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5. Februar 2017

Ein Mann, eine Maus: Herbert Nauderer in der HBK-Galerie

Der Mann: Herbert Nauderer, Jahrgang 1958, Studium an der Akademie der Bildenden Künste München, verwaltet derzeit die Professur für Grundlehre Zeichnen im Studiengang Freie Kunst an der HBK Braunschweig. Die Maus: Sein Geschöpf und der Protagonist von „Parasite Island – mausmannsland“, einer Ausstellung Nauderers in der Galerie der HBK. Auf den ersten Blick ähnelt sie mit ihren großen runden Ohren Mickey Mouse, doch ist sie von deren Witz ebenso soweit entfernt wie von der Niedlichkeit eines Mäuschens. Wie im Gegenlicht erscheint ihre Silhouette meist groß und schwarz auf den schwarzweißen Bleistift- und Tuschezeichnungen, in Fotos einmontiert, als Maske oder als düsterer Schatten, etwa in einem spießigen Wohnzimmer der 50er Jahre. Da denkt man eher an jenes Tier, das – im Märchen – anstelle des Teufels aus dem Feuer springt, um wenig später die Seele eines Bischofs einzufordern. Oder an die Heerscharen von Ratten, die Graf Draculas Ankunft in England vorangehen.

„Der Mausmann steht für den Menschen an sich, für sein Sehnen und sein Scheitern, in einem ständigen Kreislauf.“ So Nauderer selbst, in Anlehnung an eine apokryphe Inschrift aus Delphi, um 540 v. Chr.: „Die Maus ist eine universale Erscheinungsform der menschlichen Seele (Psyche).“ Ein abgründiges Seelenpanorama ist es, was Nauderer da in Zeichnungen, Fotos, Collagen, Videos und Objekten ausbreitet. Vor allem die alten Fotos aus der Nachkriegszeit, in denen das bedrohliche Wesen mal als Familienvater, mal als Krankenschwester oder Bademeister herumspukt, durchzieht eine beklemmende Unterströmung. Dazu der Journalist Tilman Spengler: „Manche Betrachter werden sofort ‚Kafka’ rufen, doch das sind Zeitgenossen, die eine Maus nicht von einem Käfer unterscheiden können.“ Auch zu seltsamen Prothesen mutiert die Mausmaske, zu schwarzen Schläuchen, Röhren, Strahlen und Flüssigkeiten, die die Gesichter der Menschen auslöschen. Auf einer Zeichnung hockt das Tier als erdrückender Alp einem Kind auf der Brust, in einem Video stolpert es durch den Wald, auf der Suche nach einem Freund.

Im Kurzfilm „Parasite Island“ sieht man einem alten Ehepaar, grandios gespielt von Josef Bierbichler (mit dicken, schwarzen Ohrenschützern) und Sybille Canonica (mit Mausohren), bei ihrer trostlosen Mahlzeit zu. Während sie tintenschwarze Suppe löffeln, entspinnt sich ein destruktiver Dialog, der sich zu einem schier unerträglichen, hasserfüllten Staccato steigert. Im Nebenzimmer hockt derweil die Maus (Nauderer in Maske und schwarzer Latzhose) auf einem Bett und zerdeppert erst mutwillig ihren Teller, am Ende gar die Frau. Wirklich unheimlich gut, diese Ausstellung! (Bis 10.2., Hochschule für Bildende Künste, Johannes-Selenka-Platz, Öffnungszeiten: Mo bis Fr, 13 – 18 Uhr)

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2. Februar 2017

Ausstellung „Neu im BBK“ im Kunsthaus Braunschweig

Im Kunsthaus des Bundes Bildender Künstler eröffnet die Vorstellung der neuen Mitglieder das Ausstellungsjahr 2017. Neun Künstlerinnen und Künstler präsentieren Zeichnungen, Fotografien, Skulpturen, Objekte und Installationen.

Anna Henke

Die Arbeiten von Uschi Korowski, die in Elektronenmikroskopie promovierte, sind strenge Versuchsreihen zwischen exakter Berechnung und Zufall, was schon in ihren nüchternen Titeln zum Ausdruck kommt, z.B. „600 Tropfen – No. 1c (d=16 cm, flächig, Rhythmus 10 x (20 sepia – 30 weiß – 10 gelb)“. Sie lässt pro Bild 600 Tropfen à 20 Mikroliter auf die Leinwand fallen und variiert dabei die Fallhöhe und damit die Resultate. Trotzdem: Immer nur Punkte sind – außer bei Yayuoi Kusama! – auf die Dauer doch etwas langweilig.

