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24. September 2023

Austellung „Hoffnungszeichen“ von Alwine Pompe in der Jakobkememate

Der lange und breite Fluss des Christentums, 2021 (Ausschnitt)

Pralinen, Ostereier, Nikoläuse, Schokoherzen – hmmm! Da kann es schon mal passieren, dass von einer ganzen Schachtel binnen kurzem nur noch ein Häufchen bunter Alufolien übrig bleibt. Wer hätte nicht schon mal eins wieder glatt gestrichen und gedacht „Eigentlich viel zu schade zum Wegwerfen – was könnte man mal daraus machen?“. Und wirklich hat eine Künstlerin die bunten Papierchen zu ihrem Material erkoren: Alwine Pompe aus dem Landkreis Lüneburg. Sie zeigt nun ihre glänzende Kunst in der Braunschweiger Jakobkemenate, wo sie an den rauen Steinwänden strahlt und leuchtet. Pompe verarbeitet im Verein mit Buntstiften die Alufolien zu reliefierten Collagen auf Holzgrund. Mit dieser originellen Methode hat die Künstlerin vor gut 30 Jahren eine Not zur Tugend gemacht. Die Grafik- und Textildesignerin entwickelte nach Abschluss ihres Studiums an der Fachhochschule für Gestaltung Hamburg eine Kolophonium-Allergie. Kolophonium aber ist in Papier und Pulverfarben enthalten, damals, noch vor der Digitalisierung ihres Berufs, das täglich Brot der Grafikerin – eine Katastrophe! Als Ausweg aus dieser Misere und Weg in die Zukunft fand Pompe schließlich: Bleistift, Holz, Gips und die Pralinenpapiere, von denen sie schon einige gesammelt hatte. In den 1990er Jahren gestaltete sie ungegenständliche Bilder, in denen sie die unterschiedlichen Formen und Farben der Alufolien zu einem Gefüge von Farbflächen arrangierte und mit Hilfe von Gips zu golden und silbrig glänzenden Reliefs formte. Diese Arbeiten sind im Erdgeschoss der Kemenate zu sehen.

Golddusche, 1998

Getrennt davon, im Obergeschoss, zeigt Pompe die Werke, die ab 2015, seit ihrer Hinwendung zum Christentum entstanden sind. Ihnen verdankt die Ausstellung den Titel „Die Hoffnungszeichen – Symbolographie als Wegweiser“. In ihnen bedient sich die Künstlerin christlicher Symbole, zu denen sie die Pralinenpapiere in großer Zahl verarbeitet. So entsteht eine Art dekoratives Muster aus einem unendlichen Rapport von kleinsten Kreuzen, Fischen, Dreiecken und Spiralen. Das ist handwerklich präzise gearbeitet und wirkt durchaus zauberhaft und kostbar. Pompe möchte damit die christlichen Symbole in den Alltag tragen und, wie sie sagt „wieder die Geschichte von Gott und Jesus erzählen“, weil sie tief beeindruckt sei von den Fortschritten und großartigen Leistungen in Technik, Wissenschaft und den Künsten, die das Christentum der Menschheit gebracht habe. Repräsentativ dafür sind in das Bild „Immerwährend“ die Namen Leonardo da Vinci, Goethe und van Gogh sowie Autos und Raketen eingewoben. (Von Hexenverbrennungen, Glaubenskriegen und Missionierung/Kolonialisierung schweigt Pompe hingegen.)

Immerwährend, 2022

Die Künstlerin versteht ihre „ Symbolographie“ als einen Weckruf für solche „Schläfer“, wie sie es selbst mal gewesen ist, „Schläfer“, die durch ihre Kunst zum Christentum erwachen könnten. Diese Haltung muss man nicht teilen, aber mal abgesehen davon: Kann das funktionieren? Nach Meinung der Rezensentin nicht, da die Symbole in diesen All over-Mustern zu Ornamenten sozusagen säkularisiert und reduziert werden, also ihre inhaltliche Bedeutung weitgehend einbüßen und ganz abstrakte Zeichen bleiben. Dazu die Künstlerin: „Ich schaffe Sinnbilder, keine Andachtsbilder, sozusagen eine Gebrauchsanweisung für das Christentum.“ Ach, wenn’s doch nur so schön einfach wäre…

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9. September 2023

Ausstellung von solerlüthi im Allgemeinen Konsumverein

Es rattert und knattert, rappelt und klappert, schnurrt und surrt und sirrt. Ein altes Röhrenradio, ein Telefon mit Wählscheibe, Schallplatten, eine Brotschneidemaschine, Arm und Hand einer Schaufensterpuppe, ein Sieb, Wecker und Armbanduhren, Brillen, Kleiderbügel, Spielzeug, Barbie und Ken, künstliche Blumen, viele farbige Plastikteile und jede Menge bunter Glühbirnchen… Einiges davon rotiert um die eigene Achse, rollt vor und zurück, schwingt hin und her und auf und nieder.

