Home  |  Idee/FAQ  |  zur Person  |  Publikationen  |   freiGEISTreich-Blog  |   Kontakt
  • Leistungen

    • Kunst
    • Texte
    • Führungen
    • Referenzen
    • Datenschutz
  • Themen

    • Aischylos' Perser (13)
    • Alle Beiträge (343)
    • Ausstellung (199)
    • Das Jahr 1913 (3)
    • Film (29)
    • Galerie Riddagshausen (15)
    • Kunst (229)
    • Lesung (9)
    • Literatur/Dichtung (22)
    • Museum (14)
    • Musik/Theater/Tanz (53)
    • Was ist freiGEISTreich? (3)
  • Archiv

    • Alle Beiträge: 2007 bis heute
  • Links

    • Als erstes: "Meine" Künstler
    • BS, Region: Museen
    • BS: Allgem. Konsumverein
    • BS: Buch & Kunst
    • BS: Buntich
    • BS: Fadenschein
    • BS: Filmfest
    • BS: Jazz Braunschweig
    • BS: Kunas Modernus
    • BS: Kunstverein
    • BS: Kunstverein Wf
    • BS: LOT Theater
    • BS: Louis Spohr-Orchester
    • BS: Theater Zeitraum
    • Museum: Berggruen Berlin
    • Museum: Délacroix
    • Museum: Dulwich Picture Gall.
    • Museum: Gegenwart Siegen
    • Museum: Gulbenkian
    • Museum: Herz. Anton Ulrich
    • Museum: Kolumba
    • Museum: Kröller Müller
    • Museum: Kunsthalle Karlsruhe
    • Museum: Kunstmuseum WOB
    • Museum: Liebighaus
    • Museum: Mönchehaus Goslar
    • Museum: Paul Klee
    • Museum: Photographie BS
    • Museum: Picasso
    • Museum: Sir Soane’s House
    • Museum: Sprengel
    • Museum: Villa Stuck
    • Webdesignerin, meine
  • Meta

    • Anmelden
    • freiGEISTreich-Blog als Newsfeed abonnieren

16. Oktober 2021

„Theater Zeitraum“: Premiere „Galka Scheyer in Amerika“

Foto: Klaus G. Kohn

Im Mai 1924 trifft sie in New York ein, und sie brennt darauf, als „Ministerin“ für ihre „vier blauen Könige“ den amerikanischen Kunstmarkt zu erobern: Emmy Galka Scheyer, Malerin aus Braunschweig, die sich seit ihrer schicksalhaften Begegnung mit Alexej von Jawlensky 1916 mit Herz, Haut und Haaren für die Vermarktung von dessen Kunst einsetzte. Im März 1924 nahm sie auch die Maler Paul Klee, Wassily Kandinsky und Lyonel Feininger unter ihre Fittiche und gründete die Künstlergruppe „Blaue Vier“.

Nun hatte das neue Stück von Gilbert Holzgangs dokumentarischem „Theater Zeitraum“ Premiere, „Galka Scheyer in Amerika“; es zeichnet den Weg der leidenschaftlichen Kunstvermittlerin in den Vereinigten Staaten anhand ihres Briefwechsels mit den Künstlern nach.

Und was für Briefe! Man bedauert den Untergang einer solchen Kultur in den Zeiten von E-Mail, SMS und WhatsApp. Das Wunderbare an der Inszenierung: Da die Schauspieler diese Briefe im Wechsel höchst ausdrucksvoll sprechen, hört man einem lebendigen Gespräch zu, mal einem Dialog, mal einem Terzett oder Quintett.

