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30. Juli 2017

Ausstellung: Sascha Weidner im Sprengel Museum Hannover

Grounded II, 2007

„Wer auf dem Kopf geht, der hat den Himmel als Abgrund unter sich.“ Dieses Wort des Dichters Paul Celan könnte als Motto über dem Werk des Fotokünstlers Sascha Weidner stehen, der 2004 sein Studium an der HBK Braunschweig mit einem Ehrendiplom abschloss und anschließend Meisterschüler von Dörthe Eißfeldt war. 2015 verstarb er mit erst 39 Jahren an einem Herzinfarkt. Im letzten Jahr erhielt das Sprengel Museum Hannover eine umfangreiche Schenkung aus seinem Nachlass und präsentiert nun eine erste Auswahl daraus in der Schau „It’s all connected somehow“.

Mulholland Drive II, 2005

Dieser wie auch andere Ausstellungstitel verweisen auf die poetische Unterströmung, die Weidners subjektive Bildwelten durchzieht, etwa „Bis es wehtut“ (Kunstverein Wolfenbüttel 2008), „Was übrig bleibt“ (Museum für Photographie Braunschweig 2009) oder “Bleiben ist nirgends” (Mönchehaus Museum Goslar 2016). Der dritte erscheint geradezu programmatisch, sagte der Künstler doch von sich selbst: “Ich bin getrieben, ständig auf der Suche, ein romantisch bewegter Reisender, unruhig, wie beim ersten Schrei auf dieser Welt.“ Auf seinen Reisen, unter anderem nach Los Angeles, Sydney, Kyoto und Peking, bannte er immer wieder die Schönheit und Zärtlichkeit flüchtiger Augenblicke in seine Bilder. Sie werden zu melancholischen Gleichnissen für die menschliche Existenz, ihre Vergänglichkeit, Verletzlichkeit und Fragilität. Als Verdichtung dessen erscheint „Touché II“, wo ein Mensch kopfüber von einem Ast herabhängt und mit der ausgestreckten Hand ganz sacht die lichte Oberfläche eines Sees berührt. (Seine Aufnahmen versah der Fotograf stets mit der Zahl II, denn das erste Bild sei immer das in seinem Kopf.)

Touché II, 2005

Weidner war es „vergönnt zu träumen: Nachts ist meine Reise ein nicht begehbarer, nicht wieder auffindbarer Kontinent. Mein Schlaf ist so fest, dass alles, was später daraus hervordringt, ins Licht will.“ Und so sind viele seiner Motive in nächtliches Dunkel gehüllt: bunte Fotoecken trudeln durchs All, Fragmente eines Spinnennetzes und die Blütenschaumwolke eines Kirschbaum aus der Serie „Hanami“ schweben vor Schwarz. Auf „Mulholland Drive II“ – der Titel eine Anspielung auf den rätselhaften Film von David Lynch – hockt eine junger Mann vor einem dunklen Berghang, über dem der grünlichgelbe Lichtschein einer fernen Stadt schimmert. In „Grounded II“ hängen zwei Menschen fest geerdet am oberen Bildrand und haben den Nachthimmel als Abgrund unter sich.

aus der Serie „Hanami“, 2013

Um den frühen Tod des Künstlers wissend, berührt vor allem eine Aufnahme, die ihn neben einem Reh am Waldboden liegend zeigt. Ist es wirklich das Tier oder nur ein Bild davon? Weidner schöpfte auch aus Familienfotos und gefundenen, den Massenmedien und der Kunstgeschichte entlehnten Bildern. Den Abschied von seinen Eltern verarbeitete er, indem er Aufnahmen aus Alben abfotografierte, verschleiert vom Pergaminpapier, das die Seiten trennt. Ein Schutthaufen gerät zum „Eismeer II (nach C. D. Friedrich)“ und an die Kirchenruinen des romantischen Malers erinnert „Caché II“ von 2010. Es ist das letzte Bild dieser absolut sehenswerten Ausstellung. (Bis 19. November 2017, Sprengel Museum Hannover, Kurt-Schwitters-Platz, Öffnungszeiten: Dienstag 10 – 20 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10 – 18 Uhr).