„Mit dem Gestern hat das Morgen eine andere Bedeutung“ heißt die Ausstellung des Schweizer Künstlerduos Martin Solèr und Roswitha Lüthi, das unter dem Namen solerlüthi firmiert und in Luzern lebt. Er – gelernter Maschinenmechaniker, Landschaftsgärtner und Erwachsenenbildner – ist der Schöpfer der kinetischen Skulpturen, sie – Fotografin, Dokumentarin und Organisatorin – hält mit ihrer Kamera den Entstehungsprozess, fertige Objekte und die Projekte dokumentarisch fest. Die beiden sammeln Weggeworfenes, Aussortiertes und Gefundenes, das mit großer handwerklicher und technischer Sorgfalt, Spielfreude und Liebe zum Detail zur blinkenden und tönenden Maschine wird – zur großen Freude der Betrachter, die sich an dem Schauspiel nicht satt sehen können und immer wieder etwas Neues entdecken. In allen Größen, vom Wandobjekt und von der kleineren Skulptur, die auf einem Tisch präsentiert wird, bis zu einem 2 Meter hohen, mit allerlei witzigen und schrägen Dingen bestückten Rahmen, füllen diese fragilen Maschinen nun den Ausstellungsraum des „Allgemeinen Konsumvereins“.

Natürlich kommen einem da auch die bewegten Skulpturen des älteren Landmannes Jean Tinguely in den Sinn. Bei solerlüthi jedoch geht es um die Verwandlung von Realien, um das Wiederverwerten von scheinbar Nutzlosem, das im Kunstwerk einen neues Leben und neue Bedeutung geschenkt bekommt. Jedes noch so kleine Teil spielt seine ganz eigene Rolle im Gesamtwerk, das von einer spezifischen Trash-Ästhetik geprägt ist. Vergangenes wird zu Bleibendem in neuer Gestalt, aus einem Haufen Gerümpel entsteht eine neue Ordnung. Doch ist diese auch der Vergänglichkeit unterworfen, denn solerlüthi überarbeiten ihre Werke immer wieder, sie bleiben works in progress und – in einem gewissen Sinne auch Vanitas-Stillleben. Allerdings solche, die großen Spaß machen. (Bis 28.9., Allgemeiner Konsumverein, Hinter Liebfrauen 2, 38100 Braunschweig, Öffnungzeiten: Do 18 – 22 Uhr, Sa und So 14 – 18 Uhr)

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22. Juli 2023

Künstler in der Schule – ein Projekt von Angela Gelhaar

Welch ein Leben hier am Fluss, der sich knallblau durch sattes Grün schlängelt! Palmen und riesige Pilze wachsen an seinem Ufer neben Häusern und Hütten, auf dem Wasser schippern etliche Boote, und es wimmelt von Tieren: bunte Vögel, Krokodile, Schlangen, Schnecken, gewaltige Schmetterlinge, ja sogar ein Pinguin hat sich in dieses Idyll des Südens verirrt. Eine Landschaft am Amazonas in Brasilien, wie sie sich deutsche Kinder vorstellen. Geschaffen wurde sie aus farbig bemalten Tonfiguren von Jungen und Mädchen des 5. Jahrgangs des CJD Braunschweig, angeleitet vom Künstler Markus Wollenschläger. Dieser beteiligt sich am Projekt „Künstler in der Schule“ (KidS), das die aus Brasilien stammende Künstlerin und Kunsterzieherin Angela Gelhaar 2008 im CJD initiiert hat, insbesondere am Projekt „KidS goes Amazonas“. Die Kunstwerke, die Kinder von der Kita bis zur Oberstufe in diesem Projekt geschaffen haben, waren im Mai in der Remise des Kunstvereins zu bewundern, darunter auch farbige Zeichnungen und Gipsmasken, mit exotischen Blumen oder animalischen Zubehör phantasievoll dekoriert.

