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Regine Nahrwold am 24. April 2016:

Ausstellung ARTgeschoss in der Welfenakademie Braunschweig

Matthew_Davis(Ausschnitt)

Matthew Davis (Ausschnitt)

Ein kraulender Schwimmer mit grüner Schutzbille, gerade holt er Luft und setzt zum nächsten Zug an. Eine Momentaufnahme des britischen Malers Matthew Davis, zusammengesetzt aus tausenden winzigen Lachen flüssiger Ölfarbe. Dmitrij Schurbin, Kurator der Ausstellung ARTgeschoss berichtet: Der Maler trägt die Farbe nicht mit dem Pinsel auf, sondern lässt die Farbtropfen von oben auf die Leinwand fallen, oft sogar in mehreren Lagen übereinander. Menge der Farbe und die Stelle im Bild müssen dabei natürlich exakt kalkuliert werden. Kunst oder Kunststück? Das ist hier die Frage.

Nach Wolfenbüttel findet Artgeschoss nun, zum 3. Mal, in der Welfenakademie in Braunschweig statt. 55 Künstler aus Deutschland, Europa und Japan beteiligen sich mit ihren Gemälden, Skulpturen, Grafiken, Fotografien und Performances. Dabei geht es dem Kurator nicht um eine bestimmte Kunstrichtung, sondern um Kunst auf hohem Niveau, soll heißen: eine Idee mit einem hohen Maß an handwerklichem Können professionell umzusetzen. Und handwerkliches Können zeichnet in der Tat die meisten der Künstler aus. Gerade von den Malern beherrschen viele perfekt ihre Maltechniken, oft in geradezu altmeisterlicher Perfektion (Felix Wunderlich). Doch was sind die Ideen? Bei den Bildgegenständen handelt es sich etwa um Waldstudien, mit Holzstücken aus demselben gemalt (Konstantin Dery), um konstruierte Stilleben (Mirko Schallenberg), um ausgeklügelte Allegorien (Dmirtij Schurbin selbst), um Religiöses (Adelchi Mantovani), Abstruses (Napoleon als Affe mit Banane von Guido Zimmermann) oder Stilisiert-Dekoratives (Anna Silivonchik, Ekaterina Chekalina).

Mirko_Schallenberg

Mirko Schallenberg

Adelchi_Mantovani

Adelchi Mantovani

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Regine Nahrwold am 6. April 2016:

Burga Endhardt und Bernd Rummert im Kunstförderverein Schöningen

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Auszug aus meiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung:

Bernd Rummert zeigt Arbeiten, die in der Technik mittelalterlicher Kettenhemden aus ineinander verschlungenen Ringen bestehen – eine Art textiles Gewebe aus Metall, das an harte Schutzpanzer erinnert, bei aller Härte aber zugleich Beweglichkeit ermöglicht. Einer dieser „Kettenhemdstoffe“ liegt auf dem Boden über Glasmurmeln, die minimale plastische Erhebungen bewirken und in ihrem grünlichen Glanz sehr schön mit dem dunklen Metall harmonieren. Die Linie des Drahts wird zuerst Fläche, und die Fläche wird Raum. Sehr schön auch, welche grafischen Strukturen sich durch Verdichtung und Auflockerung der ringe ergeben, wenn man das „Kettenhemd“ auf dem Boden verschiebt. Ein anderes dieser „Kettenhemden“ umspannt einen Tisch, auf den es genau zugeschnitten ist, und erhält durch ihn die Form eines Kubus. Es heißt „duck and cover“ nach einem amerikanischen Trickfilm aus den 50er Jahren, in dem einen kleine Schildkröte Kindern vormacht, wie sie sich im Falle eines Atomkriegs verhalten soll: Ducken und Verstecken – witzig, aber natürlich auch sehr makaber.

