein serviler Untergeber Stift und Papier reicht. Die Brote, in die Luft geschmissen, setzen wie ein Uhrwerk einen Reigen der Mitarbeiterinnen in Gang, die ihre immer gleichen Tätigkeiten ausüben und zwischendurch die Brote auffangen und weiterwerfen. Dieser Reigen wiederholt sich und steigert sich von Mal zu Mal im Tempo, das ist höchst kunstvoll und wahnsinnig komisch zugleich. In einer anderen Szene sitzt eine Frau am Tisch und stellt am Toaster ein Radio ein. Nach den Sendersuchgeräuschen ertönt schließlich ein Beatles-Song. Dazu beginnt die Frau einen Tanz mit der Schnur eines Diabolos, die Haar und Körper artistisch umspielt. Am Ende des Stücks liefern sich alle neun Mitglieder der Truppe einen rasanten Wettkampf im Toastbrot-Rauswurf und fangen zuguterletzt alle gleichzeitig ihre letzten Brotscheiben auf.

Foto: Circusögraphy

Der Körpereinsatz der Künstlerinnen und Künstler ist enorm, sei es bei einer spannenden erotischen Annäherung zwischen Mann und Frau, sei es bei einem Auftritt dreier barbusiger Frauen. Diese verknoten sich zuerst zu einem wabernden Knäuel, bei dem eine Frau die Körper der anderen beiden dominiert und auf ihnen stehend, kniend und liegend komplizierte Figuren vollführt; dann umwirbeln sie einen Mann, der mit drei Keulen jongliert, und lassen dabei herausfordernd ihre Brüste wippen und rotieren. Ein anderer Spieler wiederum tritt mit nackten Füßen lustvoll einen Scherbenhaufen breit, dazu erklingt das Knirschen von Glassplittern.

Zu den skurrilen Typen, die im Stück immer wiederkehren, gehört der Luftballonfalter, der auch Bücher schreibt: „Selbstmord für Anfänger“ und „Wie man sich auf das Ende der Welt vorbereitet – für Anfänger“. Einige völlig absurde Tips aus dem zweiten Ratgeber werden gleich ausprobiert.

Insgesamt ein Feuerwerk an brillanter Artistik sowie witzigen und wunderschönen Einfällen. Auch der Zuschauerraum wird bespielt, das Publikum einbezogen. So unglaublich schwer die Körperbeherrschung auch sein mag – alles wirkt zu jeder Zeit bezaubernd leicht und mühelos. Dazu kommt ein sehr durchdachter Einsatz von Licht, von Sound, Musik und auch Stille. Das Publikum dankte der Truppe für den tollen Abend mit Johlen und tosendem Applaus.

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9. Juli 2022

50jähriges Jubiläum des Chores an St. Martini Braunschweig

„Mamma mia, mamma mia, mamma mamma mamma miaaa!“ Einsingen zur vorletzten Probe vor dem großen Mendelssohn-Konzert, mit dem der Chor an St. Martini am Samstag, den 9. Juli, um 17 Uhr sein 50jähriges Bestehen begeht. Erklingen werden Mendelssohns 2. Sinfonie und als Chorwerke der „Lobgesang“ und die Vertonung des 98. Psalms. Dass Kantor Hanno Schiefner gerade diesen Komponisten für die Jubiläumsfeier ausgewählt hat, darf man vielleicht auch als Hommage an Martinikantor Werner Burkhardt verstehen, der den Chor 1972 gegründet, ihn „großgezogen“ und bis 1987 höchst erfolgreich geleitet hat. Denn zu seinen Verdiensten gehörte unter anderem die Wiederentdeckung und Herausgabe des „Te Deum“ des erst 17jährigen Mendelssohn-Bartholdy, Erstaufführung 1980 in Braunschweig. Im Jahr darauf folgte die Aufführung von Bachs Matthäuspassion in der Version, die Mendelssohn-Bartholdy 1829 in der Berliner Singakademie dirigiert hatte, das war die erste Wiederaufführung der Passion seit Bachs Tod.