Die Idee hinter KidS: Die Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen sollen Künstler und Künstlerinnen kennen lernen, ihre Lebens-, Denk- und Arbeitsweise und das, was sie antreibt. Inspiriert durch diese Auseinandersetzung stellen die Kinder im Anschluss eigene Arbeiten her, die öffentlich präsentiert werden. Parallel dazu gelang es Angela Gelhaar, einen Austausch mit der Schule Escola Igapó-Açu im Amazonasgebiet aufzubauen. Zeitgleich wird dort und in Braunschweig zu denselben Themen geforscht und gearbeitet. Durch Fotos, Videos und Videokonferenzen erfahren die Kinder hier wie dort etwas von den ganz anderen Lebensbedingungen der anderen Seite, erweitern also ihren Horizont. Sie lernen, dass das, was für sie selbstverständlich ist, an anderen Orten der Welt nicht unbedingt gilt oder verfügbar ist. Das regt an zum Nachdenken über Werte, wobei auch Menschenrechtsfragen und Umweltaspekte wie der Klimawandel eingeschlossen sind. „Man kann so viel bewegen, wenn man Kinder durch Kunst für etwas interessiert und begeistert!“ resümiert Angela Gelhaar.

Auch die brasilianische Künstlerin Rosana Paulino, deren Werke im Frühjahr im Kunstverein ausgestellt waren, hat mit Kindern der Internationalen Schule des CJD gearbeitet, wobei ihre „Wand der Erinnerung“ als Anregung diente. Diese besteht aus Fotos von Familienangehörigen, nach traditioneller Weise in Stoffbeutel eingenäht, wie sie in Brasilien für Amulette benutzt und in Wohnungen als Schutz aufgehängt werden. Ausgehend davon entwickelten die Kinder die Idee, solche Taschen mit Fotos ihrer schulischen „Familie“ herzustellen: den Klassenlehrern als „Eltern“, weiteren Lehrern als „Onkel“ und „Tanten“ sowie ihren Freunden als „Geschwistern“. Diese Beutel werden in der Schule aufbewahrt und sollen dort auch an einer Wand präsentiert werden. Verlässt ein Kind die Schule nach dem Abitur oder auch schon vorher, bekommt es sein Täschchen ausgehändigt zur Erinnerung. In jedem Beutel befindet sich auch eine Kaffeebohne, die Rosana Paulino jedem Kind geschenkt hat – als persönliches Andenken und ganz besondere Duftnote.

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22. März 2023

Ausstellung „Träum was Schönes!“ von Serena Ferrario im Allgemeinen Konsumverein

„Träum was Schönes!“ Mit diesem liebevollen Wunsch werden vor allem Kinder abends in den Schlaf verabschiedet. Und wenn er sich realisiert, kann das Kind abtauchen in jene verrückte Mixtur aus Versatzstücken der Wirklichkeit, der Erinnerung, von Ängsten, Wünschen und Hoffnungen, in der die unwahrscheinlichsten Dinge möglich sind. Genau wie in der Kunst.

„Träum was Schönes!“ hat Serena Ferrario ihre Ausstellung im Allgemeinen Konsumverein genannt. Ihr Studium an der HBK Braunschweig hat die Künstlerin als Meisterschülerin von Wolfgang Ellenrieder abgeschlossen. Geboren 1986 als Tochter eines Sizilianer und einer Rumänin, ist Ferrario zwischen zwei Kulturen aufgewachsen und begreift ihre Kunst als dritte, selbsterfundene, eigene Kultur. Sie lebt und arbeitet in Deutschland (München), Italien und Rumänien und wurde bereits vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Horst-Janssen-Grafikpreis 2021, verbunden mit einer Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle.

Das Fundament von Ferrarios Kunst ist die Zeichnung, die als Cut-out auch in den Raum, in die Installation hinauswächst und um das Medium Film ergänzt wird. Diese Kunst ist eine Traumwelt, in der sich Biografisches, Kindheitserinnerungen und Elemente des kollektiven Gedächtnisses miteinander verweben. Dabei kommt nicht unbedingt „was Schönes“ heraus, sondern auch schweres Gepäck, das es zu verdrängen oder zu verarbeiten gilt. Ungeheuer bringt der Schlaf der Vernunft hier zwar nicht hervor, aber viele wurmartige Gespenster der Vergangenheit, hungrige Geister, wuseln durch Ferrarios farblose, grauweiße Welt.