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Eine weitere Technik, die Rummert anwendet: rechteckige Plättchen aus Stahlblech werden an den Ecken mit vier Löchern versehen und dadurch mit Ringen verbunden. So entstehen Bodenarbeiten, Plastiken mit einer großen Ausdehnung in Länge und Breite, aber mit einer nur sehr geringen Höhe. Andere Arbeiten in dieser Technik lassen sich zu dreidimensionalen Gebilden aufstellen. Dazu inspirierten Rummert die Begräbnisanzüge der chinesischen Han-Dynastie (etwa 208 v.Chr.- 220 n.Chr.), die in Gräbern von Königen und hochstehenden Adeligen gefunden wurden. Sie bestehen aus kleinen Jadeplättchen, die mit Ringen aus Gold, Silber oder Kupfer – je nach Rang des Verstorbenen – verbunden sind. Kopf und Körper des Toten werden davon völlig umhüllt; der Anzug soll eine unversehrte Reise ins Jenseits gewährleisten. Die Technik als auch den Gedanken der Schutzfunktion hat Rummer aufgegriffen und in etwas ganz Eigenes umgesetzt.

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Regine Nahrwold am 3. April 2016:

Magnus Kleine-Tebbe und Rudolf Jahns in der Jakobkemenate Braunschweig

„Können, Künden, Kennen, Gunst und Kontroverse sind die fünf von mir persönlich genannten Bedingungsfaktoren für Kunst.“ So lautet das Credo des Bildhauers Magnus Kleine-Tebbe, der nach 50 Lebensjahren und 25 Jahren im Dienst der Kunst mit einer Ausstellung in der Jakobkemenate „Eine Zwischenbilanz“ zieht. Im Erdgeschoss der Kemenate drängen sich auf engstem Raum viel zu viele teils lebensgroße Gipsfiguren mit pathetischen Gebärden und wallenden Gewändern vor einem Gemälde von Ben Willikens, das in Grautönen den menschenleeren Saal von Leonardo da Vincis Abendmahl zeigt. Die Figuren, die aus dem Bild verbannt seien, habe er in diese Leere wieder hineinstellen wollen, so Kleine-Tebbe.

 Auf die Frage, wie er sich in den vergangenen 25 Jahren entwickelt habe, antwortet er, er arbeite noch immer so wie zu seinen Studienzeiten 1988-1994 in Nürnberg, wo er die Proportionslehre von Albrecht Dürer sowie die spätgotischen Meister Veit Stoß und Adam Kraft studiert habe. Als Könner und Künder sieht er sich selbst – er nennt sich absichtsvoll „Christlicher Bildhauer“ – und als Kenner sowie.Die Einflüsse, die ihn gebildet haben, reichen nach eigenen Angaben von der Antike, der Gotik und Michelangelo über den Barock bis zu Jürgen Weber, dessen Assistent er 1994-2000 war. Ja, fehlen da nicht mindestens noch Bernini und Rodin? Anders gesagt: Geht es auch eine Nummer kleiner? Und was ist mit Brancusi, Giacometti, Picasso oder Henry Moore?

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Regine Nahrwold am 5. Februar 2016:

Philip Grözinger im Kunstverein Wolfenbüttel

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Wer hat Angst vom Schwarzen Mann? Der sollte den Kunstverein Wolfenbüttel jetzt lieber meiden, denn genau dem begegnet man dort zur Zeit auf den Bildern von Philip Grözinger. Etwa als „Black Brunswicker“ mit Totenkopf-Emblem. Oder als mächtige, fast schon mythische Gestalt eines Torwarts, der sich von den weißen Stollenschuhen bis zu den blauen Handschuhen diagonal durchs Bildfeld spannt, um in der linken oberen Ecke den Ball abzufangen. Eine knallrote Eins prangt auf seiner Brust, und aus den leeren, weißen Augenhöhlen zucken Farbrinnsale wie Blitze. Dass das Bild – kein Portrait! – den Namen des ehemaligen Eintracht-Torwarts Bernd Franke trägt, ist sicher als Referenz des Künstlers an Braunschweig zu verstehen. Sechzehn Jahre nach Abschluss seines Studiums an der HBK Braunschweig hat der Meisterschüler von Karl Schultz nun die erste institutionelle Einzelausstellung in seiner Heimatregion.