aus der Serie „Familienalbum“, 2010

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18. Juli 2017

Ausstellung: Gisela Weiß in der Stadtbibliothek Braunschweig

„Erfahrungen sammeln – in Wäldern – Bergen – Städten – in den Augen der Menschen – in Gesprächen – im Schweigen. Diese Verse der Lyrikerin Rose Ausländer könnten als Motto der malerischen Arbeiten von Gisela Weiß gelten.“ So stand’s geschrieben vor genau zehn Jahren in der Braunschweiger Zeitung. Dass diese Feststellung noch immer zutreffend ist, davon kann man sich nun im Zeitschriftenlesesaal der Stadtbibliothek überzeugen. Dort zeigt die 1947 geborene Künstlerin, die 1976-1989 an der HBK Braunschweig freie Kunst studierte, Gemälde, die zwischen 1982 und 2012 entstanden sind: perspektivisch angelegte Ansichten von Braunschweigs Straßen, auch in abendlicher Beleuchtung, Blicke über die Dächer der Stadt bis zum Dom und zur Martinikirche sowie Stadtlandschaften und Menschengruppen – recht konventionell, aber gute Malerei, solide und sehr gekonnt.

Es überwiegen rostrote, graublaue, dunkelgrüne Farben mit herbstlicher Anmutung, doch in einigen Bildern findet die Malerin mit reinbuntem Rot und Grün auch zu einem expressiveren Ausdruck. Beeindruckend ist eine schweigsam wirkende Gruppe von Männer, Frauen und Kindern, wohl an einer Haltestelle wartend, abstrahiert und mit nur angedeuteten Gesichtern; mit erdigen Tönen ist diese Szene in eine sichere Farbflächenkomposition umgesetzt und bleibt doch menschlich anrührend.

Ein Portrait zeigt Ingeborg Freudenberg, Braunschweiger Original und legendäres Aktmodell der Kunsthochschule mit feuerrotem Haar, in blauer Jacke müde auf dem Sofa sitzend; die Art, wie sie vor gemusterter Tapete in weiche Stoffe und ein warmes grau-blau-grünes Kolorit eingebettet ist, erinnert an Gemälde von Edouard Vuillard.

Die Straßenbilder sind dort am stärksten, wo sie impressionistisch-unscharf bleiben und sich die Malerin auf eine enge Palette von fein nuancierten Grautönen beschränkt. In einem Gedicht über den Charakter der Farben schreibt sie selbst: „Das Grau will gut gemischt sein“, und diese Kunst beherrscht sie ebenso gut wie ein Maurice Utrillo. Oder mit Cézanne gesprochen: „Wenn man nicht ein Grau gemalt hat, ist man kein Maler.“ Gisela Weiß ist eine Malerin.

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4. Juli 2017

Ausstellung „Randsteine“ von Alf Setzer

Auszug meiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung im Kunstverein Brackenheim am Sonntag, den 2. Juli 2017:

Licht spielt auch eine große Rolle in den Stücken der Serie „Schwarzarbeit“, die durch ihre subtile Ästhetik bestechen. In einer konsequent minimalistischen Bearbeitung gewinnt der Bildhauer dem Granit puristische Formen und unterschiedliche Oberflächen ab. Der harte Stein ist geformt zu weichen Wölbungen, Einbuchtungen, Ovalen und sphärischen Drehungen. Das matte Schwarz absorbiert als Farbe das Licht, aber an den glatt polierten Schnittflächen kommt es zu schimmernden Reflexen, die den Bezug zum umgebenden Raum aufnehmen. Bei den jüngsten Arbeiten, die wirken wie zwei leicht versetzt übereinanderlagernde Steine, jedoch aus einem Stück bestehen, durchbrechen die feinen, bizarren Linien der weißen Maserung die strengen Formen und lockern sie lebendig auf.

Oft sucht Setzer in seinen Arbeiten die extreme Ausdehnung in eine der drei Dimensionen, so die Länge bei der Bodenarbeit mit den abgerundeten Enden, wo wieder eine glänzende Oberfläche mit matten, rauen Riefelungen an den Seiten kontrastiert. Eine Kette aus Straßensplit – ein Material, das in seiner „Ärmlichkeit“ eine starke Affinität zur Arte povera hat – hängt von der Decke herab und ist doch zugleich eine zierlich und leicht in die Höhe ragende Stele.