Timo Hoheisel begreift sich als „Alchimist und Forscher, der sich dem Material über dessen Eigenschaften und dessen Verhalten nähert.“ Ihn beschäftigt besonders „das Verhältnis zwischen der Materialität und dem Verbergen, Entziehen und Camouflieren von Inhalten.“ Er zeigt außer Fotografien eine ganze Wand voller kleiner, pastellfarbener Quader – Bücher, die er nach Entfernen des Einbands in Leim gekocht hat, „libri cotti“ sozusagen oder Papiermachée en bloc. Hier und da lugt noch ein Buchstabe der verschwundenen Schrift heraus…

Ulrike Wathling

Die abstrakten Federzeichnungen von Ulrike Wathling bilden in parallel geführten Linien verschlungene Schnüre ab, spüren Verflechtungen, Auflösungen und Netzwerken nach. Mit „anmutige Akribie“ prägte Galeristin Julia Taut dafür das treffende Wort.

Denis Stuart Rose, Mitglied der – ja, sowas gibt’s offenbar! – europäischen Totentanz-Vereinigung, bespielt den winterlichen Kunsthausgarten mit seiner Arbeit „Die verlorene Hoffnung (sehr frei nach Caspar David Friedrich)“. Die Großplastik ist, passend zur Jahreszeit, ein „Memento mori“ aus Beton, rostigem Stahl und Draht, angerichtet auf braun verwelkten Blättern.

Dennis Stuart Rose

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10. Januar 2017

Ausstellung ARTcore im Raumlabor Braunschweig

Braunschweig ist um ein neues Kunstereignis reicher: ARTcore, eine Gruppenausstellung im Raumlabor, Hamburger Straße, betritt mit Werken von 37 Künstlerinnen und Künstlern die Bühne der hiesigen Kunstszene. „Wir wollen die kreative Vielfalt der Region zeigen und zwar institutionenübergreifend“, so Stephen Dietl vom Verein ARTcore, der die Ausstellung kuratiert hat. Während normalerweise jede Institution ihre eigenen Künstler ausstelle, beteiligten sich nun Lehrende und Studierende der HBK, Mitglieder des Bundes Bildender Künstler, des Ateliers Geyso20 und der freien Szene. Arbeiten von Arrivierten seien ebenso zu sehen wie solche von jungen Künstlern oder Outsiderkunst. „Dabei wollen wir den Querschnitt der Bevölkerung und auch ein Publikum erreichen, das mit zeitgenössischer Kunst nicht so vertraut ist. Darum bespielen wir den Ausstellungsort vier Wochen lang mit verschiedenen Events.“

Christian_Scholz

Christian Scholz

Den Auftakt machte am Eröffnungsabend Knud Balandis mit seiner Performance „Zeichne mir ein Schaf“. Von Kopf bis Fuß in weißgelocktem Kunstpelz eingehüllt, kroch er bäuchlings über den Boden und kritzelte immer mal wieder auf einem der überall verstreuten Blätter herum. Zum Live Jazz vom „Blue Moon Trio“ besichtigte das Publikum rund 80 Werke der Gattungen Malerei, Skulptur, Zeichnung, Fotografie und Video. Es lässt sich unschwer denken, dass eine solche Mischung äußerst durchwachsen ist. Nicht alles, was auf den ersten Blick groß oder provokant ins Auge springt, hält auch dem zweiten stand, etwa „Zwerg David, Von über mir, Bärmutter“ von Michael Nitsche, „Nation im Herbst“, ein mit schwarzrotgoldenen Plüschtierchen behängter Baum aus Karton von Jens Isensee, oder Friedhelm Kranz‘ kitschiger Jesus, der in roter Leuchtschrift verkündet „I am not dead“. Ein starkes Bild dagegen ist und bleibt „Ain´t that love“, fantastisch gemalt von Ingo Lehnhof. Das Motiv des über und über mit Ejakulat bedeckten Gesichts einer jungen Frau, ein in Pornos massenhaft verbreitetes Motiv, gehört fast schon zum normalen kollektiven Bilderfundus; zu Kunst geadelt, gewinnt es auf einen Schlag seine ganze Obszönität zurück.