Eine Motorhaube mit dem Datum 7.3.1983 ist eine Hommage an einen zweiten Eintracht-Spieler. Lutz Eigendorf, in der DDR aufgewachsen, setzte sich 1979 in die BRD ab und verunglückte an jenem Tag tödlich mit dem Auto. Die Kindheit und Jugend im Zonenrandgebiet, wo östlich des Grenzzauns die terra incognita begann, hat Grözinger geprägt. Und terra incognita betritt man mit Augen und Kopf auch beim Betrachten seiner Malerei: Da tun sich tiefe, finstere Bildräume und von fahlem Licht nur spärlich erhellte apokalyptische Landschaften auf, in denen sich abstruse Wesen tummeln: Tiere, Astronauten-Roboter und ungeschlachte Kolosse, oft mit Kabeln und Schläuchen an geheimnisvolle Planeten angeschlossen oder in einem kleinen Boot einsam auf dem Meer treibend. Polyeder, grelle Sonnen und andere Himmelskörper zischen vorbei. Auf den ersten Blick wirkt das Personal dieser traumhaften Szenarien putzig und kurios, auf den zweiten dämonisch. Man fühlt sich an Höllendarstellungen von Hieronymos Bosch erinnert.

Diese düstere Bildwelt geht einher mit einer bewusst dilettantischen Malweise. Die überwiegend bunten Farben sind pastos mit breitem Pinsel aufgetragen, die dargestellten Figuren und Dinge bis hin zu liebevoll gemalten Blümchen wirken kindlich-unbeholfen, fast naiv. Doch Obacht: Das Ganze ist eine explosive Mischung! (Kunstverein Wolfenbüttel, Reichsstr. 4, Wolfenbüttel, bis 21. 2. 2016. Neue Öffnungszeiten: Mi-Fr 16-18 Uhr, Sa und So 11-13 Uhr und nach Vereinbarung)

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Regine Nahrwold am 4. Dezember 2015:

Julia Schmid im Kunstverein Wolfenbüttel

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Diese Blumen- und Pflanzenbilder vergisst man so schnell nicht wieder! In quadratischen Bildfeldern oder extremen Querformaten sind Stengel, Blüten, Blätter, Beeren, Samenkapseln, Ranken, Unkräuter als lockeres Gefüge arrangiert und, wie in einer botanischen Zeichnung, ganz genau wiedergegeben. Von den Bildrändern überschnitten ragen sie, stark vergrößert und klar konturiert, farbig in die leere Mitte des weißen Bildgrunds hinein, wo die Linien und Formen zugleich eine lebendige grafische Struktur bilden.

Diese „Sammelbilder“ sind jedoch nur eine Facette des Werkes von Julia Schmid und wohl die, die mit ihrer Schönheit den Betrachter zuerst am meisten anspricht, um ihn dann weiter in einen faszinierenden Kosmos hineinzuziehen. Schmid beschäftigt sich mit Natur im urbanen Raum und realisiert ihren künstlerischen Gedanken in den Medien Malerei, Zeichnung, Fotografie und Fotogramm, Installation, Stickerei, Buch und Text. Sie arbeitete bisher in Hannover, wo sie lebt, in Lehrte, Braunschweig, aber auch in New York sowie in Madrid und Helsinki. Dorthin reiste sie mit dem Preisgeld des Bonner Kunstpreises, den sie 2011 gewann. Nun gibt eine sehr sehenswerte Ausstellung mit dem bedeutungsvollen Titel „schnüren“ im Kunstverein Wolfenbüttel Einblick in ihre Arbeitsweise.

Schmid startet ein Projekt, indem sie auf dem Stadtplan ein Biotop definiert. Dort sammelt sie Pflanzen, die sie dann in den „Sammelbildern“ portraitiert. Am ausgewählten Ort entstehen Fotos, Aquarelle, Pläne von Wegstrecken. Bleistiftzeichnungen, aus deren fein gesponnenem Liniennetz sich Landschaften, Stadtansichten, Tiere herauskristallisieren. Exakte, streng lineare Zeichnungen von Hausfassaden. Manchmal Karten, als zarte Liniengespinste mit Nadel und Faden auf Textil gestickt. Nüchtern-sachliche Objektbeschriftungen beschreiben den Kontext der Entstehung wie eine Versuchsanordnung.

