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3. Dezember 2021

Ausstellung „Wunderhaus“ von Chinatsu Ikeda im Kunstverein Wolfenbüttel


Welch ein Kontrast! Draußen: alles deprimierend trüb, grau, regnerisch. Dann öffnet man die Tür zum Kunstverein Wolfenbüttel und steht im „Wunderhaus“ der japanischen Künstlerin Chinatsu Ikeda, mitten in einem Rausch der Farben! Fußboden und eine Wand des großen Raumes leuchten osterglockengelb; Grasgrün und Weiß dominieren in den anderen beiden Räumen. An den Wänden hängen und stehen auf Regalböden die knallbunten Bilder und Objekte von Chinatsu Ikeda. Doch was heißt schon „hängen und stehen“, hat doch die Künstlerin die Präsentation ihrer Arbeiten installativ gestaltet und alle drei Räume komplett verwandelt. Ornamentale Malereien schmücken die Wände, und um die einzelnen Arbeiten ranken sich langstilig-verschlungene Blumen aus Papier.

Die Bilder, vorwiegend Aquarelle, zeigen Pflanzliches und Landschaftliches, manchmal pointillistisch aufgelöst in Reihen von farbig modulierten Pünktchen, manchmal mit aus farbigem Papier ausgeschnittenen Formen. Unter den Objekten finden sich Blumenvasen, Tassen und Becher aus bemaltem Pappmachée, Zahnbürsten, Latschen sowie Gitarren, dreidimensional geschaffen aus farbigem Karton. Sie erinnern zurück an Picassos Gitarren aus seinen Bildern der Phase des synthetischen Kubismus ab 1912 und an seine plastischen Gitarren, ebenfalls aus Karton geformt. Doch diese sind meistens in Braun- und Beigetönen gehalten, während Ikedas Instrumente bunt sind. So bunt wie die Gemälde von Picassos Zeitgenossen, Freund und Antipoden Henri Matisse, der als zweiter großer Pate über ihren Arbeiten und dieser Ausstellung steht. Von seinen Scherenschnitten sind Ikedas Cutouts inspiriert, von seinen stilisierten Blättern ihre Pflanzenformen, von seinem Kolorismus ihre Buntfarbigkeit.

Das alles ist getragen von einer wunderbaren Verspieltheit, dass einem ganz leicht und froh ums Herz wird. Hatte nicht Matisse ein Leben lang „von einer Kunst des Gleichgewichts, der Reinheit, der Ruhe“ geträumt, „einer Kunst, die für jeden Geistesarbeiter (…) ein Beruhigungsmittel ist, eine Erholung für das Gehirn, so etwas wie ein guter Lehnstuhl, in dem man sich von physischen Anstrengungen erholen kann“? Das „Wunderhaus“ jedenfalls macht dem Novemberblues garantiert den Garaus.

Chinatsu Ikeda begann 2007 ihr Studium an der School of the Art Institute, Chicago, das sie mit einem Master in den Schönen Künsten, in Malerei und Zeichnung abschloss. Sie lebt und arbeitet in Berlin. (Bis 19.12., Kunstverein Wolfenbüttel, Reichsstr. 1, 38300 Wolfenbüttel, Öffnungszeiten: Mi bis Fr 16–18 Uhr, Sa und So 11–13 Uhr).

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23. Oktober 2021

Ausstellung „Scene or Scenery“ im Kunstverein Wolfenbüttel

Foto: Gertrud Färber

Ein sehr dunkler Innenraum. Durch schmale Fenster fällt Licht auf eine glänzende Tischplatte; ein wuchtiger Ledersessel vor dem Tisch wird an seinen Lichtkanten sichtbar. Das Ganze ein winziges Polaroid in einem großen Rahmen. Wirklich? Beim zweiten Hinsehen erkennt man, dass es sich um eine veritable Zeichnung mit schwarzer Ölkreide auf weißem Papier handelt.