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Anna Maria Meyer

Auch Anna Maria Meyers „Symbiont“, eine wolkige Form aus blau geglühtem Draht, die große Volumen mit kleinteiligen grafischen Strukturen vereint, hält stand. Genauso überzeugt Christian Scholz‘ „unglaublich nah doch weit gefehlt“, eine Wandzeichnung in Kohle, deren Schwarz-Weiß ein aufmontierter Leuchtkasten ins Medium Licht übersetzt, eine Videoarbeit von Stella Wahlers und „Beati possidentes“ von Marlene Bart. Die Meisterschülerin von Wolfgang Ellenrieder an der HBK hat auf einem Wunderkammer-Regal Gläser mit in Ethanol eingelegten Nahrungsmitteln aufgereiht, die farblich in die konservierende Flüssigkeit ausbluten – glasklar und sehr ästhetisch.

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Marlene Bart

Die schönsten Entdeckungen halten die Zeichnungen und kleinen Formate parat. Dazu gehören ein in feinen Gelbgrünnuancen gemalter Tondo von Sascha Dettbarn, zwei Fotografien eines Gletschergipfels von Birte Hennig, die streng linearen Kompositionen von Ina Falkenstern und die federleichten blauen Aquarellkringel auf weißem Papiergrund von Sina Heffner. Mit Witz, Charme und Bleistift umspielt Lutz Möller in einer kleinen Serie einen altmodischen Staubsauger, während Ute Helmbold brillante Illustrationen zu Storms „Schimmelreiter“ zu einem Tableau arrangiert hat. Lienhard von Monkiewitschs in Grautönen gehaltene Arbeit „Zwei Kuben, gegenläufig“ gewinnt, vor der Wand schwebend, durch ihren Schattenwurf eine weitere Dimension hinzu. (Bis 4. Februar, Raumlabor, Hamburger Straße 247, Öffnungszeiten: Mittwoch – Freitag 15-19 Uhr, Samstag und Sonntag 14-18 Uhr; Eventprogramm (Führungen, Konzerte, Lesungen) unter www.artcore-bs.de)

Ute-Helmbold

Ute Helmbold

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14. November 2016

Ausstellung „Hommeland“ von Thomas Rentmeister im Kunstverein Wolfenbüttel

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„Ich freue mich, dass Sie die Lagerstatt hier auf das Feinste plaziert finden!“, begrüßte Günther Langer die Gäste des Kunstvereins Wolfenbüttel zur Eröffnung der Ausstellung „Hommeland“ von Thomas Rentmeister. Die Lagerstatt – das ist eine überdimensionale Konstruktion aus rostigem Stahl, Hochbett ebenso wie beängstigend raumgreifende Skulptur, die auch wie eine Hommage an den russischen Konstruktivismus anmutet. Diagonal und sperrig hält sie den Raum besetzt, scheint ihn fast zu sprengen; aggressiv recken sich die Balken in alle Richtungen. Ihre Alter suggerierende Patina kontrastiert heftig mit dem Weiß der fabrikneuen Matratzen. Fünf Liegeplätze übereinander gibt es, jedoch so dicht und eng, dass niemand dort wirklich schlafen könnte – ein irritierender Widerspruch zwischen Gastfreundschaft und Feindseligkeit. Weitere Exponate unter anderem: eine orangefarbene Kindermatratze auf dem Boden, ein gusseisernes Objekt, ebenfalls mit samtigem Rost überzogen und neben einem schwarzen Holzquader in einen verwitterten Holzverschlag eingelassen, sowie ein Schwarzweißfoto des Interieurs einer norwegischen Hütte. Alles sehr ästhetisch in Formen, Farbigkeit und der Kombination der Materialien. Der präzise Umgang mit Volumen im Raum und die sensible Behandlung von Oberflächen kennzeichnen das Werk des Professors für Skulptur an der HBK Braunschweig.