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8. Juni 2017

Ausstellung „Apparat“ im Kunstverein Braunschweig

Apparat. Was das ist, lehrt uns ein altmodisches „Gerät“, den Älteren noch bekannt als Buch, Untergruppe Lexikon: ein technisches Hilfsmittel aus mehreren Bauteilen. Um dieses dreht sich die aktuelle Ausstellung im Kunstverein. Die Kunstwerke stellen entweder selbst Apparate vor oder thematisieren die Beziehung zwischen Mensch und selbigen.

Aleksandra Domanovic

In der Rotunde prallt man auf „Things to come“ von Aleksandra Domanovic (geb. 1981 in Novi Sad, Serbien). Transparente Folien hängen von der Decke herab, bedruckt mit Bildern von Apparaten aus Science Fiction-Filmen. Laut Begleitheft handelt es sich um „Requisiten in den Narrativen der weiblichen Filmcharaktere, die das klischeebehaftete Rollenbild der Frau in der Hollywood-Filmindustrie durchbrechen“. Das erkenne, wer mag, doch schön anzusehen ist diese Arbeit allemal.

Sandra Mujinga

Selbst- und Fremdwahrnehmung umkreist das Werk der Norwegerin Sandra Mujinga (geb. 1989 in Goma, Kongo). Auf einem Motorroller durchstreift sie Goma, erlebt ihr Geburtsland aus der Perspektive einer Fremden. Weitere Schauplätze ihres Videos sind Kisanga, Stockholm und Malmö. In einer zweiten Bildebene treten Avatare ihrem digitalen alter Ego zur Seite.

Der 16 mm-Film „Soft Materials“ von Daria Martin (geb. 1973 in San Francisco) zeigt Tänzerinnen und Performer in fast schon zärtlicher Interaktion mit Maschinen. Reagiert hier der Mensch hier auf den Apparat oder umgekehrt? Dieser nimmt menschliche Züge an, die Akteure dagegen wirken programmiert. Ist der überlegene von beiden wirklich der Mensch?

Jan Vorisek

Im Schnittbereich von Material und Klang schuf Jan Vorisek (geb. 1987 in Basel) seine Bodenarbeit, ein Ensemble von silbrig glänzenden Bestandteilen zerlegter Dinge: Scheiben, Kugeln, Ketten, Gitter und Käfige, dazwischen labyrinthische Formen. Das Ganze fungiert sowohl als Produzent wie auch als Resonanzraum der begleitenden Geräuschkulisse.

Im Saal hat „I smell a Massacre“ von Raphaela Vogel (geb. 1988 in Nürnberg) einen starken Auftritt. Ein Beamer auf einem hohen, mit Troddeln überspannten Gestell bildet selbst ein Kunstobjekt. Der projizierte Film zeigt…

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13. Mai 2017

Ausstellung: Sarah Mock im Kunstverein Wolfenbüttel

Wovor kann man heutzutage nicht alles Angst haben: Armut, Krieg, Krebs, Kriminalität, Terror, Flüchtlinge, Neonazis, Gift im Essen, Zeckenbisse, vor Sterben und Tod sowieso! Nun ist Angst ja eigentlich etwas Positives, nämlich ein auf Erfahrung beruhendes Warnsignal für Gefahr. Setzt sie sich jedoch unbegründet fest, hindert sie den Menschen an der Weiterentwicklung. Das weiß jeder, doch: Was tun? In ihrer Ausstellung „Future Alchemy“ im Kunstverein Wolfenbüttel bietet Sarah Mock jetzt endlich die ultimative Lösung an: Transformation durch Alchemie! Die 1984 in Worms geborene Künstlerin, die im letzten Jahr den renommierten Pfalzpreis für Bildende Kunst erhielt, studierte Medienkunst in Mainz, Kassel und Berlin, wo sie heute lebt und arbeitet. Prägend für ihr Werk wurde ein zweijähriger Studienaufenthalt 2014/15 in Südkorea, dessen traditionellen Schamanismus sie hier mit dem zeitgenössischen Klima der Angst verknüpft.