Die Musik Bachs nimmt natürlich im Repertoire des Kirchenchores eine besondere Stellung ein. Schon unter Werner Burkhardt führten die Sänger und Sängerinnen… weiter…

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16. Oktober 2021

„Theater Zeitraum“: Premiere „Galka Scheyer in Amerika“

Foto: Klaus G. Kohn

Im Mai 1924 trifft sie in New York ein, und sie brennt darauf, als „Ministerin“ für ihre „vier blauen Könige“ den amerikanischen Kunstmarkt zu erobern: Emmy Galka Scheyer, Malerin aus Braunschweig, die sich seit ihrer schicksalhaften Begegnung mit Alexej von Jawlensky 1916 mit Herz, Haut und Haaren für die Vermarktung von dessen Kunst einsetzte. Im März 1924 nahm sie auch die Maler Paul Klee, Wassily Kandinsky und Lyonel Feininger unter ihre Fittiche und gründete die Künstlergruppe „Blaue Vier“.

Nun hatte das neue Stück von Gilbert Holzgangs dokumentarischem „Theater Zeitraum“ Premiere, „Galka Scheyer in Amerika“; es zeichnet den Weg der leidenschaftlichen Kunstvermittlerin in den Vereinigten Staaten anhand ihres Briefwechsels mit den Künstlern nach.

Und was für Briefe! Man bedauert den Untergang einer solchen Kultur in den Zeiten von E-Mail, SMS und WhatsApp. Das Wunderbare an der Inszenierung: Da die Schauspieler diese Briefe im Wechsel höchst ausdrucksvoll sprechen, hört man einem lebendigen Gespräch zu, mal einem Dialog, mal einem Terzett oder Quintett.

Anfang August 1924 schreibt Galka (Kathrin Reinhardt), sie habe in der öffentlichen Bücherei in acht Tagen 1000 Adressen von Galerien und Museen abgeschrieben und verschicke nun Briefe an diese. „An alle schreiben und das Schicksal für sich arbeiten zulassen – das ist die amerikanische Art zu arbeiten. That gives me a chance.“

Foto: Klaus G. Kohn

Galka gehört der Vordergrund der Bühne, die an Bauhaus-Architektur und die abstrakte Malerei des russischen Konstruktivismus erinnert. Vorn bildet sachliches, weißes Mobiliar ein Interieur, in dem sie spricht und agiert. Die Herren im fernen Europa treten für ihren Part jeweils aus den schwarzen Kulissen hervor. Sie tragen graue Anzüge, Galka dagegen leuchtet im roten Kleid. Der Ton ihrer Briefe ist fast durchweg von Begeisterung, ja Euphorie getragen. „Man darf nicht weinen oder Sehnsucht haben – die Idee ist alles!“ Unermüdlich hält sie…

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25. Januar 2020

„Wintersongs“ vom Institut für Musik der TU Braunschweig in St. Andreas

Im Licht der Scheinwerfer erstrahlten am Freitagabend die Vierungspfeiler der Andreaskirche in Türkis, Pink und Ultramarinblau, während im dunklen Chor dahinter noch der weihnachtliche Herrnhuter Stern leuchtet. „Wintersongs“, das Konzert der Studierenden vom Institut für Musik und ihre Vermittlung an der TU Braunschweig, stand dieses Jahr unter dem Motto „Winter’s secret Light“ (geheimnisvolles Winterlicht). Das farbige Licht war sanft und süß, dazu passten die vorgetragenen Stücke, überwiegend zeitgenössische ruhige Balladen mit poppigem Sound. Doch das Programm reichte von Edvard Grieg bis zu einer Eigenkomposition von Hendrik Garbade, von ihm selbst gesungen und auf der Gitarre begleitet. Zwei der „Lyrischen Stücke“ für Klavier von Grieg spielte Julia Thome, die sich nach einem kleinen Patzer bei der „Arietta“ bei „Norwegisch“ wieder voll im Griff hatte. Aus „Melodies of the Heart“ des norwegischen Komponisten sang Luise Wehle „Ich liebe Dich“. Linda Ebeling und Rosanna Honig ließen das Duett „For good“ aus dem Musical „Wicked“ nach einer großen Steigerung sanft ausklingen. „I am a Light“ von India Arie sang Lea Diener, „Nobody gets what they want anymore“ Eike Hoffmann. Nach so viel Stimme war  das Saxophon von Marie Pickavé eine willkommene Abwechslung. Für „Winter’s Light“ von Chloe  Agnew kostete sie den ganzen Tonumfang ihres Instruments voll aus. Auf dem Klavier begleiteten durchweg sehr souverän Daniel Wilke, Erik Schlieker, Maja Nedde und Julia Krause, auf der Geige Friederike Kloth, mit Gesang und Gitarre Alinta Groffmann.