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Und der Titel der Ausstellung? „Hommeland“ erinnert natürlich sofort an „Homeland“, „Heimat“, und an die gleichnamige amerikanische Fernsehserie um Nicholas Brody, den Heimkehrer aus dem Irakkrieg und seine mögliche Verstrickung in den Terrorismus. Doch auch „Pommerland ist abgebrannt“ lässt sich dazu assoziieren sowie „homme“, das französische Wort für „Mensch“. Annette Tietenberg, Professorin für Kunstwissenschaft und Vizepräsidentin an der HBK, fiel dazu gar „Lummerland“ eine, jene kleine Insel, von der Michael Ende seine Helden Lukas und Jim Knopf zu abenteuerlichen Reisen und Verwicklungen aufbrechen ließ. Doch solche liebe Rentmeister ganz und gar nicht, seine Arbeiten stehen für Klarheit und Präsenz, die aus der Anwesenheit von Materialien resultiere, für das, was der amerikanische Künstler Frank Stella einmal mit „What you see is what you see“ bezeichnet hat. Tietenberg schlug in ihrer Rede einen weiten Bogen vom Begriff „Heimat“ des Philosophen Ernst Bloch bis zur Ästhetik der klassischen Minimal-Art, um schließlich bei Behaustsein und Unbehaustsein des Menschen anzukommen – dem zentralen Thema von Rentmeisters Werk. Die Fremdheit, die Einzug ins Leben hält, sei dabei nicht an tagespolitische Ereignisse gebunden, sondern conditio humana, eine Grundbedingung des Wesens Mensch. Dass trifft den Kern der Sache. (Bis 4. Dezember, Kunstverein Wolfenbüttel, Reichsstr. 4, Öffnungszeiten: Mi-Fr 16-18 Uhr, Sa und So 11-13 Uhr. Gespräch mit dem Künstler am Dienstag, 15. November 2016, 19:00 Uhr)

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31. Oktober 2016

Ausstellung „Unterwegs“ von Güde Renken im Kunstverein Schöningen

IMG_6175Eine Rückenfigur in gelber Jacke mit rotem Rucksack vor einer in grünen Streifen angedeuteten Landschaft hat Sie alle zu dieser Ausstellung von Güde Renken eingeladen. „Unterwegs“ ist ihr Titel. Zwei Serien von Reisebildern – eine von einer eigenen Islandreise der Künstlerin, die andere nach Urlaubsfotos von Irmgard und Samantha in den Bergen – nehmen diesen Titel wörtlich. Beide Serien rücken nicht die großen, sattsam bekannten touristischen Attraktionen in den Mittelpunkt, sondern kleine, belanglose, fast banale Dinge am Rande: Zelte, eine Flagge, eine Ente, einen angeschnittenen Zebrastreifen und immer wieder die Rückenfigur des Wanderers in Island. Sonnenschirme, einen Badeanzug, eine einzelne Tanne oder Irmgards Hund Samantha in den Bergen. In den Zeichnungen werden sie, auf eine einfache Umrisslinie reduziert, isoliert auf das weiße Blatt Papier gesetzt und dann mit wässriger Aquarellfarbe teilweise in reinen Buntfarben koloriert. Ein Innen- oder Außenraum ist mit wenigen Strichen allenfalls angedeutet. Die Farbe ist nie deckungsgleich mit dem Kontur, sondern wird, an die Form gleichsam angelehnt, wie eine zweite Schicht darübergeblendet. Linie und Farbe verbinden sich nicht völlig zu einer Einheit, sondern stehen überlappend nebeneinander, was den lapidaren Skizzen Offenheit, Leichtigkeit und einen besonderen Charme verleiht. Mühelos und locker hingeschrieben sieht das aus und ist doch das Ergebnis einer langen Reihe von wiederholten Versuchen, bis dann in „Kairos“, dem glücklichen Augenblick, das Bild gelingt und alles stimmt. Zauberhaft sind die kleinen Tafeln mit den in Island am Wegesrand gefundenen wilden Blumen.

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Ein weitere Werkgruppe sind zum Teil großformatige Gemälde von Kindern nach alten Familienfotos. Was auf den ersten Blick nostalgisch anmuten mag, enthüllt bei genauem Hinsehen einen Hintersinn: Immer sind da auch Ernst, Schmerz, Einsamkeit und Verweigerung zu finden. Solche Brüche zwischen Innen und Außen sind es, die Güde Renken interessieren. „Ich male und zeichne Menschen. Ich suche mit meinen Farben und Linien Kraft und Stärke der Menschen. Und finde ihre Zerbrechlichkeit und den Schmerz“, sagt sie.