In Wolfenbüttel zog Mock, auch angeregt durch entsprechende Bestände der Herzog August Bibliothek, die Alchemie in den Bann. Zu dieser alten Lehre von den Eigenschaften der Stoffe und ihren Reaktionen gehörte die Umwandelbarkeit von Metallen und anderen Elementen, unter anderem in Gold. Nun hat das bekanntlich ja leider nie geklappt, aber Ihre Ängste werden Sie in Mocks „Destillierapparat“ garantiert los – glauben Sie mir, ich habe es ausprobiert! Alles beginnt dort, wo die Urangst unserer Kindertage sitzt: im dunklen Keller. In diesen Orkus steigen Sie, mit einem Schlüssel bewaffnet, hinab, schreiben in der Syberbergschen Atmosphäre des alten Banktresors ihre Ängste auf und sperren sie in ein Schließfach. Zuvor entnehmen Sie das beschriftete Blatt ihres Vorgängers und werfen dieses dann, wieder am Tageslicht, in besagten „Destillierapparat“. Schon beginnt er, zu kochen, zu brodeln und zu dampfen, schon verwandeln sich die Ängste… Flüssigkeiten strömen durch Schläuche, die sich quer durch den ganzen Raum spannen und in Infusionsbeutel an knallpinkfarbenen Ständern münden.

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24. April 2017

Ausstellung „Frühjahrssalon 2017“ im Schloss Wolfenbüttel

Auch in diesem Jahr präsentiert sich der Wolfenbütteler Frühjahrssalon mit Werken von vier Künstlerinnen und Künstlern wieder abwechslungsreich und spannend: Skulpturen von Anna Maria Meyer, Druckgraphiken von Melanie Schöckel, Malerei von Uschi Korowski und Objekte von Timo Hoheisel, der stärker konzeptionell ausgerichtet ist, füllen die schönen, lichten Räume mit einem breiten Spektrum an Techniken und künstlerischen Herangehensweisen. Besonders schön an dieser Ausstellung ist, dass es zwischen den vier Oeuvres formale Ähnlichkeiten und Analogien gibt, die eins mit dem anderen ästhetisch verknüpfen.

Anna Maria Meyer, 1987 in Wolfenbüttel geboren, reizen biomorphe Formen. Ihre Arbeiten sind im Übergang zwischen Zeichnung und Skulptur angesiedelt. Draht formt sie zu großen wolkenartigen Gebilden, die plastisch und durch die Überschneidung des Maschennetzes zugleich linear-zeichnerisch erscheinen. „Ich versuche immer ein an und für sich schweres Material leicht zu machen“, sagt die Künstlerin. Hier und heute hat sie sich aber auf kleine Formate beschränkt. Von ihrer Begeisterung für Organisches zeugen weiße Formen aus Modelliermasse und Ton mit konvexen und konkaven Rundungen, die an Hans Arp erinnern. Andere Objekte sind angeregt von sogenannten Hühnergöttern. Das sind Feuersteine mit Löchern und Hohlräumen, die man einst an Stalltüren aufhängte, um die Hühner vor Füchsen, Krankheiten und bösen Geistern zu schützen. Die Objekte werden vorgedacht, ihre Gestalt gefunden in feinen Bleistiftzeichnungen, in denen an- und abschwellende, mal hellere, mal dunklere Linien den Eindruck von Plastizität und Räumlichkeit hervorrufen. Besonders faszinierend sind jene Arbeiten, die mit dem 3-D-Stift geschaffen wurden: Eine ideell unendliche, nie abreißende Linie bringt eine Zellstruktur hervor, die ins Dreidimensionale hineinwuchert, sich wölbt, biegt, abknickt. Die dritte Dimension muss dabei von der Künstlerin schon beim Zeichnen mitgedacht werden.