Kohlezeichnung von Steffen Kern (Foto: Gertrud Färber)

„Scene or Scenery?“ lautet die Frage zur Zeit im Kunstverein Wolfenbüttel. Unter diesem Titel zeigen Stefanie Hofer (geb. 1974) und Steffen Kern (geb. 1988), beide Meisterschüler von Karin Kneffel, Druckgraphik und Zeichnungen. „Scene“ ist in etwa mit „Ort, Schauplatz, Bühne“, „Scenery“ mit „Landschaft, Kulisse, Dekoration“ zu übersetzen. Eine Ambivalenz zwischen etwas Natürlich-Realistischem und etwas Künstlich-Fiktivem klingt in beiden Worten an. Und in eben dieser Ambivalenz sind die Arbeiten von Kern und Hofer zu verorten.

Stefanie Hofer: Materiality (2021), Aquatinta (Foto: Gertrud Färber)

Beide Künstler arbeiten meist im Medium des Schwarz-Weiß. (Kern zeigt auch einige farbige Zeichnungen.) Kerns Kohlezeichnungen stellen architektonische Ensembles und Interieurs dar, Hofers Aquatinta-Radierungen zeigen Parklandschaften. Sowohl die Zeichnungen als auch die Druckgraphiken wirken auf den ersten Blick so realistisch, dass man sie für Fotografien halten könnte. Doch verflüchtigt sich dieser Eindruck im weiteren Hinschauen immer mehr in die elementaren Mittel, aus denen sich der Bildgegenstand zusammensetzt: die weichen, immateriell wirkenden Kohlestriche von zartestem Grau bis zu tiefsten Schwarz sowie das ausgesparte weiße Papier dazwischen verdichten sich zum Bild eines Innenraums. Hofers Landschaften lösen sich in ein kunstvoll gewobenes, atmosphärisches Netz von schwarzen Linien, Grauwerten und weißen Lichtflecken auf. Im Zwischenraum zwischen dem Konkreten und Abstrakten ereignet sich die Kunst beider, die sich von zwei Gegenpolen aufeinander zu bewegen: Kern setzt bei der Abstraktion an und gelangt von da zu einer imaginierten Realität. Hofer beginnt mit dem Konkreten, von dem sie über Fotografien und Zeichnungen bis zur Aquatinta ein Stück weit abstrahiert. Und was gesehen wird, liegt ganz im Auge des Betrachters.

Im ersten Raum hängen Arbeiten beider Künstler im gemischten Tableau. Einen zweiten Raum hat Stefan Kern mit einer Installation bespielt, die sich um die bildnerischen Mittel Linie, Fläche, Helldunkel, Schwarzweiß, Licht und Farbe dreht. Im dritten Raum kann man ausgiebig Stefanie Hofers großartige Aquatinta-Radierungen studieren. Unbedingt anschauen! (Bis 14.11., Kunstverein Wolfenbüttel, Reichsstr. 1, 38300 Wolfenbüttel, Öffnungszeiten: Mi bis Fr 16–18 Uhr, Sa und So 11–13 Uhr).

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13. Oktober 2021

„Habitate“. Salon Salder 2021

Foto: Gertrud Färber

Eine achteckige Kabine aus festem Karton, die Tür steht offen. Neugierig späht man ins Innere. Sehr eng ist es da. Ein Mülleimer hängt an der Wand. Seine Unterseite ist herausgebrochen, sein Inhalt – leere Bierflaschen, Kronkorken, Chipstüten – bildet auf dem Boden ein unappetitliches Ensemble. Die Außenseiten des Oktogons sind mit Graffiti besprüht. LOST NATURE ist zu lesen und SPACE TRASH, auch ein Ufo und ein Planet schweben da. Ein enger, hoher Innenraum, der wie eine Raumkapsel anmutet, wird zum größten denkbaren Außenraum in Beziehung gesetzt, zum Universum. Verloren ist unsere Natur, die im Müll erstickt, Rettung verheißt die Möglichkeit, ihn ins Weltall zu schießen.

„Oktabin Raum 14“ heißt diese Arbeit von Joanna Schulte. Sie gehört zu elf niedersächsischen Künstlerinnen und Künstlern, die zur Zeit im „Salon Salder“ der Städtischen Kunstsammlungen Schloss Salder ausstellen. Das Thema lautet in diesem Jahr „Habitate“. Dieser Begriff meint einen spezifischen, abgegrenzten Lebensraum in der Tier- und Pflanzenwelt, aber auch die menschliche Lebenswelt. Die Ausstellenden haben sich von diesem Motto zu den unterschiedlichsten Ausdrucksformen inspirieren lassen: Fotoarbeiten und Zeichnungen, Video, Skulptur und Installationen bilden eine mediale Vielfalt, die allein schon die Schau abwechslungsreich und sehenswert macht.