Drei Betten, darunter ein Gitterbettchen für ein Kleinkind, stehen in der Ausstellung für Schlaf und Traum. Die großen Betten jedoch sind Klapp-Liegen, sie wecken Assoziationen an provisorische Unterkünfte, etwa für Flüchtlinge, lösen Gefühle von Heimatlosigkeit und Unbehaustsein aus. Am Gitterbettchen die Frage „Was wurde Dir in die Wiege gelegt?“. Das zweite bedeutsame Ding ist das Haus, weiter…

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17. Februar 2023

Ausstellung „Monolog“ von Hae Kim im Kunsthaus des BBK Braunschweig

Wow, was für eine Leere! Nur zwei oder drei Arbeiten befinden sich in manchen Räumen des Kunsthauses des BBK, wo Hae Kim seine Ausstellung „Monolog“ eingerichtet hat. Nun sind ja leere Räume in Ausstellungen beileibe nichts Neues, aber nur zwei, drei Arbeiten – das ist nun wirklich sehr wenig. So kann man anfangs denken. Doch dann passiert etwas Eigenartiges und sehr Schönes: Die Objekte des aus Korea stammenden Künstlers (geb. 1983 in Seoul) strahlen eine große Intensität aus, die den Raum erfüllt, ebenso das, was da zwischen den verschiedenen Arbeiten als geheimnisvolle Beziehung hin und her webt.

Hae Kim studierte Freie Kunst bei Björn Dahlem und Thomas Virnich und schloss sein Studium 2020 als Meisterschüler bei Thomas Rentmeister an der HBK Braunschweig ab. Er lebt und arbeitet in Braunschweig. Er schleift Bücher nach dem Lesen ab. Den Staub, der dabei entsteht, nutzt er zum Teil, um daraus Buchstabenstempel zu gießen. Mit diesen druckt er jeden Tag ein Wort, das den Tag zusammenfasst. Den anderen Teil des Staubs füllt er in durchsichtige Kunststoffkästen, wo er sich – je nach Anteil der Druckerschwärze unterschiedlich gefärbt – in Sedimentschichten ablagert und wolkige Strukturen in zarten Grautönen bildet. Die Bücher mit den abgeschliffenen Seiten bleiben zurück, die Schrift ist manchmal noch ahnbar wie bei einem Palimpsest; sie sind ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil der Kunst, der Hae Kim sein Leben gewidmet, ja man kann schon sagen: geweiht hat.

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21. November 2022

Galerie Jaeschke vergibt „Kunstpreis Deutschland“

Am 8. November wurde in der Galerie Jaeschke der „Kunstpreis Deutschland“ vergeben und eine Ausstellung mit Werken der Künstlerinnen und Künstler eröffnet, aus deren Reihen die Preisträgerinnen gekürt wurden. „Kunstpreis Deutschland“? Oh großes Wort! Man denkt an Markus Lüpertz oder Anselm Kiefers Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte oder an Jörg Immendorfs großformatige Gemälde „Café Deutschland“. Ganz hoch hinaus will auch der von den Galerien Jaeschke (Braunschweig) und Wilhelmstein-Art (Goslar) initiierte Preis mit dem Slogan „Art powers Future“ und dem Signet des Brandenburger Tores. Den Künstlern soll er die Gelegenheit geben, sich mit Themen zu beschäftigen, die sie selbst oder auch Deutschland, Europa und die Welt bewegen. Das ist so gut wie: alles Beliebige. Dementsprechend krude ist die Mischung der ausgestellten Arbeiten in den drei Kategorien Malerei, Objekt/Skulptur und Foto/Digital Art, in denen jeweils ein mit 5000 Euro dotierter Preis vergeben wurde: fotorealistisch wie das Portrait eines Homosexuellem vor einer mit Graffiti bedeckten Wand von Kaan Ege Önal; ein Ready Made wie „Corpus delicti“ von Angelika Dors, das aus dem Torso einer Puppe besteht;

oder abstrakt wie „Ewiges Strahlen“, eine Bearbeitung der japanischen Flagge, mit der Marie Schirrmacher-Meitz an den Reaktorunfall von Fukushima und seine Folgen gemahnt. Es gibt durchaus Beachtliches, z.B. gekonnte Malerei wie die von Kaan Ege Önal oder „Zeitkapseln“, ein Bild zweier durchsichtiger Kristalle von Birgit Wolfram, auch das Stilleben einer Spüle mit schmutzigem Geschirr von Gila Epshtein.