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14. Januar 2020

Theater Fanferlüsch spielt „Bella figura“ von Yasmina Reza

Bella Figura: Boris Amette (Henry Walczyk, v.l.), Françoise Hirt (Daniela Wartusch), Eric Blum (Florian Henk), Andrea (Sümeyra G.), Yvonne Blum (Antje Müller)

„Freunde, ich habe das Gefühl, dass wir uns auf einem Unglückspfad befinden und kurz davor sind, uns lächerlich zu machen.“ „Ja, genau so ist es auch!“ möchte man da als Zuschauer dem Eric aus Yasmina Rezas Komödie „Bella figura“ zurufen. Das Stück, von der „Meisterin der Eskalation“ (Hanser-Verlag) für die Berliner „Schaubühne“ geschrieben und dort 2015 uraufgeführt, hat nun in Braunschweig das Theater Fanferlüsch auf die Bühne gebracht.
Boris hat seine Geliebte Andrea für eine Nacht ins Hotel eingeladen und macht sich extra die Mühe, sie vorher zum Essen einzuladen. Blöderweise erzählt er ihr, dass das Restaurant ein Tip seiner Ehefrau war. Andrea ist empört, die Stimmung im Eimer. Im Eifer des Gezänks fährt Boris eine ältere, schon etwas tüdelige Dame an, Yvonne. Sie ist mit Sohn Eric und Schwiegertochter Françoise auf dem Weg in eben jenes Restaurant, um dort ihren Geburtstag zu feiern. Und Françoise ist – wie peinlich! – eine gute Freundin von Boris‘ Ehefrau. Zu allem Überfluss schlägt Andrea auch noch vor, gemeinsam essen zu gehen. Da bleibt Boris nichts anderes übrig, als sich um „bella figura“ zu bemühen. Doch die bröckelt im Laufe des Abends immer mehr, und das nicht nur bei ihm… weiter…

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24. Oktober 2019

Das „Blind Summit Theatre“ mit „The Table“ im Theater Fadenschein

Ein Mann. Ein Tisch. Drei Spieler. Der Mann: eine Puppe, der Körper aus Stoff, weich, mit schlaksigen Armen und Beinen, der Kopf kantig, aus Karton. Missmutig sieht er aus, ein alter Grantler. Und so einer braucht drei Spieler? Nun, nach der traditionellen Form des japanischen Bunraku schon. Welches Wunder diese drei bewirken, das war am Freitag Abend zum Auftakt des 6. Figurentheater-Festivals „Weitblick“ im Theater Fadenschein zu erleben, beim Gastspiel des „Blind Summit Theatre“ aus Großbritannien. Mark Down leiht der Puppe seine Stimme, bewegt ihren linken Arm und den Kopf, Sean Garratt den rechten Arm und das Hinterteil, Fiona Clift, über eine Stunde in gebückter Haltung, die Füße. Und der Alte beginnt zu leben… Er stellt zuerst mal den Tisch vor. 40 Jahre wohnt er schon auf ihm. Mit großen Schritten und kleinen Hüpfern misst er ihn aus, in Länge, Breite und Diagonale. Er zeigt seinen Garten. Zu sehen ist nichts, aber er beschreibt die Blumen, atmet hingebungsvoll ihren Duft ein. Später wird er unter anderem noch auf einem imaginären Laufband rennen sowie auf einer Phil Collins-Platte rotieren und bei jeder Runde geschickt über den Arm des Plattenspielers hinwegsetzen.