Sina Heffner, die sich ganz dem Thema „Tiere“ verschrieben hat, hat sich dieses Mal der Vögel angenommen. In den Gefachen ihres schrankartigen „Vogelbaums“ sitzen weiß bandagierte Vögel, wie abgestorben und ins Leichentuch gehüllt. Dazu zeigt Heffner „Nistkästen“, eine Assemblage von kubischen Körpern aus Karton mit Ein- und Ausflugslöchern. Man kann das als Verweis auf das dramatische Vogelsterben auffassen, doch wirken die Kästen durch ihre abstrakt-geometrischen Formen eben auch als autonome Skulpturen. Dazu gehört noch eine Serie von sehr feinen Zeichnungen nach Abdrücken, die Vögel mit ihrem Gefieder auf Glasscheiben hinterließen.

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17. September 2021

Im Atelier: Susanne Hesch

Sankt Johannes Baptista in Wenden ist eine schmucke kleine Kirche aus dem 19. Jahrhundert. Außen rote Ziegel, im Inneren weiß die Wände, hellgrau das Gestühl und die Empore, himmelblau das Deckengewölbe. Am 27. Juni ist der Schutzpatron der Kirche, Johannes der Täufer, hier eingezogen, in Gestalt eines Gemäldes, das seinen Platz im Seitenschiff, ganz nahe beim Taufstein, gefunden hat. „Das Bild und die Arbeit daran haben mich durch das ganze letzte Jahr begleitet“, sagt seine Schöpferin, die Malerin Susanne Hesch. Mit ihrem Entwurf hatte sie 2020 den ersten Platz des von der Gemeinde ausgeschriebenen Wettbewerbs gewonnen.

Hesch malt seit langem figürlich, von daher lag ihr das Thema nahe. Doch zu der biblischen Gestalt des Täufers musste sie erst einen Zugang finden. „Interessant finde ich, dass christliche Figuren einen Bedeutungshorizont mitbringen“, sagt sie. „Am Johannes hat mich die semantische Ebene fasziniert, also, dass er auf etwas hinweist, ein Sehender, Erkennender und Zeigender ist. Und das ist ja auch das Metier der Kunst: in der Umwelt etwas sehen, das zum Zeichen wird.“ Auch die Geschichte von Salome, die vom König Herodes als Lohn für ihren Tanz den Kopf des Johannes fordert, sei natürlich spannend. Doch Hesch hat den Täufer und Bußprediger groß ins Bild gesetzt, das mit seinen Maßen 200 x 110 cm auf der kargen Wand bestens zur Geltung kommt. Als Halbfigur in rotem Gewand, mit dem Zeigegestus der rechten Hand, steht Johannes im Fluss, der vom oberen Bildrand über ihn herabströmt. Ein besonderes Detail: In Profil des Sehers gibt es zwei Augen, ein offenes, mit dem er in die Außenwelt blickt, und ein geschlossenes, mit dem er nach innen schaut. Im blauen Wasser erscheint das Zeichen des Gotteslamms. Unten wächst Johanniskraut, rechts neben der Figur ein Baum als Symbol des Lebens. Und weil Johannes aus der Wüste kam, wo er sich…

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12. September 2021

Im Atelier: Yvonne Salzmann

Foto: Güde Renken

Zum Gespräch mit Yvonne Salzmann bin ich im Prinzenpark verabredet. Als ich ankomme, sitzt sie schon da, auf einer blauen Decke im Gras, und bietet mir sogleich Kaffee und Schokolade an. „Ich dachte, wir machen es uns mal gemütlich“, sagt sie.