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20. November 2022

Neuer Ausstellungsort „weissnicht/knöchel“ im westlichen Ringgebiet

Sonntag Abend, 18.00 Uhr. Über die Sophienstraße im westlichen Ringgebiet hat sich bereits tiefe Dunkelheit gebreitet. Doch aus den großen Schaufenster der Nr. 12 leuchtet es hell auf die Straße hinaus, man wird magisch angezogen von diesem Licht. Ein neuer Ausstellungsort ist hier entstanden: „weissnicht/knöchel“, getragen vom Verein WRG studios. Er wurde in diesem Jahr gegründet von Dominik Kuschmieder und Till Terschüren, die beide an der HBK Braunschweig studieren. Die zwei haben bereits 2019 auf einem kleinen Gewerbehof am Frankfurter Platz ein selbstverwaltetes, unabhängiges Gebäude für Kunstproduktion ins Leben gerufen, mit inzwischen sieben Ateliers auf zwei Etagen, Gemeinschaftsräumen und einer Werkstatt. Die Mitglieder des Vereins sind diejenigen, die in den Ateliers arbeiten; sie kommen auch aus diversen Gruppen, die während der Corona-Jahre im Stadtteil aktiv waren. Aktivitäten gibt es also schon seit längerem, nun sollen diese unter dem Label WRG studios gebündelt werden. Die nicht nur räumliche Nähe zur HBK ist Programm: Das Ziel des Vereins ist es, eine zeitgenössische Kunstszene zu verstärken, die Braunschweig, diese Stadt in der Mitte Deutschlands mit einer der größen Kunsthochschulen, für Künstlerinnen und Künstler attraktiv macht, so dass diese nach Abschluss des Studiums hier bleiben. So bot WRG studios im Oktober einen DJ-Workshop für Leute der queeren Personengruppe FLINTA* an. Auch soll der Austausch mit Kunstschaffenden aus anderen Städten gesucht, der Diskurs über die Stadtgrenzen hinaus gefördert werden. Der Präsentationsraum „weissnicht/knöchel“ soll auch Kunstschaffenden von außerhalb zur Verfügung stehen, ein Jahresprogramm für 2023 ist in Arbeit.

Zur Zeit ist dort die Ausstellung „Staging a confrontation“ zu sehen, eine Rauminstallation von Bubu Mosiashvili (geb. 1997 in Tiflis, Georgien), der die Staatliche Kunstakademie Tiflis absolvierte und derzeit Bildende Kunst an der Hochschule für Künste Bremen studiert. Er hat sich mit den noch existenten Kolonialdenkmälern in Bremen und Braunschweig beschäftigt und ihre problematische Geschichte gründlich recherchiert. Das Resultat ist eine künstlerisch-konzeptionelle Arbeit, in der sich zwei wilde Tiere – der Elefant des Bremer Anti-Kolonialdenkmals und der Löwe des Braunschweiger Kolonialdenkmals im Prinzenpark – in einem dekonstruierenden Dialog begegnen. Dazu ist Sound zu hören, u.a. das Gebrüll der Tiere und die Jubelrufe von Leuten, die der Demontage von Statuen von historischen Persönlichkeiten in den USA zusehen, die heute als Rassisten eingestuft werden. Die Stellwände der Installation werden – so scheint’s – gehalten von Kunststoffbändern, die man zum Niederreißen solcher Denkmäler benutzt. Ergänzt wird die Ausstellung von einer sehr informativen Publikation, in der sich zwei Texte mit konträren Ansätzen zur Frage des Umgangs mit solchen Relikten einer höchst fragwürdigen Vergangenheit gegenüberstehen. Sehr sehens- und lesenswert. Dem Verein ist für seine Projekte viel Glück und Erfolg zu wünschen. (Bis 16.12., weissnicht/knöchel, Sophienstraße 12, 38118 Braunschweig, Öffnungszeiten: mittwochs, freitags und sonntags, 15-19 Uhr)