Kokett und mit anzüglichen Hüftbewegungen baggert der Alte eine junge Frau in der ersten Reihe an. Seiner Aufforderung, ihn mal anzufassen, mag die aber nicht nachkommen. Nein, nett ist er nicht, dieser olle Kastenkopp mit Bart, Schlitzaugen und Hakennase. Aber ein Charakter mit einem sehr eigenen Schicksal ist er, und er steckt voller Witz. Er ist es leid, immer nur auf Kindergeburtstagen Märchen erzählen zu müssen, fühlt sich zum Höherem berufen. Dieses naht schließlich in Gestalt des Auftrages einer jüdischen Gesellschaft, die letzten zwölf Lebensstunden des Moses in Echtzeit nachzuspielen. In Rückblenden weiter…

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22. Oktober 2019

Auftakt zum Figurentheater-Festival „Weitblick“ im Theater Fadenschein

Die Unwirklichen sind gelandet. Am Samstag Abend im Hof des Theaters Fadenschein, wo das 6. Figurenfestival „Weitblick“ beginnt, haben sie zwei Buden aufgebaut. Die eine: eine weiße Küche, in der alle Gerätschaften, hübsch ordentlich sortiert, ihres Einsatzes harren. Die andere: ein Traum in Rosarot, irgendwo zwischen Boudoir und Handarbeitsgeschäft, vollgestopft mit Kleidern, Unterwäsche, Wollknäueln, Herzen und roten Glühbirnen. Und da kommen ja schon die Bewohner: Eine Art griesgrämig dreinschauender Hund mit Kochmütze beginnt, in der Küche mit Töpfen, Pfannen, Kesseln, Kuchenformen, mit Sieben, Kellen und Reagenzgläsern zu hantieren. Seine Backmischung würzt er aus einer quietschenden Pfeffermühle, rührt sie mit einem mechanischen Mixer durch und beäugt sie durch ein Lorgnon. Ab damit in den Ofen. Doch der beginnt, gewaltig zu qualmen, und das Gebäck – eine Speise, die in jedem Esser Begeisterung und Leidenschaft entfacht – muss erst mit der Feile bearbeitet werden, ehe es dem Publikum in kleinsten Häppchen zum Probieren gereicht wird.

Foto: Klaus G. Kohn

Gegenüber machen sich derweil die Herzflickerinnen ans Werk. Spitze Schnauzen ragen aus ihren Hauben, sie klimpern viel mit ihren überlangen Wimpern. Sind sie Ratten? Igel? Vögel? Aus einem Volantrock und einer Pumphose schauen die bestrumpften Beine hervor, gar zierlich trippeln beide auf hohen Absätzen einher. Viel Stoff, viel Plüsch, viel Rüschen und Blumen umgeben sie. Liebevoll nehmen sich die beiden Wesen der gebrochenen und zerrissenen Herzen an, die auf Reparatur warten, nähen, flicken, stopfen sie und verschenken Herzchen an die Zuschauer.

Diese Schau der Gruppe „Les Irreels“ aus Frankreich

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7. August 2019

Konzert: „Musikalische Illustrationen zum Klaidungsbuechlin“ im Herzog Anton Ulrich-Museum