Die Gemütlichkeit ist einem straffen Zeitplan abgetrotzt. Das von der umtriebigen Fotokünstlerin initiierte Projekt der „Park Side Gallery“, einer Ausstellung von sechs Braunschweiger Künstlerinnen im Außenraum, läuft noch bis Oktober. Die Eröffnung ihrer eigenen Ausstellung „Blütezeit“ in der Landesmusikakademie in Wolfenbüttel stand zum Zeitpunkt des Interviews kurz bevor. Das nächste Projekt, „EinTRACHTEN. Kleidung als Bestandteil regionaler Identität“ von Julia Eschment, bei dem Salzmann die künstlerische und organisatorischen Leitung des fotografischen Teils übernimmt und mit einer eigenen Foto-Serie beteiligt ist, erscheint auch bereits am Horizont. Dazu gibt sie noch Workshops für Gruppen, auch an Schulen. „Ich bin beglückt mit dem, was gerade läuft“, strahlt Salzmann, „alles ist spannend und abwechslungsreich. Ich habe ein erfülltes Leben.“ Das war sogar im letzten Jahr so, in der Auszeit des Lockdowns. Wo andere ausgebremst und ohne Beschäftigung waren, hat die Künstlerin es genossen, Zeit für ihre eigene Arbeit zu haben und die Foto-Serie „Blütezeit“ geschaffen. Der Rückzug und die Entschleunigung haben ihr neue Räume eröffnet, die sie mit einer subjektiven Kamera erkundet hat. Dabei hat sie vieles entdeckt, was in ihrem Inneren auf Resonanz gestoßen ist. Diese inneren Bilder hat sie nach außen gebracht, der Corona-Sommer ist ihr zur „Blütezeit“ geworden. „Es kommt bei einem Bild nicht auf Perfektion an“, sagt sie, „es muss eine Seele haben.“

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7. August 2021

Ausstellung „Soft Capsules“ im Kunstverein Braunschweig

Wie die Hälfte einer riesigen Muschel, zugleich eine Schale, schwebt die organische Form aus Pappmachée als Entrée im Foyer des „Salve Hospes“. Das Äußere ist aschgrau, das Innere leuchtet in warmem Orange. Geschaffen wurde „Vulcano Shell“ von Katharina Juliane Kühne, einer von 18 MeisterschülerInnen der HBK Braunschweig, die nun zum Abschluss ihres Meisterjahres im Kunstverein ihre Arbeiten präsentieren. Schon die mediale Vielfalt ist enorm und reicht von Malerei Skulptur und Zeichnung über Foto und Film bis zur Performance. „Aber es gibt auch verbindende Themen“, so Kurator Sebastian Schneider, „zum Beispiel die sinnliche Erfahrung von Natur als Stimulanz für das Kunstschaffen.“

Die Natur ist, in sehr konträrer Weise, etwa Sonja Doberauer und Malte Taffner zum Thema geworden. Doberauer verbindet in ihrer Video- und Soundinstallation „Ellipse“ Bilder verschiedener Aggregatzustände von Wasser mit Naturklängen und schafft damit eine Art von Sphärenharmonie. Taffner dagegen geht es in „BIOSHELL CRX3“ eher um die Instrumentalisierung der Natur durch künstliche Systeme, wo Pflanzen mit hohem technischem Aufwand wachsen und gedeihen. Utopie oder Dystopie? Das ist hier die Frage.

Die Malerei ist durch Jonas Nölke und Stella Oh vertreten. Nölke zeigt sein Bildpaar „Saussure I und II“. Die orange-roten Farbspuren, auf dem einen Bild weitgehend von weißer Farbe überdeckt, brechen sich auf dem anderen in schlingernden Verläufen Bahn. Das ist höchst sensibler Umgang mit der Farbe. Stella Ohs großes (280 x 400 cm) Gemälde „Zarter Vogel im Dickicht der Decken“ lehnt im Spiegelsaal an der Wand. In lasierenden, transparenten Farbschichten überlagern sich die wirbelnden Farbformen und -linien, verdichten sich in dunklen Tönen und lockern zu den Rändern hell auf. Üppige, sinnliche Malerei, ein beglückender Rausch der Farben. Lena Schmidt-Topou zeigt zehn kugelige, bunte Glasobjekte, angeordnet auf einer weißen Fläche; das einfallende Licht malt farbige Schatten auf das Weiß – eine wunderbare Verbindung von Skulptur und Malerei.