Die Linie finden wir bei Melanie Schöckel als Kalligraphie, in der schwungvoll fließenden Schrift, mit der sie selbstgedichtete Haikus in ihre Graphiken integriert. Die Künstlerin, Jahrgang 1973, studierte an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim Druckgraphik, Illustration, Kalligraphie sowie Freies Malen und Zeichnen. Ihre freie künstlerische Arbeit ergänzen seit 2007 verschiedene Lehrtätigkeiten an Schulen, Bildungseinrichtungen und im eigenen Atelier in Klein Flöthe. Mit ihren Künstlerbüchern und Leporellos ist sie auf Buchmessen vertreten. Höchst phantasievoll experimentiert sie mit den Techniken Monotypie, Lithographie und verschiedenen Verfahren der Radierung: Ätz- und Strichradierung, Kaltnadel, Aquatinta, Vernis mou und Zuckeraussprengverfahren. Sie wendet z.B. eine Methode der Lithographie auf Metall an, bei der Coca-Cola die Rolle übernimmt, die in der Steinlithographie der Salpetersäure zukommt. Mit diesen Mitteln schafft sie einen kleinen, vielfältigen Kosmos zwischen Linien, Flächen und reichen Abstufungen von Grautönen, die als Farbwerte wahrgenommen werden. Auflagendrucke gibt es bei ihr nicht, jeder Druck ist ein Unikat. „Federleicht“ ist Melanie Schöckels Thema. Das Motiv der Feder, Naturgegenstand ebenso wie Schreib- und Zeicheninstrument, erscheint mal als zarter, heller Flaum, mal als schwarzer oder wolkig-grauer Schatten, mal als scharf gezackter Umriß, mal von der linearen Binnenzeichnung her aufgefasst.

Zwei Werkgruppen präsentiert Uschi Korowski, die Mathematik, Medizin und Biologie studierte und in Elektronenmikroskopie promoviert hat. Bei der ersten Gruppe handelt es sich um Versuchsreihen von

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22. April 2017

Ausstellung von Knud Balandis in der „VitaMine“

My inner racist (Ausschnitt)

„Tick!“, „Tick!“, Tick!“ Bei jedem „Tick“ spießt Knud Balandis mit dem Zeigefinger eine seiner Radierungen auf, die in der Galerie „VitaMine“ an den Wänden hängen. Dann hat das Publikum Gelegenheit, Fragen zum Werk zu stellen. Fragt niemand, geht’s weiter zum nächsten. So führt der Künstler durch seine Ausstellung, die bis zum 14. Mai in der Karl Marx-Str. 6 zu sehen ist. „Kunst machen bedeutet für mich, poetische und berührende Momente festzuhalten, um vielleicht beim Betrachter ähnliche Empfindungen auszulösen“, sagt Balandis gleich zu Anfang. Fragen werden viele gestellt, zum Beispiel nach der Technik. Viele der Graphiken sind Kombinationen aus Hoch- und Tiefdruck von ein und derselben Radierplatte, in Schwarz und einer Farbe übereinander gedruckt. Andere Radierungen sind mit Zeichnung kombiniert. Manche schwarzweiße Blätter, die wie Linolschnitte wirken, stammen von einem in Gips geschnittenen Druckstock – „Das ist leichter, da verletzt man sich nicht so schnell wie bei Linol.“

Jemand möchte wissen, was denn nun eigentlich dargestellt ist und was es zu bedeuten hat. Galerist Thorsten Stelzner lies erst einmal den Titel vor: „Wo der Nachtvogel seine traurigen Niedrigkeiten zwitschert, lasst mich in Verlorenheit leben“. Doch der Künstler stellt fest: „Jetzt willst Du eine Erklärung, noch bevor Du es Dir angesehen hast“, und verweigert diese zunächst einmal. Hinschauen muss man selbst und kann dann inmitten scheinbar chaotisch wirbelnder Linien und Schlieren auch gegenständliche Anklänge – Gesichter, Körper, Tiere – entdecken. Nur manchmal sind ganze Gestalten abgebildet wie ein Elefant, eine drallrosa, barbusige Dame auf dem Blatt „Oben ohne“ oder „Hänsel und Gretel angesichts erheblicher Probleme“.