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In ähnlicher Weise sucht Güde Renken in Portraits von Prominenten wie Queen Elizabeth, Vivienne Westwood oder der jungen Angela Merkel nach dem Menschlichen, der Seele, der Tiefe, der Person hinter der Maske, der Konvention und der repräsentativen Erscheinung. Und immer geht es natürlich auch darum, das Motiv in Malerei zu transformieren. Sie malt mit Eitempera auf Leinwand, in langen und langsamen Prozessen werden immer neue Farbschichten aufgetragen, werden das Kolorit und das Verhältnis von Gegenstand und Hintergrund ausgelotet. Besonders schön ist das an dem Bild „Mädchen im Gras“ zu sehen, wo sich der Blumenstrauß in der Hand des Kindes zum unteren Bildrand hin auflöst in bunte Flecken und Punkte, die sich nach oben dann ins Weiße verflüchtigen.

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23. Oktober 2016

Ausstellung: „Die Xylothek als Bibliotheksinstallation“ von Marion Gülzow im Allgemeinen Konsumverein Braunschweig

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„Wenn eine Bibliothek ein Spiegel des Universums ist, dann ist ein Katalog das Spiegelbild dieses Universums.“ Dieser Satz aus Alberto Manguels Roman „Die Bibliothek bei Nacht“ zieht sich einmal quer über die Wand des großen Ausstellungsraums im Allgemeinen Konsumverein. Kataloge liegen aus, auf einem Sockel wartet einsam ein Karteikasten. Ansonsten: gähnende Leere! Wie jetzt? War das schon alles? Doch mitnichten: Die eigentlich Kunst, die „Xylothek als Bibliotheksinstallation“ von Marion Gülzow ist im kleinen Nebenraum umso dichter komprimiert. Die Hannoveraner Künstlerin ließ sich inspirieren von der ab 1780 geschaffenen Xylothek von Carl Schildbach, heute im Naturkundemuseum in Kassel zu bestaunen. Schildbach dokumentierte sämtliche Holzgewächse der Gegend um Kassel in 530 „Scheinbänden“: Aus Holz und Rinde jeder Baumart wurde eine Art Buch hergestellt, ein Kasten, der in seinem Inneren die Blätter, Blüten und Früchte des jeweiligen Baums sowie das forstbotanische Wissen dazu bewahrt.

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Die Initialzündung kam 2006 in Gestalt einer Umzugshinterlassenschaft von 50 leeren Zigarrenkisten auf Gülzow zu: Damit musste doch was Kreatives anzufangen sein? Hunderte von Buchkästen, sozusagen Biblioboxen, sind seitdem entstanden, samt Zettelkatalog (im eingangs erwähnten Karteikasten). Im Konsumverein harren sie nun, akribisch in drei Regalen aufgereiht, ihrer Besucher.

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Schon den Blick über die „Buch“rücken schweifen zu lassen, ist ein Vergnügen: Viele Kästen sind mit schönen Papieren kaschiert, und neben Materialien wie Knöpfen, Steinen, Fell, Fotos und einem Glöckchen machen Titel wie „Du sollst Dich wappnen“, „Preistabelle für Grubenhölzer (zugleich Kubiktabelle)“, „Sinnpause“, „Kopfsteinköpfe“ oder „Im Duett mit Bruchstücken“ neugierig auf den Inhalt. Schriftsteller und Philosophen wie Arno Schmidt, Marcel Proust oder Friedrich Nietzsche haben offensichtlich Pate gestanden. Mit Latexhandschuhen an den Händen darf man jedes Kästchen behutsam herausnehmen, öffnen und einen Blick in die kleinen Kunst- und Wunderkammern werfen: hier warten Fingerhüte im Verein mit einer Efeuranke, dort blaue Glasfläschchen mit Augäpfeln, ein anderes Mal eine Gummischallplatte, Nadeleinfädler, Hölzer, ein gebrauchter Tuschkasten oder die stilisierte Figur eines Kranichs. Die Überraschung ist jedes Mal groß, und man mag gar nicht mehr aufhören, will immer weiter entdecken… Eine zauberhafte Ausstellung, unbedingt ansehen! (Allgemeiner Konsumverein, Hinter Liebfrauen 2. Bis 3. November, Öffnungszeiten: Donnerstag 18.00 bis 22.00 Uhr, Samstag und Sonntag 14.00 bis 18.00 Uhr. An den Sonntagen führt die Künstlerin ab 15.00 Uhr durch die Bibliothek.)