Puristisch, streng und schön wirkt „Soft Capsules“ der Koreanerin Jung Min Lee, 18 urnenähnliche Dosen aus Kupfer, auf Regalbrettern aufgereiht. Das Original, das diese Auflagenobjekte reproduzieren, ist…

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31. Juli 2021

Ausstellung „Wir singen ohne Callas im Regen“ im Allgemeinen Konsumverein Braunschweig

WIR SINGEN OHNE CALLAS IM REGEN. Wer hätte gedacht, dass hinter diesem Titel der neuen Ausstellung „Allgemeiner Konsumverein Braunschweig“ steckt, und zwar nicht nur als Veranstalter, sondern im wörtlichen, vielmehr: im buchstäblichen Sinne? Die Lettern des Namens wurden einmal kräftig durchgeschüttelt und bilden nun als Anagramm diese neue Phrase. Schöpfer des Anagramms ist Kuno O., ein langjähriger Besucher der Ausstellungen des Kunstvereins, der in diesem Jahr 20 Jahre alt wird.

Kurz vor dem Jubiläum nahm Kuno O., seit der Corona-Pandemie auf geheimnisvolle Weise in Neu-Guinea verschollen, Kontakt zum Ausstellungs- und Filmemacher Hans Peter Litscher (Luzern/Paris) auf. Diesen beauftragte er damit, eine Ausstellung zu realisieren, die er eigens zum Geburtstag des Kunstvereins konzipiert hatte, und schickte ihm 14 Kisten voller Materialien. Dabei zeigte sich: Kuno O. – er wohnte übrigens mit seiner Mutter Erna in unmittelbarer Nachbarschaft des Allgemeinen Konsumvereins -, hat über die 20 Jahre hinweg dessen Aktivitäten sehr genau verfolgt. Ja, sogar mit den Anfängen, als der Konsumverein wirklich noch ein solcher war und die Arbeiterfrauen dort günstig einkaufen konnten, war Kuno O. biografisch verbandelt: sein Vater Fritz betrieb einst die Fleischerei des Konsums und Mutter Erna hatte dort jahrelang als Fachverkäuferin für Fleisch- und Wurstwaren gearbeitet. Auch Kuno sollte dieses Handwerk erlernen, brach jedoch schon bald die Lehre ab und sattelte auf Tischler um. Holz als Werkstoff lag ihm einfach mehr als Fleisch und Blut. Und so bilden 14 alte Tische im Ausstellungsraum eine strenge Formation. Auf jedem Tisch sind angeordnet ein jeweils anderes Anagramm, Fotos vergangener Ausstellungen und Veranstaltungen des Kunstvereins, etwa von einem Abend mit dem berühmt-berüchtigten „Schwätzer“ Bazon Brock. Dazu kommen persönliche Erinnerungsgegenstände von Kuno O.: Bücher, Notizzettel, Werkzeuge, Schreibgeräte, Spielzeug, Sammelfigürchen… Jeder Tisch bietet ein Kaleidoskop von Dingen; deren Bezüge lassen einen Bedeutungshorizont erahnen, der sowohl mit Kunos Biografie als auch mit der Geschichte des Konsumvereins zu tun hat. Dabei zeigt sich, dass…

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12. Juli 2021

Ausstellung „art to believe“ des BBK in Braunschweiger Kirchen

Während des Lockdowns waren die Kirchen ein Hort der Musik: Die musikalisch gestalteten Gottesdienste waren die einzige Gelegenheit, ein Konzert zu hören, Musik live zu erleben. Nun, da der Lockdown weitgehend aufgehoben ist, verwandelt der Bund Bildender Künstler bis zum 10. Oktober die mittelalterlichen und neogotischen Kirchen Braunschweigs in Orte für zeitgenössische Kunst: Die Ausstellung „art to believe“ zeigt 22 künstlerische Positionen aus Braunschweig und Niedersachsen an 13 Sakralorten. Und, um es gleich vorwegzunehmen: Es ist wirklich ein Vergnügen, aus der sommerlichen Hitze in die Kühle der Kirchen einzutauchen und die spannenden Begegnungen zwischen den Gemäuern von Gestern und der Kunst von Heute zu erleben.

Im Dom St. Blasii dominiert die Installation „Wege 2_4_1_3 2021“ von Uve Mehr das südliche Seitenschiff: hintereinander gestaffelte, farbig bedruckte Stoffbahnen mit einer streng rationalen Flächenaufteilung; ein Zufallsgenerator hat die Farben ausgewählt. Diese bilden einen leuchtenden Kontrast zum Weiß der Pfeiler und Gewölbe, während die Geometrie der Farbfelder gut zu den architektonischen Strukturen passt.