Anfang August 1924 schreibt Galka (Kathrin Reinhardt), sie habe in der öffentlichen Bücherei in acht Tagen 1000 Adressen von Galerien und Museen abgeschrieben und verschicke nun Briefe an diese. „An alle schreiben und das Schicksal für sich arbeiten zulassen – das ist die amerikanische Art zu arbeiten. That gives me a chance.“

Foto: Klaus G. Kohn

Galka gehört der Vordergrund der Bühne, die an Bauhaus-Architektur und die abstrakte Malerei des russischen Konstruktivismus erinnert. Vorn bildet sachliches, weißes Mobiliar ein Interieur, in dem sie spricht und agiert. Die Herren im fernen Europa treten für ihren Part jeweils aus den schwarzen Kulissen hervor. Sie tragen graue Anzüge, Galka dagegen leuchtet im roten Kleid. Der Ton ihrer Briefe ist fast durchweg von Begeisterung, ja Euphorie getragen. „Man darf nicht weinen oder Sehnsucht haben – die Idee ist alles!“ Unermüdlich hält sie…

weiter…

Thema: Alle Beiträge, Musik/Theater/Tanz |

25. Januar 2020

„Wintersongs“ vom Institut für Musik der TU Braunschweig in St. Andreas

Im Licht der Scheinwerfer erstrahlten am Freitagabend die Vierungspfeiler der Andreaskirche in Türkis, Pink und Ultramarinblau, während im dunklen Chor dahinter noch der weihnachtliche Herrnhuter Stern leuchtet. „Wintersongs“, das Konzert der Studierenden vom Institut für Musik und ihre Vermittlung an der TU Braunschweig, stand dieses Jahr unter dem Motto „Winter’s secret Light“ (geheimnisvolles Winterlicht). Das farbige Licht war sanft und süß, dazu passten die vorgetragenen Stücke, überwiegend zeitgenössische ruhige Balladen mit poppigem Sound. Doch das Programm reichte von Edvard Grieg bis zu einer Eigenkomposition von Hendrik Garbade, von ihm selbst gesungen und auf der Gitarre begleitet. Zwei der „Lyrischen Stücke“ für Klavier von Grieg spielte Julia Thome, die sich nach einem kleinen Patzer bei der „Arietta“ bei „Norwegisch“ wieder voll im Griff hatte. Aus „Melodies of the Heart“ des norwegischen Komponisten sang Luise Wehle „Ich liebe Dich“. Linda Ebeling und Rosanna Honig ließen das Duett „For good“ aus dem Musical „Wicked“ nach einer großen Steigerung sanft ausklingen. „I am a Light“ von India Arie sang Lea Diener, „Nobody gets what they want anymore“ Eike Hoffmann. Nach so viel Stimme war  das Saxophon von Marie Pickavé eine willkommene Abwechslung. Für „Winter’s Light“ von Chloe  Agnew kostete sie den ganzen Tonumfang ihres Instruments voll aus. Auf dem Klavier begleiteten durchweg sehr souverän Daniel Wilke, Erik Schlieker, Maja Nedde und Julia Krause, auf der Geige Friederike Kloth, mit Gesang und Gitarre Alinta Groffmann.

weiter…

Thema: Alle Beiträge, Musik/Theater/Tanz |

14. Januar 2020

Theater Fanferlüsch spielt „Bella figura“ von Yasmina Reza

Bella Figura: Boris Amette (Henry Walczyk, v.l.), Françoise Hirt (Daniela Wartusch), Eric Blum (Florian Henk), Andrea (Sümeyra G.), Yvonne Blum (Antje Müller)