Götz van Ooyen, Antje Siefert, Sybille Hempel-Abromeit

„Und wer Freude findet an der Lieder Schallen, lässt das Gold, das schnöde in die Hölle fallen!“ Auch Antonin Dvořaks Lied „In dem weiten, breiten, luft’gen Leinenkleide“, aus dem dieser Vers stammt, erklang am Sonntag auf einer festlichen Matinée mit Liedern und Texten im Herzog Anton Ulrich-Museum, zur Finissage der prächtigen Ausstellung „Dressed for Success“. Deren Dreh- und Angelpunkt war das einzigartige Kleidungsbuch des Augsburger Bürgers Matthäus Schwarz (1497-1574), der sich über 40 Jahre seines Lebens immer wieder in seinen extravaganten modischen Gewändern portraitieren ließ. Das schnöde Gold hätte er allerdings wohl kaum in die Hölle fallen lassen, denn er brauchte es, um seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Und als Hauptbuchhalter beim damals reichsten Geschäftsmann Europas, Jakob Fugger, verdiente er sehr gut. Doch an der Matinée mit „musikalischen Illustrationen zum klaidungsbuechlin“ hätte wohl auch Schwarz seine Freude gehabt, war er doch nicht nur gesellschaftlich ambitioniert und modebegeistert, sondern auch musikalisch, spielte sogar selbst die Laute.

Kaum zu glauben, welche Vielfalt an Liedern die Musikerinnen Antje Siefert (Mezzosopran) und Sybille Hempel-Abromeit (Klavier) mit Unterstützung der Ausstellungskuratorin Martina Minning zum Thema gefunden hatten und zu Gehör brachten! In mehreren Abschnitten zu Themen wie „Jugend, Aufbruch“, „Orte, Landschaften“, „Farben“, „Kleider, Stoffe, Hüte“ sowie „Jagen, Musizieren, Feiern“ trugen sie Lieder von Mozart und Schubert, Schumann, Brahms über Debussy und Poulenc bis zu Eisler und Weill vor. Da war „Innsbruck, ich muss dich lassen“ von Heinrich Isaac zu hören (Text Kaiser Maximilian I. zugeschrieben), Mozarts „Die betrogne Welt“ und Schuberts „Mit dem grünen Lautenbande“. In mancherlei Varianten wurde die Liebe besungen, ebenso die Stadt Venedig, Panflöte und Quellnymphen, ein Fleck auf einem teuren Tuch, damastene Rosen und ein Herz, geformt wie eine Erdbeere. Und was bekam des Soldaten Weib (Brecht/Weill)? Topmodisches aus allen besetzten europäischen Hauptstädten, doch aus dem weiten Russenland den Witwenschleier. Zu jedem Themenblock las außerdem der Schauspieler Götz van Ooyen passende Textminiaturen, von Matthäus Schwarz selbst, aus dem Ausstellungskatalog und anderen Quellen. Eine maßgeschneiderte musikalisch-literarische Veranstaltung, ebenso fein komponiert wie die Ausstellung, die mit ihr verabschiedet wurde.

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4. Juli 2019

„Soli Deo Gloria“: Haydn-Beethoven-Rezital mit Saleem Ashkar

Vom November 1792 bis zum Januar 1794, also rund 14 Monate, nahm Ludwig van Beethoven Kompositionsunterricht bei Joseph Haydn. Doch der schätzte seinen selbstbewussten, eigenwilligen Schüler nicht sonderlich, hielt sogar sein Klaviertrio op. 1 Nr. 3 für zu schwer verständlich. Beethoven wiederum soll über seinen Lehrer gesagt haben, er habe „nie etwas von ihm gelernt“. Dennoch hat er Haydn eine Sonate gewidmet.

Das künstlerische Verhältnis zwischen beiden Komponisten war Thema des vorletzten Konzerts des diesjährigen „Soli Deo Gloria Braunschweig Festivals“ am Sonntag Nachmittag im Rittersaal des Gifhorner Schlosses. Das Haydn-Beethoven-Rezital wies bereits auf den Themenschwerpunkt des Festivals 2020 hin, den 250. Geburtstag Beethovens. Bestritten wurde das Konzert von dem jungen Pianisten Saleem Ashkar (geb. 1976 im israelischen Nazareth als Sohn palästinensischer Christen), der 22jährig in der New Yorker Carnegie Hall unter Daniel Barenboim debütierte, seitdem bei bedeutenden Orchestern gastiert und mit berühmten Dirigenten wie Zubin Mehta, Daniel Barenboim, Riccardo Muti, Riccardo Chailly und anderen zusammenarbeitet. Ashkar spielte als erstes Haydns Sonate in D-Dur (Hob.XVI:37) aus dem Jahr 1780, gefolgt von Beethovens Haydn gewidmeter Sonate Nr. 3 in C-Dur (op. 2, Nr. 3). Ihr ist zu entnehmen, dass Beethoven seinem Lehrer sehr wohl einiges zu verdanken hat. Beide Werke spielte Ashkar technisch brillant, sehr kraftvoll und mit großer Präzision. Ein wenig mehr Empfindung hätte seinem Vortrag allerdings gut getan.