Auch die Installation „Wanderung“ von Edin Bajiric im Altarraum von St. Magni behauptet groß und auffallend ihren Platz: Rund 5000 von seltsamen Gipsformen wälzen sich wie ein Schwarm Lemminge die Treppen hinauf. Bajiric, der aus Bosnien und Herzegowina stammt und wegen des Bürgerkriegs fliehen musste, greift damit das Thema des großen Glasfensters auf, den Zug der Israeliten durch das Rote Meer. Dabei reduziert er das Narrativ auf eine formale Struktur. Ebenfalls auf ein Kunstwerk in St. Magni bezieht sich anna.laclaque mit ihrer Arbeit “ANIMUS-ANIMA“, nämlich auf das Kruzifix des Hochaltars im südlichen Seitenschiff. Auf die Christusfigur projiziert sie den Film einer Frau in Bewegung. Leicht wie ein Irrlicht umspielt die Projektion den männlichen Körper und haucht ihm eine weibliche Seele ein. Christus als Verkörperung von Vollkommenheit und Einheit birgt in sich das männliche und das weibliche Prinzip. Dieser Gedanke hat hier eine überzeugende Gestalt angenommen.

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15. Juni 2021

Ausstellung „Thomas Wöhrmann und Susanne Reimnitz. Malerei und Zeichnung“ in der Halle Arndtstraße 5

8000 Quadratmeter misst die Halle Arndtstraße 5, eine Industriehalle aus den 1930iger Jahren, an der Hugo Luther-Straße gelegen. Ein Areal von gut 1000 Quadratmetern haben die Besitzer der Halle, die Sponsoren Roland und Daniela Bohlmann, nun dem Künstlerehepaar Susanne Reimnitz und Thomas Wöhrmann für eine Ausstellung zur Verfügung gestellt. Vom 17. bis zum 20. Juni zeigen sie dort Malerei und Zeichnung, sowie die drei großen Collagen, die im Zuge der Aktion „Kunst lässt Leerstand leuchten“ auf Initiative des Allgemeinen Konsumvereins Braunschweig entstanden sind. Die Verbindung der Halle mit ihrer ganz speziellen Industriepoesie und den ungegenständlichen, farbigen Bildwelten der beiden Künstler funktioniert bestens, und die Sonne dieser hellsten Tage im Jahr setzt der Kombination noch ein ganz besonderes Glanzlicht auf.

Auf den ersten Blick erscheinen die Werke von Reimnitz und Wöhrmann ähnlich, zumindest sehr verwandt. In den Arbeiten beider ist die Farbe das wesentliche Element, es geht um Farbflächen und -formen, die sich begegnen und abgrenzen, überlappen, einander überlagern und durchscheinen lassen. Doch auf den zweiten, genaueren Blick treten die Unterschiede stärker hervor. Dass er mit Acryl auf Leinwand und auch Papier arbeitet, sie dagegen überwiegend mit Acryl auf Papier und manchmal auf Sperrholz, ist nur der kleinste.

Reimnitz malt auf Papier, weil dies schnell zur Hand ist und keiner langwierigeren Vorbereitungen bedarf. Sie grundiert zunächst die Papierbögen, von denen sie über einen längeren Zeitraum immer mehrere parallel in Arbeit hat; manchmal nimmt sie auch ältere Blätter wieder vor, überarbeitet sie oder benutzt sie – wenn sie ihr nicht länger bewahrenswert erscheinen – als Malgrund für ein neues Bild. So sind ihre Bilder Palimpseste, in denen eine Schicht über der anderen liegt, jede ein Sediment, das die Spuren einer anderen Zeit bewahrt. Jedes Bild ist schlussendlich ein Farbkörper, zumindest eine Farbhaut – ledrig, lappig, schrundig und zäh.