„Freunde, ich habe das Gefühl, dass wir uns auf einem Unglückspfad befinden und kurz davor sind, uns lächerlich zu machen.“ „Ja, genau so ist es auch!“ möchte man da als Zuschauer dem Eric aus Yasmina Rezas Komödie „Bella figura“ zurufen. Das Stück, von der „Meisterin der Eskalation“ (Hanser-Verlag) für die Berliner „Schaubühne“ geschrieben und dort 2015 uraufgeführt, hat nun in Braunschweig das Theater Fanferlüsch auf die Bühne gebracht.
Boris hat seine Geliebte Andrea für eine Nacht ins Hotel eingeladen und macht sich extra die Mühe, sie vorher zum Essen einzuladen. Blöderweise erzählt er ihr, dass das Restaurant ein Tip seiner Ehefrau war. Andrea ist empört, die Stimmung im Eimer. Im Eifer des Gezänks fährt Boris eine ältere, schon etwas tüdelige Dame an, Yvonne. Sie ist mit Sohn Eric und Schwiegertochter Françoise auf dem Weg in eben jenes Restaurant, um dort ihren Geburtstag zu feiern. Und Françoise ist – wie peinlich! – eine gute Freundin von Boris‘ Ehefrau. Zu allem Überfluss schlägt Andrea auch noch vor, gemeinsam essen zu gehen. Da bleibt Boris nichts anderes übrig, als sich um „bella figura“ zu bemühen. Doch die bröckelt im Laufe des Abends immer mehr, und das nicht nur bei ihm… weiter…

Thema: Alle Beiträge, Musik/Theater/Tanz |

24. Oktober 2019

Das „Blind Summit Theatre“ mit „The Table“ im Theater Fadenschein

Ein Mann. Ein Tisch. Drei Spieler. Der Mann: eine Puppe, der Körper aus Stoff, weich, mit schlaksigen Armen und Beinen, der Kopf kantig, aus Karton. Missmutig sieht er aus, ein alter Grantler. Und so einer braucht drei Spieler? Nun, nach der traditionellen Form des japanischen Bunraku schon. Welches Wunder diese drei bewirken, das war am Freitag Abend zum Auftakt des 6. Figurentheater-Festivals „Weitblick“ im Theater Fadenschein zu erleben, beim Gastspiel des „Blind Summit Theatre“ aus Großbritannien. Mark Down leiht der Puppe seine Stimme, bewegt ihren linken Arm und den Kopf, Sean Garratt den rechten Arm und das Hinterteil, Fiona Clift, über eine Stunde in gebückter Haltung, die Füße. Und der Alte beginnt zu leben… Er stellt zuerst mal den Tisch vor. 40 Jahre wohnt er schon auf ihm. Mit großen Schritten und kleinen Hüpfern misst er ihn aus, in Länge, Breite und Diagonale. Er zeigt seinen Garten. Zu sehen ist nichts, aber er beschreibt die Blumen, atmet hingebungsvoll ihren Duft ein. Später wird er unter anderem noch auf einem imaginären Laufband rennen sowie auf einer Phil Collins-Platte rotieren und bei jeder Runde geschickt über den Arm des Plattenspielers hinwegsetzen.

Kokett und mit anzüglichen Hüftbewegungen baggert der Alte eine junge Frau in der ersten Reihe an. Seiner Aufforderung, ihn mal anzufassen, mag die aber nicht nachkommen. Nein, nett ist er nicht, dieser olle Kastenkopp mit Bart, Schlitzaugen und Hakennase. Aber ein Charakter mit einem sehr eigenen Schicksal ist er, und er steckt voller Witz. Er ist es leid, immer nur auf Kindergeburtstagen Märchen erzählen zu müssen, fühlt sich zum Höherem berufen. Dieses naht schließlich in Gestalt des Auftrages einer jüdischen Gesellschaft, die letzten zwölf Lebensstunden des Moses in Echtzeit nachzuspielen. In Rückblenden weiter…