Der Wolf bildet den Mittelpunkt der Wolfenbütteler Ausstellung. Dieses wilde Tier und sein Wiedereindringen in die Zivilisation beschäftigt die Künstlerin seit sie in den Dioramen des Landesmuseums Hannover zeichnete und dort das Fehlen des Wolfes bemerkte. In der Ausstellung ist es in Zeichnungen und als Silhouette in einer Installation präsent. Ein Buch dokumentiert den Medienhype um die Frage „Ausbreitung zulassen oder zurückdrängen?“ (Kunstverein Wolfenbüttel, bis 13. Dezember 2015, Öffnungszeiten: Di-Fr 16-18 Uhr, Sa und So 11-13 Uhr)

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Regine Nahrwold am 23. November 2015:

Gerhard Scharnhorst im raumLabor

NetzWerkZauber

NetzWerkZauber, 2015

Die Farbe! Sie läuft, leuchtet, atmet, pulsiert, schwebt, dehnt sich aus und öffnet Tiefenräume – auf den Bildern von Gerhard Scharnhorst. Der Maler, der unter anderem mit dem Rudolf-Wilke-Preis der Stadt Braunschweig ausgezeichnet wurde, präsentiert unter dem Titel „sehen… weiter… gehen“ zur Zeit eine Auswahl seiner Arbeiten aus den letzten zehn Jahren im raumLabor in der Hamburger Straße.

Stipendien und Reisen führten Scharnhorst unter anderem nach Indien, Israel, Griechenland, in die Türkei, und es ist, als habe er die intensiven Farben der südlichen Sonne und des indischen Kontinents durch die Augen aufgesaugt und von dort in seinen Pinsel fließen lassen: sattes Orange, strahlendes Rot, tiefe Blautöne, ein Schwarz oder Weiß, in das feinste Nuancen anderer Farben hineingewoben sind.

Der Maler schüttet die stark verdünnte Farbe auf die Leinwand, wo sie sich wie in einem Aquarell in Flecken und Flächen ausbreitet, sich mischt, in vibrierenden Rinnsalen verläuft, Netzwerke ausbildet. In dieses „Urchaos“ greift er dann lenkend ein, und arbeitet im „kairos“, dem glücklichen Augenblick, das Zufällige bewusst aus. So entstehen gerade Linien, Diagonalen, scharfe Kanten. Die Querformate haben manchmal die Anmutung einer Landschaft, ohne doch eine solche abzubilden. Alles bleibt offen und lässt der Phantasie des Betrachters Raum. Fließende Bewegung und konstruktive Ruhe, Emotion und Ratio, Chaos und Ordnung, Dichte und Leere, Be- und Entschleunigung, Begrenzung und Öffnung sind die Polaritäten, mit denen sich das Geschehen auf den Leinwänden beschreiben lässt.

Danach… aufwirbelnd!?, danach… Licht!?, entstehen und vergehen, Labyrinth, Verwirbelung, EnergieRaum, NetzWerkStröme, NetzWerkMagie – das sind die poetischen Titel dieser Werke. Eine Schlüsselfunktion nimmt für den Künstler das Bild „BlauKreuz transparent“ ein. Dieses Kreuz – ein religiöses Symbol? Ganz sicher nicht, es ist eine rein formale Angelegenheit. Aber wer mag, darf in der Malerei von Gerhard Scharnhorst mit ihren weiten Horizonten ruhig eine spirituelle Dimension erblicken.

(Bis 6. 12. raumLabor, Hamburger Str. 267, Öffnungszeiten: Mi und Fr 16-19 Uhr, Do 15-20 Uhr, Sa und So 11-18 Uhr)

NetzWerkwärme

NetzWerkWärme, 2015

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Regine Nahrwold am 15. November 2015:

„Anonyme Zeichner“ in der Galerie Geyso 20

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„Ich verstehe mich weniger als Kuratorin denn als Künstlerin oder Dirigentin eines Orchesters.“ Anke Becker steht vor einem Tisch, der mit Zeichnungen bedeckt ist. Die meisten der etwa 600 Arbeiten, die sie aus 2000 Zusendungen ausgewählt hat, hängen schon an den Wänden der Galerie „Geyso 20“. 2006 hat die Berliner Künstlerin das Projekt „Anonyme Zeichner“ ins Leben gerufen. Einem Aufruf im Internet folgend, kann ihr jedermann jeweils eine Arbeit im Format bis maximal DIN A3 zuschicken. Aus den Einsendungen komponiert sie eine Ausstellung, wobei die Urheber – sie signieren ihre Arbeit auf der Rückseite – anonym bleiben. Alle Zeichnungen sind zum Einheitspreis von 200 Euro erhältlich. Erst nach der Ausstellung wird der Hersteller und seine Herkunft enttarnt.