Im Pinselstrich bleibt der Gestus der malenden Hand erhalten, alles wirkt bewegt und als „work in progress“ in einem ständigen Werden begriffen. Manchmal ist die Farbmaterie aquarellartig leicht, zart und flüssig, manchmal dick und pastos aufgetragen. Tiefenraum eröffnet sich, Grün und Blau befinden sich ganz hinten, einzelne Punkte oder Ovale in Gelb, Orange oder Rosa schweben weit vorne. Manchmal überlagert ein gitterartiges Lineament, das an einen Stadtplan oder Grundriss erinnert, die Farbflächen und bringt Struktur hinein. Oft werden Teile des Bildes mit Weiß übermalt, wobei andere Partien als Negativform ausgespart bleiben. Durch die Bewegung der Farben und Linien, durch Farbmischungen und unscharfe Begrenzungen der Farbflächen entsteht der Eindruck von Dynamik, Spontaneität, Tempo und von dem, was in der alten Malerei „sprezzatura“ (Lässigkeit) heißt. Schlussendlich erzeugt das Gleichgewicht aller Bildelemente zueinander eine lebendige Spannung, eine schwebende Leichtigkeit, die gleichwohl immer voller „Power“ ist.

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1. Juni 2021

Ausstellung „made by us“ von S. Kaneko und R. Welz im Kunstverein Wolfenbüttel

Radioaktivität? Kurz nach den Jahrestagen der Nuklearkatastrophen von Fukushima (11. März 2011) und Tschernobyl (26. April 1986) sowie mit lecken Atommüllfässern in der Asse vor der Haustür schießen einem sogleich die grausigsten Bilder durch den Kopf. Atomkraft? Nein danke, aufpASSEn!

Wie ganz anders ist da doch die künstlerische Herangehensweise von Saori Kaneko (geb. 1976 in Tokio) und Richard Welz (geb. 1989 in Wittenberg). Im Kunstverein Wolfenbüttel stellen sie zur Zeit ihr Projekt „made by us – Radioaktivität in Japan und Deutschland“ vor. Aufgewachsen in Japan und in der DDR, wo in großem Umfang Uran abgebaut wurde, habe beide einen besonderen Bezug zur Problematik radioaktiver Strahlung. Kennengelernt haben sie sich beim Studium der Freien Kunst an der Bauhaus Universität in Weimar, wo sie auch in das interdisziplinäre Arbeiten hineinwuchsen. „Made by us“ ist ursprünglich ihre gemeinsame Diplomarbeit, ein künstlerisch-wissenschaftliches „work in progress“, das um immer neue Werke bereichert wird. Zur Zeit umfasst es 11 fotografische, filmische, auditive, installative und druckgrafische Arbeiten, von denen 9 in der Ausstellung zu sehen und zu hören sind – hochästhetische Bilder und Artefakte in perfekter Präsentation, jedes von ihnen ein komplexes Zusammenspiel von Thema, Bildgegenstand und künstlerischer Technik.

„Hyperreale Flora – Ambivalenza“ ist eine 3 Meter hohe Fototapete, eine Reproduktion. Das Original besteht aus 5 Handabzügen im Glasklischeedruck (Clichè verre), den im 19. Jahrhundert die Landschaftsmaler von Barbizon besonders schätzen. Die 5 einzelnen Blätter sind photographisch erstellte Abzüge von 3 Meter hohen Handzeichnungen. Sie zeigen fiktive Landschaftsformationen von Bäumen und Buschwerk, in denen Motive der Renaturierung in Fukushima kombiniert wurden mit den Halden aus radioaktivem Müll um Ronneburg in Thüringen. Diesem Prozess der Transformation auf der inhaltlichen Ebene entspricht formal die Technik des Clichè verre, das Umkopieren einer Zeichnung auf Fotopapier.

Das große Querformat „Horizont“ besticht durch das sanfte „Berliner Blau“, in dem sich weiß das Motiv abzeichnet, Pflanzen einer Feuchtwiese bei Oberhof im Thüringer Wald. Diese Region weist eine erhöhte natürliche Radioaktivität auf. „Horizont“ ist eine Cyanotypie, ein frühes fotografisches Verfahren, bei dem die Belichtung durch Sonneneinstrahlung erfolgt und das Motiv als Fotogramm hell ausgespart wird. Die Lösung, mit der der Bildträger, Papier oder Stoff, fotosensibilisiert wird, kann auch als Gegenmittel bei Vergiftungen mit radioaktivem Cäsium oder Thallium eingesetzt werden.

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