Oben ohne

Gibt es bei der Hängung einen inneren Zusammenhang, so etwas wie eine Entwicklung? Der Titel der Ausstellung, „Das Gelbe vom Auge“, signalisiere bereits, dass es um Ungesundes gehe wie etwa Drogen, auch das Sterben und den Tod, der auch sei eben nicht nur so humorvoll, wie es auf den ersten Blick scheine. Die Kunsthistorikerin fragt, ob es eine Verbindung zu Dubuffet gebe, manches erinnere sie an ihn – oder seien ihm solche Vergleiche gar nicht recht? „Ach, es gibt Schlimmeres als mit der Art brut zusammengebracht zu werden“, lautet die Antwort, aber die Verbindung sei eher indirekt; mehr haben ihn Comics beeinflusst, von denen er eine umfangreiche Sammlung besitze, aber viele der Zeichner kennen natürlich Dubuffet und die Art brut sehr gut. Eine Arbeit – Balandis ist auch Musiker – ist von Strawinskys „Le sacre du printemps“ angeregt. Das große farbige Bild „My inner Racist“ sei der pure Jazz, so der Künstler. Eine Serie ist dem Heiligen Georg gewidmet. Auf jedem Blatt findet man den Ritter mit seinem Pferd, den Drachen, manchmal auch die Jungfrau, aber der Drache siegt immer…

Noch eine Frage: „Wie muss ich mir das vorstellen? Was kann ich denn jetzt als Aussage mit nach Hause nehmen?“ Antwort: „Du musst überhaupt nichts. Wichtig ist allein das sinnliche Erlebnis.“

Mit dieser Ausstellung feiert zugleich die „VitaMine“ ihr 2jähriges Jubiläum. Mit Torsten Stelzner und Knud Balandis haben sich zwei unkonventionelle, freie Geister gefunden. Auf die Frage „Könnt Ihr denn von der Kunst leben?“ würden wohl beide antworten: „Ich lebe nicht von der Kunst, sondern für die Kunst.“ (Bis 15. Mai, Vitamine, Karl Marx-Str. 6, Mo-Fr 10 – 13.30, Mo und Mi 17 – 19.30, Do 16 – 18.30, So 14 – 17 Uhr)

„Raus!“, und setzte sich ein Drogenkrönchen auf

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2. April 2017

Ausstellung „andere Situation“ im Museum für Photographie Braunschweig

„andere Situation“ heißt die neue Ausstellung im Museum für Photographie. Eine andere Situation schuf Florian Slowata (geb. 1972) 2009 bis 2012, als er das Interieur seines Ateliers, vom Inventar befreit, aus unterschiedlichen Blickwinkel fotografierte. Eine Serie von 36 nüchternen Schwarzweißaufnahmen entstand, in denen die leeren Räume zu verheißungsvollen Metaphern für zukünftige Ideen und Gestaltungsprozesse wurden. Slowata, erst Professor an der Universität der Künste Berlin, dann an der Kunsthochschule Kassel, war Lehrer der ferner beteiligten vier Künstlerinnen und Künstler. Alle fünf haben in vier Räumen ihre Arbeiten zu feinfühlig abgestimmten Kompositionen zusammengefügt, sowohl innerhalb der jeweiligen Raumgrenze als auch darüber hinaus. Dabei bleibt Slowata mit nur sieben Aufnahmen seiner Serie ganz im Hintergrund und lässt seinen Schülerinnen und Schülern den größten Spielraum.

Mickaël Marchand

„Ich bin eigentlich gar kein Fotograf“, sagt Mickaël Marchand (geb. 1982) von sich. 2009-2015 hat er, inspiriert von multiperspektivischen Bildern David Hockneys, in den Straßen Berlins aus dort vorgefundenen Dingen instabile Skulpturen gebaut, sie aufgenommen und diese Bilder wiederum zu Dia-Collagen zusammengefügt. Im dunklen Ausstellungsraum strahlen sie an den Wänden. Die Projektoren sind eingehaust in Kästen, die auf fragilen „Sockeln“ aus Kuben, Stühlen, Bänken stehen und so selbst wieder eine Skulptur bilden. Ausgehend vom einzelnen Ding über das Arrangement im Stadtraum, die Fotos und Collagen bis zur Skulptur wächst mit jedem Schritt die Komplexität bis hin zu dekonstruktivistischen, dreidimensionalen Ensembles, die im Raum miteinander und mit den Projektionen interagieren – eine Arbeit von faszinierender Vielschichtigkeit!