Wie Beethovens Sonate Nr. 3 auf Haydn zurückgreift, so weisen dessen Variationen in f-Moll (Hob.XVII:6) auf den genialen Schüler voraus. Dieses wunderbare, 1793 entstandene Werk erklang als erstes nach der Pause. Reclams Klaviermusikführer nennt es eine „freie, expressive Klavierdichtung, die, wie manche Haydnsche Sonatensätze, das Variationsprinzip als Mittel melodischer Intensivierung benutzt.“ An das Thema schließen sich nur zwei Variationen an, bevor das Stück in ein erregtes Finale mündet, das schließlich sanft und leise ausklingt.

Als letztes Stück dieses feinfühlig komponierten Programms folgte Beethovens Sonate Nr. 23 „Appassionata“ (1804/1805). Sie gilt als Glanz- und Endpunkt einer Entwicklung, die auf publikumswirksame pianistische Virtuosität abzielt. Danach schrieb Beethoven fünf Jahre lang keine Klaviersonate mehr. Mit der „Appassionata“, ihren wilden Ausbrüchen, extremen Gegensätzen und dem leidenschaftlichen Auf- und Abwogen überwand der Komponist die traditionelle maßvolle und ausgewogene Sonatenform. Die Proportionen der einzelnen Sätze verschieben sich zugunsten des langen, furiosen Schlusssatzes, in den das lyrische „Andante con moto“ des zweiten Satzes fast unvermittelt übergeht. Ashkar meisterte ihn mit Bravour. Die Zugaben, mit denen er sich für den herzlichen Applaus bedankte (Debussy und Schumanns „Träumerei“), zeigten, dass er auch die zarten Töne beherrscht.

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3. Juli 2019

Chor „Sine Nomine“ mit Lili Boulanger und Carl Orff in St. Johannis

Foto: Sandra Grünberg

„Alles, was Odem hat, soll ohne Feinde, ohne jede Behinderung den Schmerz überwinden und Glückseligkeit erlangen und sich in Freiheit bewegen, ein jeder auf dem Weg, der seine Bestimmung ist.“ So lautet die erste Strophe des „Alten buddhistischen Gebets“ für Chor, Solotenor und Orchester von Lili Boulanger. Die französische Komponistin stand lange im Schatten von Ravel und Debussy, ist heute jedoch als ganz eigene Stimme innerhalb des Impressionismus anerkannt. Das kurze, ergreifende Stück nach buddhistischen Texten aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. handelt von Frieden, Toleranz und Erlösung. Boulanger schrieb es im 1. Weltkrieg, bevor sie 1918 24jährig starb.

Der Philharmonische Chor „Sine Nomine“ führte das Werk am Samstag Abend unter der Leitung von Karsten Scholz in St. Johannis auf, in der Fassung für Chor und Klavier, gespielt vom Duo Tsuyuki & Rosenboom auf zwei Flügeln, und als „Vorspiel“ zu Carl Orffs „Carmina Burana“. Eine kluge Zusammenstellung, wenden sich doch Boulanger wie Orff längst vergangenen Epochen zu, die sie nachempfinden, interpretieren und wieder aufleben lassen. Dabei bedienen sie sich ähnlicher Mittel wie Einfachheit und Wiederholung, Boulanger allerdings mit einer spirituellen, Orff dagegen mit einer ganz diesseitigen Ausrichtung. Und es war, als hätte Orff seinen Schatten auf das Werk der Französin vorausgeworfen: Man hätte es sich etwas sphärischer gewünscht, leiser und differenzierter in der Dynamik als der Chor und Michael Ha (Tenor) es vortrugen.

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