Thema: Alle Beiträge, Musik/Theater/Tanz |

22. Oktober 2019

Auftakt zum Figurentheater-Festival „Weitblick“ im Theater Fadenschein

Die Unwirklichen sind gelandet. Am Samstag Abend im Hof des Theaters Fadenschein, wo das 6. Figurenfestival „Weitblick“ beginnt, haben sie zwei Buden aufgebaut. Die eine: eine weiße Küche, in der alle Gerätschaften, hübsch ordentlich sortiert, ihres Einsatzes harren. Die andere: ein Traum in Rosarot, irgendwo zwischen Boudoir und Handarbeitsgeschäft, vollgestopft mit Kleidern, Unterwäsche, Wollknäueln, Herzen und roten Glühbirnen. Und da kommen ja schon die Bewohner: Eine Art griesgrämig dreinschauender Hund mit Kochmütze beginnt, in der Küche mit Töpfen, Pfannen, Kesseln, Kuchenformen, mit Sieben, Kellen und Reagenzgläsern zu hantieren. Seine Backmischung würzt er aus einer quietschenden Pfeffermühle, rührt sie mit einem mechanischen Mixer durch und beäugt sie durch ein Lorgnon. Ab damit in den Ofen. Doch der beginnt, gewaltig zu qualmen, und das Gebäck – eine Speise, die in jedem Esser Begeisterung und Leidenschaft entfacht – muss erst mit der Feile bearbeitet werden, ehe es dem Publikum in kleinsten Häppchen zum Probieren gereicht wird.

Foto: Klaus G. Kohn

Gegenüber machen sich derweil die Herzflickerinnen ans Werk. Spitze Schnauzen ragen aus ihren Hauben, sie klimpern viel mit ihren überlangen Wimpern. Sind sie Ratten? Igel? Vögel? Aus einem Volantrock und einer Pumphose schauen die bestrumpften Beine hervor, gar zierlich trippeln beide auf hohen Absätzen einher. Viel Stoff, viel Plüsch, viel Rüschen und Blumen umgeben sie. Liebevoll nehmen sich die beiden Wesen der gebrochenen und zerrissenen Herzen an, die auf Reparatur warten, nähen, flicken, stopfen sie und verschenken Herzchen an die Zuschauer.

Diese Schau der Gruppe „Les Irreels“ aus Frankreich

weiter…

Thema: Alle Beiträge, Musik/Theater/Tanz |

7. August 2019

Konzert: „Musikalische Illustrationen zum Klaidungsbuechlin“ im Herzog Anton Ulrich-Museum

Götz van Ooyen, Antje Siefert, Sybille Hempel-Abromeit

„Und wer Freude findet an der Lieder Schallen, lässt das Gold, das schnöde in die Hölle fallen!“ Auch Antonin Dvořaks Lied „In dem weiten, breiten, luft’gen Leinenkleide“, aus dem dieser Vers stammt, erklang am Sonntag auf einer festlichen Matinée mit Liedern und Texten im Herzog Anton Ulrich-Museum, zur Finissage der prächtigen Ausstellung „Dressed for Success“. Deren Dreh- und Angelpunkt war das einzigartige Kleidungsbuch des Augsburger Bürgers Matthäus Schwarz (1497-1574), der sich über 40 Jahre seines Lebens immer wieder in seinen extravaganten modischen Gewändern portraitieren ließ. Das schnöde Gold hätte er allerdings wohl kaum in die Hölle fallen lassen, denn er brauchte es, um seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Und als Hauptbuchhalter beim damals reichsten Geschäftsmann Europas, Jakob Fugger, verdiente er sehr gut. Doch an der Matinée mit „musikalischen Illustrationen zum klaidungsbuechlin“ hätte wohl auch Schwarz seine Freude gehabt, war er doch nicht nur gesellschaftlich ambitioniert und modebegeistert, sondern auch musikalisch, spielte sogar selbst die Laute.