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12. Oktober 2016

Ausstellung „timeless – MADmusée zu Gast bei Geyso20“

Eine vielköpfige Menschenmenge, von Georges Wilson (USA) mit Pastellkreiden auf Papier gebannt, blickt den Gästen der Galerie Geyso20 mit übergroßen Augen erwartungsvoll entgegen. So legt es jedenfalls der Schriftzug „timeless – MADmusée zu Gast bei Geyso20“ daneben nahe. Zeitlos wie die Werke großer Künstlerinnen und Künstler, die schon den „test of time“ bestanden haben, sollen die Arbeiten sein, die das Museum in Lièges, Belgien, von Menschen mit geistiger Behinderung aus aller Welt sammelt. An die 2500 Kunstwerke aller erdenklichen Gattungen und Techniken hat das 1998 gegründete Haus für Kunst von aus der Normalität „Ver-rückten“ bereits zusammengetragen. Ein kleiner Teil davon ist nun in den Ausstellungsräumen des Lebenshilfe-Ateliers zu sehen – Schöpfungen voller Kreativität und Phantasie mit zum Teil erstaunlichen Parallelen zu Phänomenen der modernen und zeitgenössischen Kunst, was aber auch durch die Auswahl durch die Kuratoren bedingt sein mag.

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Inès Andouche

„Verrückt“-Sein bedeutet: keine Kontrolle über die eigenen Affekte zu haben, Gefühle werden unzensiert ausgelebt, Innen und Außen entgrenzen sich und fließen ineinander, erläuterte Frederik Poppe von der Bundesvereinigung Lebenshilfe Berlin in seiner Rede zur Eröffnung. Diese Veränderung der Wahrnehmung sei für Kreativität und Kunst eine positive Voraussetzung, schon Platon habe von produktivem Wahnsinn gesprochen.

Daniel_Sterckx

Daniel Sterckx

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7. Oktober 2016

Ausstellung „Die Zeit heilt alle Wunden III“ im Kunsthaus des BBK Braunschweig

„Die Zeit heilt alle Wunden III“. Unter diesem Motto, das an Joseph Beuys‘ Titel „Zeige Deine Wunde“ erinnert, präsentieren Diana Janecke, Leena Krüger und Matthias Walliser aus Göttingen im Kunsthaus des BBK Malerei, Druckgrafik und Objekte. Ihr Thema: Zeit, Erinnerung, Vergänglichkeit, Auslöschung, Transformation… (Der erste und zweite Teil der Ausstellungsreihe fanden in Göttingen und Hannover statt.)

Janecke

Diana Janecke

Leena Krüger hat auf einer Wand 24 kleine, quadratische Ölbilder – unscharf, mit landschaftlichen Anmutungen – zu dem schönen Tableau „Früher war alles viel größer“ vereint. In recht weiten Abständen gehängt, wirkt jedes einzelne Bild für sich, wie ein Punkt in der Fläche der Zeit, und doch ist jedes mit den anderen wie in einem Netzwerk von Erinnerungen verknüpft. Ähnlich funktioniert die schwarzweiße Serie der „Wimperntierchen“; sie lässt an unseren Lidschlag denken, der den Strom der visuellen Wahrnehmung in eine unendliche Abfolge von Augenblicken unterteilt. Ebenfalls von Krüger stammt eine Reihe von weißen Prägedrucken, die das Motiv eines Briefumschlags variieren: Wer wund ist, der schreibt oft an sich selbst oder andere, um das Geschehene zu verarbeiten. Das leere Weiß des Papiers mag hier für Auslöschung und Neubeginn stehen, ähnlich wie bei der dicken Rolle Endlos-Druckerpapier, die mit rotem Siegellack verschlossen ist.