Romina Abate

„Welche Bedeutungsebenen außer denen, die wir schon kennen, können die Dinge noch haben? Wie entstehen Bedeutungsverschiebungen?“ fragt Romina Abate (geb. 1982). Sie sammelt Alltagsgegenstände, Gefundenes, Zurückgelassenes und baut diese Objekte mit Fotos zu raumgreifenden Installationen zusammen, in die sie oft Selbstinszenierungen einfügt. So posiert sie in einer klassischen Haltung auf einem Stein, dahinter ein weißes Rechteck wie beim Fotoshooting, dahinter wiederum die Aufnahme einer städtischen Szenerie mit Hochhaus, und das Ganze montiert auf eine spiegelnde Metallfläche.

Frank Dölling

„Wie sehen wir Bilder neu, wie sehen wir Bilder immer wieder?“ Frank Dölling (geb. 1990) beschäftigt das Thema Erinnerung. Ein Großfoto zeigt den Blick in eine Ausstellungssituation: ein Luftschacht, eine Videoarbeit von ihm (unscharf), eine Tür – Flächen, die sich zu einem poetischen, abstrakten Bild verzahnen. Eine andere Aufnahme greift den Vorhang im Raum auf, und aus dem Fenster daneben schaut man auf Döllings Video, das auf die Glasscheiben des Torhauses gegenüber projiziert wird. An einer Wand beeindruckt ein Tableau von exzentrisch gehängten, sehr sensiblen Arbeiten.

Johanna Jaeger

„Wie sehen wir die Welt anhand eines einfachen Objektes? Welches Verhältnis besteht zwischen Fotografie und Farbe?“ fragt Johanna Jaeger (geb. 1985) in ihrer Serie von Aufnahmen eines Farblichtmessers aus den 50er Jahren. Die Schwarzweißfotos hat sie mit zartem Blau, Gelb, Rot überzogen und die Jalousie daneben mit fotochromen, das Licht farbig brechenden Elementen beschichtet. An anderer Stelle zeigt sie eine Folge von hochästhetischen Fotos eines kippenden Wasserglases, in dem sich ein Tropfen Tinte von Mal zu Mal immer wolkiger auflöst. Analog zum schrägen Pegel der Flüssigkeit hat sie eine Wand gekippt – ein Zusammenspiel zwischen Raum und Bild, wie es insgesamt diese schöne Ausstellung charakterisiert.

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5. Februar 2017

Ein Mann, eine Maus: Herbert Nauderer in der HBK-Galerie

Der Mann: Herbert Nauderer, Jahrgang 1958, Studium an der Akademie der Bildenden Künste München, verwaltet derzeit die Professur für Grundlehre Zeichnen im Studiengang Freie Kunst an der HBK Braunschweig. Die Maus: Sein Geschöpf und der Protagonist von „Parasite Island – mausmannsland“, einer Ausstellung Nauderers in der Galerie der HBK. Auf den ersten Blick ähnelt sie mit ihren großen runden Ohren Mickey Mouse, doch ist sie von deren Witz ebenso soweit entfernt wie von der Niedlichkeit eines Mäuschens. Wie im Gegenlicht erscheint ihre Silhouette meist groß und schwarz auf den schwarzweißen Bleistift- und Tuschezeichnungen, in Fotos einmontiert, als Maske oder als düsterer Schatten, etwa in einem spießigen Wohnzimmer der 50er Jahre. Da denkt man eher an jenes Tier, das – im Märchen – anstelle des Teufels aus dem Feuer springt, um wenig später die Seele eines Bischofs einzufordern. Oder an die Heerscharen von Ratten, die Graf Draculas Ankunft in England vorangehen.