Wie verändert sich das eigene Urteil, wenn man nichts über die Künstlerinnen und Künstler weiß? Wie entwickelt man selbst eine Definition von Wert, wenn die Preise einheitlich sind? Was ist eine gute Zeichnung? Das sind die Fragen, die Anke Becker interessieren. Sie erhält inzwischen Einsendungen aus aller Welt, und Ausstellungen der „Anonymen Zeichner“ waren schon in Berlin, Basel, Kopenhagen, Zürich, Leipzig, Eindhoven und Rom zu sehen. Über die Zusammenarbeit mit der Galerie „Geyso 20“, die sich über die Beteiligung von Künstlern der Lebenshilfe entwickelt hat, ist Anke Becker besonders glücklich: „Die Künstler hier sind mit einer solchen Hingabe und Intensität bei der Arbeit, da schämt man sich schon fast, wenn man mal fünf Minuten unkonzentriert ist.“

Bei der Hängung lässt sie sich von inhaltlichen oder formalen Analogien leiten, so entwickeln sich „Wolken“ von verwandten Arbeiten, eins leitet zum anderen über, und jede Wand bildet einen großen Zusammenklang wie ein Orchester. An Techniken ist alles vertreten, von Bleistift, Filzstift und Tusche über Farbstifte und Wasserfarben bis zu Collage, Druckgrafik und Genähtem. Und was gibt es in der Fülle nicht alles zu entdecken: Realistisches und Abstraktes, Akribisches, Fantastisches, Bizarres, Irritierendes… Eine gemusterte Socke, Masche für Masche gezeichnet. Ein Mann, am Tisch eingeschlafen, den Kopf auf beide Arme gelegt. Aus verdichteten und gelockerten Strichlagen wächst ein Gesicht heraus. Seltsame Fabelwesen. Strukturen, gebildet aus Linien, Punkten, Kreisen, Streifen, Karos. Es ist eine Lust, zu schauen und zu finden!

Galerie „Geyso 20“, Geysostr. 20, bis 18. 12. 2015, Öffnungszeiten Mo-Fr, 13-17 Uhr. Eröffnung am Freitag, 13. 11. um 19 Uhr. Am 13. und 14. 11., am 2. und 3. 12., sowie am 18. 12. ist Anke Becker vor Ort. An diesen Tagen ist der Kauf der Arbeiten gegen Barzahlung möglich. Ansonsten über das Internet: www.anke-becker.de.

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Regine Nahrwold am 3. November 2015:

Literaturnacht: Feridun Zaimoglu

Lange Nacht der Literatur im Staatstheater Braunschweig am 1. November 2015:

Feridun Zaimoglu und Hubert Winkels gehen um 21.20 Uhr bei Wein statt Wasser zum legéren Teil des Abends über. Die erste Frage an den Schriftsteller, der, so Winkels, zu den wichtigsten Künstlern türkischen Ursprungs gehört, die Markierungen im deutschen Kulturleben setzen: „Wie schätzen Sie die Lage in der Türkei ein?“ Zaimoglu: „Ich kann nur als gut unterrichteter Tourist Auskunft geben. Die Lage ist das Ergebnis einer langen Entwicklung. In ihr spielen anatolische Frömmigkeit, die dem Land nicht gut tut, Grobianismus, Korruption und Lügen, die bis zur Staatsgründung zurückgehen und die Leugnung des Völkermords an den Armeniern einschließen, eine wichtige Rolle. Mit diesen Lügen und der osmanischen Gewaltkultur hat das Land bis heute nicht gebrochen.“

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Foto: Thomas Blume

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Regine Nahrwold am 3. November 2015:

Literaturnacht: Nadja Küchenmeister

Lange Nacht der Literatur im Staatstheater Braunschweig am 1. November 2015, 20.30 Uhr:

„Wie beginnt man ein Gedicht?“ Mit dieser Frage eröffnet Thomas Geiger das Gespräch mit der Lyrikerin Nadja Küchenmeister. Am Anfang stehe ein Sinneseindruck, ein Vers, ein historischer Stoff, woran sich etwas entzünden könne. Was das sei, könne sie nicht sagen, doch: „Es braucht etwas, was mich unmittelbar trifft.“ Ein Medium, das die Wirklichkeit verwandele, sei sie nicht, aber: „Der Dichter gibt der Flüchtigkeit des Daseins eine feste Lautgestalt.“ Ihre Gedichte, ausgewählt nach ihrem Konzept von den drei Zeitaltern der Kindheit, der Liebe und des Todes, trug die 34jährige unprätentiös und überzeugend vor. Sie berühren durch eine zeitgenössische, doch zarte und innige Sprache zwischen Erzählung und Poesie, die Unsagbares ahnen lässt, wie es eben nur das Gedicht vermag. Auch über einige Anlässe gibt die Dichterin Auskunft: Der Blick eines Sterbenden, der alles nochmal zu bündeln versucht, um es mitzunehmen – wohin? Der Prophet Elia, der sich in der Wüste unter einen Wacholder legt, um zu sterben, und zu dem ein Engel sagt: „Steh auf und iss!“ Ernst Gombrichs „Geschichte der Kunst“, Museen, Gemälde – „Urbilder, auch für den, der sich davon nicht getröstet fühlen kann“. Und natürlich immer wieder die Liebe („Es kann einen nicht wirklich verwundern, aber in meinen Liebesgedichten liegen die Leute ziemlich viel.“) Auch Sarajewo, wo sie gerade war, „wird etwas mit mir gemacht haben“. Geigers Empfehlung zum Schluss: „Fahren Sie nach Sarajewo und lesen Sie Nadja Küchenmeister!“

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Regine Nahrwold am 3. November 2015:

Literaturnacht: Frank Witzel

Lange Nacht der Literatur im Staatstheater Braunschweig am 1. November 2015, 19.50 Uhr:

Zwischen Hubert Winkels und Frank Witzel bildet der Umfang des 800-Seiten-Romans „Die Erfindung der RAF durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969“ den Einstieg in das Gespräch. „Wie kann es sein, dass Dein Buch nur 800 Seiten hat?“ habe, so Witzel, sein Freund und Mentor Ingo Schulze ihn gefragt. Nun ja, die magische Grenze von 1000 habe der Verlag nicht angestrebt, und der Platz auf der Seite sei sehr gut ausgenutzt. Winkels hat das Werk als eBook gelesen, da habe es 2700 Seiten, und so bekomme man eh ein anderes Verhältnis zum Umfang und zur Zeit.

Wie ist das Buch entstanden? „Aus einer jahrzehntelangen Materialsammlung, aus verschiedenen Perspektiven wird der Sommer 1969 eingekreist. Eigentlich ist es eine Collage aus diversen Texten, und man muss es nicht von vorn nach hinten lesen.“ Außergewöhnlich für einen Roman: dieser hat ein Register, in dem Winkels als häufig vorkommende Stichworte „Gott“, „Jesus“, „Blut“, „Tod“ ausgemacht hat. Das Buch habe also eine starke religiöse Seite, über die bisher aber noch nicht viel gesprochen worden sei.

Witzel liest Auszüge aus einem 60-Seiten Kapitel, in dem ein Theologe dem psychisch kranken, verunsicherten Teenager eine religiöse Interpretation seiner Lieblingsplatte „Rubber Soul“ von den Beatles vorexerziert. „So, nun weißt Du, wie’s geht, versuch den Rest mal alleine!“ Die Anwendung exegetischer Methoden auf die Popmusik – witzig oder ironisch? Immer nah dran an der Existenz des Jungen, so Witzel, dem sich so neue Möglichkeiten zu denken und zu fühlen eröffneten. Die Reibung zwischen Mythisch-Bildhaftem und aufgeklärtem Denken habe er zu Beginn des Schreibens überwinden wollen, dann aber festgestellt, dass das Beste die Annahme oder die Aufhebung im Hegelschen Sinne sei. Terrorismus heiße, die Tathandlung über das Reflektieren zu stellen, unüberlegt in die Tat zu springen, nach der man dann sein ganzes Leben ausrichten müsse – so wie Ulrike Meinhof mit dem Sprung aus dem Fenster der Bibliothek, Andreas Baader nach, in ein Leben als Terroristin gesprungen sei. Das Denken und der Glaube verweigerten sich einer solchen Tat. Winkels brachte es abschließend auf diesen Punkt: „Der Roman ist eine religiöse Erzählung um diesen Tatkern herum.“

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