Krüger

Leena Krüger

Diana Janeckes großes Bild „Wechselzone II – Heilung ist möglich“ zeigt eine maskierte Figur, die sich gerade aus einer Hülle herausschält wie der Schmetterling aus der Puppe. Ganz anders sind ihre Arbeiten mit jenen kleinen Streifen aus Draht und Plastik, die zum Verschließen von Tüten dienen. 210.000 davon bedecken den Boden eines Raumes – ziemlich banal. Interessanter ist da schon „datarium“, eine Serie von Schaukästen, in denen die Beutelklammern, akribisch mit Datum versehen, zwischen den Polen von Chaos und strenger Ordnung immer wieder anders gruppiert und mit Nadeln festgesteckt sind. Assoziationen an Vergänglichkeit, Verfall und die unausweichliche Deadline stellen sich ein…

Matthias Walliser hat mit seiner Arbeit „Zeitgleichmaschine“ den Ausstellungstitel am wörtlichsten genommen: Auf einem Stuhl liegt ein organisches Gebilde wie ein verwundetes Stück Fleisch, das mit einer Batterie verbunden ist. Versorgt diese die Wunde mit Energie oder lädt sie sich an ihr auf, so wie manches künstlerische Werk ein Trauma als Antrieb braucht?

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24. September 2016

Ausstellung: Anja Schindler im Roemer Pelizäus Museum Hildesheim

Am Freitag, 30. September 2016, 19 Uhr, eröffne ich die Ausstellung „Preziosen“ von Anja Schindler im Roemer Pelizäus Museum Hildesheim:

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Was dem einen sin Uhl ist, ist dem anderen sin Nachtigall. Und was Hermann Roemer, dem Geologen, Juristen und Museumsgründer aus dem 19. Jahrhundert, Fossilien und Ägyptica waren, das sind Anja Schindler, der Künstlerin aus dem 21. Jahrhundert, Früchte, Blüten, Kapseln, Schoten, Kürbisse, Eier, ein Fischskelett und ein mumifizierter Frosch, auch Nudeln, Seife oder Schriftrollen. Aber: Das sollen Preziosen sein? Ja, in den Installationen von Anja Schindler werden Fundstücke aus der Natur und von Menschenhand Geschaffenes zu Kostbarkeiten, zu einem bestaunenswerten Schatz! Ihre oft blau bemalten und in Öl konservierten Sammlungen präsentiert die Künstlerin in schönen Gläsern, in Schaukästen und Regalen, auf Sockeln, Ständern und Stativen. Sie erinnern an die fürstlichen Kunst- und Wunderkammern des 16. Jahrhunderts. Dort wurden wertvolle, wunderbare und skurrile Dinge aus aller Welt, aus Natur und Kunst gesammelt, die der Schaulust, der Horizonterweiterung und der Bildung dienen sollten.

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Schätzen wir die Dinge, von denen wir heute umgeben sind, alte und neue? Was geht vielleicht schon bald unter, weil es sich im digitalen Zeitalter “erledigt“? Bücher und Handschriftliches vielleicht? Welchen Preis zahlen wir dafür? Was verschleißen wir achtlos? Was von dem, was uns heute alltäglich und selbstverständlich ist, wird in Zukunft eine Preziose sein? Wovon wird es Zeugnis ablegen? Welche Bedeutung wird es für künftige Generationen haben? Was wird in 100 Jahren in einem Museum landen?

Der himmelblaue Kosmos von Anja Schindler steckt voller Fragen…

„Die schönste und tiefste Rührung, die wir empfinden können, ist das Erfahren des Mystischen. Sie ist die Säerin aller wahren Wissenschaft. Wem diese Rührung fremd ist, wer sich nicht länger wun­dern, nicht länger in verwirrter Ehrfurcht dastehen kann, der ist so gut wie tot.“ Albert Einstein

(Bis 22. 1. 2017, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 10.00 – 18.00 Uhr, Montag: geschlossen, außer an Feiertagen)

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17. September 2016

Sascha Weidner im Mönchehaus Goslar

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Hier ein paar Fotos aus der schönen Ausstellung „Bleiben ist nirgends…“ von Sascha Weidner im Mönchehaus Goslar. Außer den Aufnahmen selbst hat mich besonders das künstlerische Credo des mit 38 Jahren viel zu früh verstorbenen Fotografen berührt, der von sich selbst gesagt hat: „Ich bin getrieben, ständig auf der Suche, ein romantisch bewegter Reisender.“
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Foto: Gertrud Färber

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