Kaum zu glauben, welche Vielfalt an Liedern die Musikerinnen Antje Siefert (Mezzosopran) und Sybille Hempel-Abromeit (Klavier) mit Unterstützung der Ausstellungskuratorin Martina Minning zum Thema gefunden hatten und zu Gehör brachten! In mehreren Abschnitten zu Themen wie „Jugend, Aufbruch“, „Orte, Landschaften“, „Farben“, „Kleider, Stoffe, Hüte“ sowie „Jagen, Musizieren, Feiern“ trugen sie Lieder von Mozart und Schubert, Schumann, Brahms über Debussy und Poulenc bis zu Eisler und Weill vor. Da war „Innsbruck, ich muss dich lassen“ von Heinrich Isaac zu hören (Text Kaiser Maximilian I. zugeschrieben), Mozarts „Die betrogne Welt“ und Schuberts „Mit dem grünen Lautenbande“. In mancherlei Varianten wurde die Liebe besungen, ebenso die Stadt Venedig, Panflöte und Quellnymphen, ein Fleck auf einem teuren Tuch, damastene Rosen und ein Herz, geformt wie eine Erdbeere. Und was bekam des Soldaten Weib (Brecht/Weill)? Topmodisches aus allen besetzten europäischen Hauptstädten, doch aus dem weiten Russenland den Witwenschleier. Zu jedem Themenblock las außerdem der Schauspieler Götz van Ooyen passende Textminiaturen, von Matthäus Schwarz selbst, aus dem Ausstellungskatalog und anderen Quellen. Eine maßgeschneiderte musikalisch-literarische Veranstaltung, ebenso fein komponiert wie die Ausstellung, die mit ihr verabschiedet wurde.

Thema: Alle Beiträge, Musik/Theater/Tanz |

4. Juli 2019

„Soli Deo Gloria“: Haydn-Beethoven-Rezital mit Saleem Ashkar

Vom November 1792 bis zum Januar 1794, also rund 14 Monate, nahm Ludwig van Beethoven Kompositionsunterricht bei Joseph Haydn. Doch der schätzte seinen selbstbewussten, eigenwilligen Schüler nicht sonderlich, hielt sogar sein Klaviertrio op. 1 Nr. 3 für zu schwer verständlich. Beethoven wiederum soll über seinen Lehrer gesagt haben, er habe „nie etwas von ihm gelernt“. Dennoch hat er Haydn eine Sonate gewidmet.

Das künstlerische Verhältnis zwischen beiden Komponisten war Thema des vorletzten Konzerts des diesjährigen „Soli Deo Gloria Braunschweig Festivals“ am Sonntag Nachmittag im Rittersaal des Gifhorner Schlosses. Das Haydn-Beethoven-Rezital wies bereits auf den Themenschwerpunkt des Festivals 2020 hin, den 250. Geburtstag Beethovens. Bestritten wurde das Konzert von dem jungen Pianisten Saleem Ashkar (geb. 1976 im israelischen Nazareth als Sohn palästinensischer Christen), der 22jährig in der New Yorker Carnegie Hall unter Daniel Barenboim debütierte, seitdem bei bedeutenden Orchestern gastiert und mit berühmten Dirigenten wie Zubin Mehta, Daniel Barenboim, Riccardo Muti, Riccardo Chailly und anderen zusammenarbeitet. Ashkar spielte als erstes Haydns Sonate in D-Dur (Hob.XVI:37) aus dem Jahr 1780, gefolgt von Beethovens Haydn gewidmeter Sonate Nr. 3 in C-Dur (op. 2, Nr. 3). Ihr ist zu entnehmen, dass Beethoven seinem Lehrer sehr wohl einiges zu verdanken hat. Beide Werke spielte Ashkar technisch brillant, sehr kraftvoll und mit großer Präzision. Ein wenig mehr Empfindung hätte seinem Vortrag allerdings gut getan.

Wie Beethovens Sonate Nr. 3 auf Haydn zurückgreift, so weisen dessen Variationen in f-Moll (Hob.XVII:6) auf den genialen Schüler voraus. Dieses wunderbare, 1793 entstandene Werk erklang als erstes nach der Pause. Reclams Klaviermusikführer nennt es eine „freie, expressive Klavierdichtung, die, wie manche Haydnsche Sonatensätze, das Variationsprinzip als Mittel melodischer Intensivierung benutzt.“ An das Thema schließen sich nur zwei Variationen an, bevor das Stück in ein erregtes Finale mündet, das schließlich sanft und leise ausklingt.