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7. November 2022

Ausstellung „Gezgin, lass uns gehen“ von Ugur Ulusoy im Kunstverein WF

„Erst der Knall, dann der Schwebezustand“, Malmaterialien: Acryl, Öl, Pastell- und Ölkreide, Sprühlack, Tusche, Pigmente und Latex auf Stoffen. Die Arbeit von Ugur Ulusoy füllt eine ganze Wand im Kunstverein Wolfenbüttel. Nein, nicht auf Leinwand, die auf einen Rahmen gespannt ist, malt der Künstler, sondern auf dünnen Tüchern, die er zu großen Formaten aneinandernäht und die leicht und lose vor der Wand herabhängen. Manche von ihnen, die kleineren, sind noch brave Rechtecke, ganz wie das gute alte Tafelbild, und am traditionellsten wirkt noch eine Reihe von kleinen, feinen Kugelschreiber-Zeichnungen. Doch überall wirbeln die knalligen Farben – Grellpink, Gritzegrün, Himmelblau und Zitronengelb – und die Formen schweben, wabern und wuchern. Selten klingt etwas Gegenständliches an, zumeist repräsentiert die Kunst sich selbst als Malerei, als mit breitem, gestischen Pinselstrich aufgetragene oder auch gesprühte Farbe. Manchmal tauchen in diesem Kosmos kubisch-architektonische Formen auf, doch die meisten sind rund, geschwungen, organisch, alles scheint in rotierender Bewegung zu sein…

„Gezgin, lass uns gehen“ hat Ugur Ulusoy seine Ausstellung genannt. „Gezgin“ ist türkisch und bedeutet „weitgereist, umherziehend“. Der Maler, der sich selbst als reisenden Wanderer bezeichnet, lädt die Gäste seiner Schau dazu ein, in die Bewegung zu kommen, gewohnte Denkschemata zu verlassen und Grenzen zu überwinden. All dies tut auch seine Malerei, etwa, wenn der Malgrund sich über das konventionelle Rechteck ausdehnt, bizarre Konturen annimmt, eingeschnitten wird oder nur an einer Spitze aufgehängt ist, so dass der Stoff wellig herunterschlappt. weiter…

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18. Oktober 2022

„La Barque Acide“ beim Figuren-Festival „Weitblick“ im Staatstheater Braunschweig

Foto: Circusögraphy

Eine feurige Ansprache auf Italienisch, an das Publikum gerichtet von einer Frau. Ihr Fazit: „Richte Dich nicht nach den anderen! Warte nicht, bis jemand kommt und Dir sagt, was Du tun sollst! Das würdest Du am Ende nur bereuen. Mach das, was Du wirklich willst! Es ist ganz einfach. Los, tu es!“ Damit beginnt das Stück „The End is Nigh“ der Zirkusgruppe „La Barque Acide“ aus Toulouse, die am Freitag Abend im Rahmen des Figuren-Festivals „Weitblick“ im Kleinen Haus des Staatstheaters auftrat. Angesichts des nahenden Endes entfalten die fünf Frauen und vier Männer aus acht verschiedenen Nationen ein atemberaubendes artistisches Spiel mit ihren Körpern, mit skurrilen Typen und diversen Dingen. Da wäre zum Beispiel: der Toaster samt heraushüpfender Brotscheibe. An drei Toastern schaltet und waltet sehr souverän der telefonierende Chef eines Großraumbüro, dem ein serviler Untergeber Stift und Papier reicht. Die Brote, in die Luft geschmissen, setzen wie ein Uhrwerk einen Reigen der Mitarbeiterinnen in Gang, die ihre immer gleichen Tätigkeiten ausüben und zwischendurch die Brote auffangen und weiterwerfen. Dieser Reigen wiederholt sich und steigert sich von Mal zu Mal im Tempo, das ist höchst kunstvoll und wahnsinnig komisch zugleich. In einer anderen Szene sitzt eine Frau am Tisch und stellt am Toaster ein Radio ein. Nach den Sendersuchgeräuschen ertönt schließlich ein Beatles-Song. Dazu beginnt die Frau einen Tanz mit der Schnur eines Diabolos, die Haar und Körper artistisch umspielt. Am Ende des Stücks liefern sich alle neun Mitglieder der Truppe einen rasanten Wettkampf im Toastbrot-Rauswurf und fangen zuguterletzt alle gleichzeitig ihre letzten Brotscheiben auf.