„Der Mausmann steht für den Menschen an sich, für sein Sehnen und sein Scheitern, in einem ständigen Kreislauf.“ So Nauderer selbst, in Anlehnung an eine apokryphe Inschrift aus Delphi, um 540 v. Chr.: „Die Maus ist eine universale Erscheinungsform der menschlichen Seele (Psyche).“ Ein abgründiges Seelenpanorama ist es, was Nauderer da in Zeichnungen, Fotos, Collagen, Videos und Objekten ausbreitet. Vor allem die alten Fotos aus der Nachkriegszeit, in denen das bedrohliche Wesen mal als Familienvater, mal als Krankenschwester oder Bademeister herumspukt, durchzieht eine beklemmende Unterströmung. Dazu der Journalist Tilman Spengler: „Manche Betrachter werden sofort ‚Kafka’ rufen, doch das sind Zeitgenossen, die eine Maus nicht von einem Käfer unterscheiden können.“ Auch zu seltsamen Prothesen mutiert die Mausmaske, zu schwarzen Schläuchen, Röhren, Strahlen und Flüssigkeiten, die die Gesichter der Menschen auslöschen. Auf einer Zeichnung hockt das Tier als erdrückender Alp einem Kind auf der Brust, in einem Video stolpert es durch den Wald, auf der Suche nach einem Freund.

Im Kurzfilm „Parasite Island“ sieht man einem alten Ehepaar, grandios gespielt von Josef Bierbichler (mit dicken, schwarzen Ohrenschützern) und Sybille Canonica (mit Mausohren), bei ihrer trostlosen Mahlzeit zu. Während sie tintenschwarze Suppe löffeln, entspinnt sich ein destruktiver Dialog, der sich zu einem schier unerträglichen, hasserfüllten Staccato steigert. Im Nebenzimmer hockt derweil die Maus (Nauderer in Maske und schwarzer Latzhose) auf einem Bett und zerdeppert erst mutwillig ihren Teller, am Ende gar die Frau. Wirklich unheimlich gut, diese Ausstellung! (Bis 10.2., Hochschule für Bildende Künste, Johannes-Selenka-Platz, Öffnungszeiten: Mo bis Fr, 13 – 18 Uhr)

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2. Februar 2017

Ausstellung „Neu im BBK“ im Kunsthaus Braunschweig

Im Kunsthaus des Bundes Bildender Künstler eröffnet die Vorstellung der neuen Mitglieder das Ausstellungsjahr 2017. Neun Künstlerinnen und Künstler präsentieren Zeichnungen, Fotografien, Skulpturen, Objekte und Installationen.

Anna Henke

Die Arbeiten von Uschi Korowski, die in Elektronenmikroskopie promovierte, sind strenge Versuchsreihen zwischen exakter Berechnung und Zufall, was schon in ihren nüchternen Titeln zum Ausdruck kommt, z.B. „600 Tropfen – No. 1c (d=16 cm, flächig, Rhythmus 10 x (20 sepia – 30 weiß – 10 gelb)“. Sie lässt pro Bild 600 Tropfen à 20 Mikroliter auf die Leinwand fallen und variiert dabei die Fallhöhe und damit die Resultate. Trotzdem: Immer nur Punkte sind – außer bei Yayuoi Kusama! – auf die Dauer doch etwas langweilig.

Timo Hoheisel begreift sich als „Alchimist und Forscher, der sich dem Material über dessen Eigenschaften und dessen Verhalten nähert.“ Ihn beschäftigt besonders „das Verhältnis zwischen der Materialität und dem Verbergen, Entziehen und Camouflieren von Inhalten.“ Er zeigt außer Fotografien eine ganze Wand voller kleiner, pastellfarbener Quader – Bücher, die er nach Entfernen des Einbands in Leim gekocht hat, „libri cotti“ sozusagen oder Papiermachée en bloc. Hier und da lugt noch ein Buchstabe der verschwundenen Schrift heraus…

Ulrike Wathling

Die abstrakten Federzeichnungen von Ulrike Wathling bilden in parallel geführten Linien verschlungene Schnüre ab, spüren Verflechtungen, Auflösungen und Netzwerken nach. Mit „anmutige Akribie“ prägte Galeristin Julia Taut dafür das treffende Wort.

Denis Stuart Rose, Mitglied der – ja, sowas gibt’s offenbar! – europäischen Totentanz-Vereinigung, bespielt den winterlichen Kunsthausgarten mit seiner Arbeit „Die verlorene Hoffnung (sehr frei nach Caspar David Friedrich)“. Die Großplastik ist, passend zur Jahreszeit, ein „Memento mori“ aus Beton, rostigem Stahl und Draht, angerichtet auf braun verwelkten Blättern.

Dennis Stuart Rose

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