Als letztes Stück dieses feinfühlig komponierten Programms folgte Beethovens Sonate Nr. 23 „Appassionata“ (1804/1805). Sie gilt als Glanz- und Endpunkt einer Entwicklung, die auf publikumswirksame pianistische Virtuosität abzielt. Danach schrieb Beethoven fünf Jahre lang keine Klaviersonate mehr. Mit der „Appassionata“, ihren wilden Ausbrüchen, extremen Gegensätzen und dem leidenschaftlichen Auf- und Abwogen überwand der Komponist die traditionelle maßvolle und ausgewogene Sonatenform. Die Proportionen der einzelnen Sätze verschieben sich zugunsten des langen, furiosen Schlusssatzes, in den das lyrische „Andante con moto“ des zweiten Satzes fast unvermittelt übergeht. Ashkar meisterte ihn mit Bravour. Die Zugaben, mit denen er sich für den herzlichen Applaus bedankte (Debussy und Schumanns „Träumerei“), zeigten, dass er auch die zarten Töne beherrscht.

Thema: Alle Beiträge, Musik/Theater/Tanz |

3. Juli 2019

Chor „Sine Nomine“ mit Lili Boulanger und Carl Orff in St. Johannis

Foto: Sandra Grünberg

„Alles, was Odem hat, soll ohne Feinde, ohne jede Behinderung den Schmerz überwinden und Glückseligkeit erlangen und sich in Freiheit bewegen, ein jeder auf dem Weg, der seine Bestimmung ist.“ So lautet die erste Strophe des „Alten buddhistischen Gebets“ für Chor, Solotenor und Orchester von Lili Boulanger. Die französische Komponistin stand lange im Schatten von Ravel und Debussy, ist heute jedoch als ganz eigene Stimme innerhalb des Impressionismus anerkannt. Das kurze, ergreifende Stück nach buddhistischen Texten aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. handelt von Frieden, Toleranz und Erlösung. Boulanger schrieb es im 1. Weltkrieg, bevor sie 1918 24jährig starb.

Der Philharmonische Chor „Sine Nomine“ führte das Werk am Samstag Abend unter der Leitung von Karsten Scholz in St. Johannis auf, in der Fassung für Chor und Klavier, gespielt vom Duo Tsuyuki & Rosenboom auf zwei Flügeln, und als „Vorspiel“ zu Carl Orffs „Carmina Burana“. Eine kluge Zusammenstellung, wenden sich doch Boulanger wie Orff längst vergangenen Epochen zu, die sie nachempfinden, interpretieren und wieder aufleben lassen. Dabei bedienen sie sich ähnlicher Mittel wie Einfachheit und Wiederholung, Boulanger allerdings mit einer spirituellen, Orff dagegen mit einer ganz diesseitigen Ausrichtung. Und es war, als hätte Orff seinen Schatten auf das Werk der Französin vorausgeworfen: Man hätte es sich etwas sphärischer gewünscht, leiser und differenzierter in der Dynamik als der Chor und Michael Ha (Tenor) es vortrugen.

weiter…

Thema: Alle Beiträge, Musik/Theater/Tanz |

13. Juni 2019

„tanzwärts“ Wanderer: Probenreportage

Foto: Bettina Stöß

„Jetzt merkt Euch, bitte, gut, was Ihr gerade von wem in der Hand habt!“ Diese Anweisung löst bei uns albernes Gekicher und Gegacker aus. Wir sind eine Gruppe des aktuellen „tanzwärts“-Projekts des Staatstheaters, neun Frauen, zwei Männer und ein Junge, zwischen 7 und 70 Jahren. Soeben liegen wir sternförmig angeordnet um die stehende Christiane auf dem Boden. Jeder berührt seine Nebenpersonen an Armen, Schultern oder Händen. Im nächsten Schritt robben wir an Christiane heran, richten uns halb auf und umfangen ihre Beine. So verharren wir einen Moment, wie die Wurzeln eines Baumes, dann stehen wir auf und umschließen sie ganz dicht, bevor sie versuchen wird, aus dieser Umzingelung auszubrechen.