Foto: Circusögraphy

Der Körpereinsatz der Künstlerinnen und Künstler ist enorm, sei es bei einer spannenden erotischen Annäherung zwischen Mann und Frau, sei es bei einem Auftritt dreier barbusiger Frauen. Diese verknoten sich zuerst zu einem wabernden Knäuel, bei dem eine Frau die Körper der anderen beiden dominiert und auf ihnen stehend, kniend und liegend komplizierte Figuren vollführt; dann umwirbeln sie einen Mann, der mit drei Keulen jongliert, und lassen dabei herausfordernd ihre Brüste wippen und rotieren. Ein anderer Spieler wiederum tritt mit nackten Füßen lustvoll einen Scherbenhaufen breit, dazu erklingt das Knirschen von Glassplittern.

Zu den skurrilen Typen, die im Stück immer wiederkehren, gehört der Luftballonfalter, der auch Bücher schreibt: „Selbstmord für Anfänger“ und „Wie man sich auf das Ende der Welt vorbereitet – für Anfänger“. Einige völlig absurde Tips aus dem zweiten Ratgeber werden gleich ausprobiert.

Insgesamt ein Feuerwerk an brillanter Artistik sowie witzigen und wunderschönen Einfällen. Auch der Zuschauerraum wird bespielt, das Publikum einbezogen. So unglaublich schwer die Körperbeherrschung auch sein mag – alles wirkt zu jeder Zeit bezaubernd leicht und mühelos. Dazu kommt ein sehr durchdachter Einsatz von Licht, von Sound, Musik und auch Stille. Das Publikum dankte der Truppe für den tollen Abend mit Johlen und tosendem Applaus.

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16. Oktober 2022

MeisterschülerInnen 2022 im Kunstverein Braunschweig

„Strange Itineraries“ heißt die Ausstellung von Arbeiten der Studierenden der HBK Braunschweig, die dieses Jahr ihre Ausbildung als Meisterschüler und -schülerinnen beschließen und denen nun der Schritt an den Kunstmarkt, ins „Betriebssystem Kunst“ bevorsteht. Ja, sehr eigene und oft auch eigenartige Reisewege zeichnen sich in dieser Schau des Kunstvereins Braunschweig ab. Im Foyer der Villa „Salve Hospes“ zeigt Sunny Pudert „STTING IS PLEASURE“, eine Folge von drei weißen Betonsockeln, gekrönt von schwarzen Silikon-Pyramiden, sie laufen auf das rautenförmige Bild eines sich aufbäumenden Pferdes zu – klare skulpturale Setzungen in strengem Schwarz-Weiß-Kontrast. Da sieht gut aus in der Rotunde, doch was hat es zu bedeuten? Von der Künstlerin erfährt man, dass sie sich mit „defensiver Architektur“ auseinandersetzt, also Vorrichtungen in Städten, die es Menschen unmöglich machen, zu sitzen und zu verweilen. Die weiche Silikonspitze soll die Lust des Sitzens veranschaulichen, das Pferd den Widerstand gegen den Zwang, aber auch männliches Imponiergehabe. Das ist konzeptuell-verklausuliert und dem Werk nicht anzusehen, es wird damit gedanklich überfrachtet.

Eine ganze Reihe von Arbeiten sind beeindruckend kunstvoll gemacht, auch schön anzusehen, können einen aber auch als reine l’art pour l’art etwas unbefriedigt zurücklassen. Dazu gehört etwa die Malerei von Verina Schwarz, die sich mit Hathor, der altägyptischen Göttin der Liebe, der Kunst, des Friedens und aller weiblichen Wesen beschäftigt. Carlotta von Drinkewitz verknüpft in sensiblen Wandobjekten Eindrücke von der Architektur Neapels mit der klassizistischen Ornamentik und Symbolik des Kunstvereins. Ihre Bodenarbeit „The Gods did create man, man create gods“ ist aus verzweigten Formen gebildet, in denen man erst auf den zweiten Blick die Buchstaben entdeckt.

Agathe Borbes gewelltes Badehandtuch aus Glasfasergewebe, Epoxidharz, Pappmachée, Glasur und Decorfarbe fasziniert als zerbrechliches Gebilde; die Künstlerin hat ihm auch ein Gedicht gewidmet. Viiri Linnéa Broo Andersson lädt mit ihren „Candysticks“ dazu ein, neue organisatorische Systeme zu denken, indem sie bunt-glitzernden Stäbe mal an die Wand lehnt, mal bündelt, mal im Gestell anordnet.

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