Gut vier Wochen ist es jetzt her, dass wir diesen Teil unserer Choreographie erarbeitet haben, angeleitet von den Tänzerinnen Bettina Bölkow und Alice Baccile. Ich staune, was die beiden mit ihrer Erfahrung und Kreativität, mit Geduld und Freundlichkeit aus uns Laien herausholen. Anfangs probierten sie viel mit uns aus, ließen uns improvisieren, griffen manche Bewegungen auf und bauten sie in die entstehende Choreographie ein. Später begannen sie, uns bestimmte Bewegungen beizubringen. Das Tolle dabei: Sie nehmen jede von uns so an, wie sie ist, mit dem, was sie kann, und mit ihren Grenzen. Meine anfängliche Sorge, ich könnte physisch überfordert sein, verpufft sehr schnell. Die Herausforderungen sind eher: Kann ich mir die Schritte und Bewegungen auch merken? Zähle ich richtig zur Musik? Kriege ich Tempo, Rhythmus, Präzision hin? Nach acht Tagen tauchen an einigen Knien und Ellbogen die ersten Blessuren und Pflaster auf. Meine Achillessehne schmerzt, aber ich will unbedingt durchhalten und das Zusammenschwingen aller 141 Männer, Frauen und Kinder auf der großen Bühne erleben!

Foto: Gabriele Heinichen

weiter…

Thema: Alle Beiträge, Musik/Theater/Tanz |

26. Februar 2019

Konzert: Liederjan mit „Ernsthaft locker bleiben“ im KULT-Theater

http://www.liederjan.com/Bilder/presse/Liederjan_03.jpg

Foto: Hinrik Schmook

„40 Jahre unterwegs – sind wir müde? Keineswegs!“ Zum Auftakt ihres Konzerts am Samstag Abend im KULT-Theater stimmt „Liederjan“ das eigene Geburtstagslied aus dem Jahr 2015 an, freudig begrüßt von einem Publikum, das die Gruppe noch aus der eigenen Jugend in den 70er Jahren kennen dürfte. Mit ihrem neuen Programm „Ernsthaft locker bleiben“ liefern die Musiker dann zwei volle Stunden lang den quicklebendigen Beweis für ihre Behauptung. Ihre Songs sind – in bester 70erJahre-Liedermacher-Tradition – ein bunter Mix aus Politischem, Poetischem, Persönlichem und ganz viel Humor. Ein Stück über korrekten Sprachgebrauch – Flüchtlingsheim oder Geflohenenhaus? – ist ebenso dabei wie eins über den kleinen Weihnachtsfrieden zwischen deutschen und französischen Soldaten im Ersten Weltkrieg. Da plätschert in einem Instrumentalstück das Flüsschen Kossau bei Plön, sucht sich mäandernd seinen Weg, schwillt an und beschleunigt, um schließlich mit Pathos in den Großen Binnensee zu münden. Komponiert hat’s Hanne Balzer, mit der 2004 erstmals eine Frau zu „Liederjan“ stieß – und was für eine! Die jung gebliebene Nichtsoaltmeisterin hat’s drauf: sie vertont auch stehende Gewässer und Kräuterspiralen, bläst die Tuba („Niemand tubiert so sanft wie Hanne!“), plaudert mit Witz und turnt sogar auf der Bühne. Philip Omlor, der Jüngste im Bunde, schrieb zur Geburt seines Sohnes im Dezember 2017 ein wunderbar wehmütiges Chanson auf das sterbende Jahr, das neugeborene Leben und das wahre Wesen der Zeit.

weiter…

Thema: Alle Beiträge, Musik/Theater/Tanz |

« Vorherige Einträge
freiGEISTreich - Coaching für Kultur & Bildung - Organisationsberatung und Einzelcoaching - systemisch - ökologisch - nachhaltig
Dr. Regine Nahrwold - Kunsthistorikerin - Coach- PR-Referentin
Webdesign Klinger Webwork