Regine Nahrwold am 4. April 2018:
Ausstellung „Immer dienstags ist Treffen zum Aktzeichnen“ im Torhaus des Botanischen Gartens
Werner Krämer
„Immer dienstags ist Treffen zum Aktzeichnen“, und zwar im Atelier des Malers und Graphikers Manfred Fischer für eine Gruppe von kunstbegeisterten Freunden, die aus verschiedensten Gründen gerne zeichnen. Künstler und Kunsterzieher sind dabei, Architekten, Lehrer und eine Reqisiteurin am Staatstheater. Seit zehn Jahren existiert die Gruppe, einige sind schon sehr lange dabei, andere erst ein halbes Jahr. Nun zeigen sie eine kleine Auswahl ihrer Ergebnisse im Torhaus des Botanischen Gartens.
Das Aktzeichnen wurde in der Renaissance „erfunden“, als die Künstler, inspiriert von der wieder aufgefundenen antiken Skulptur, die Schönheit des nackten menschlichen Körpers entdeckten. Das Studium der Anatomie und das Zeichnen der menschlichen Gestalt diente damals der Vorbereitung von Gemälden, vor allem von Historienbildern. Ihre Figuren sollten „richtig“ sein und lebensecht ihre Rolle im dramatischen Geschehen „spielen“, um die Herzen der Betrachter zu rühren. Um 1900 etwa wurde der Akt schließlich zu einer autonomen Bildgattung.
Rainer Nötzold
Welch faszinierende Vielfalt auf diesem Gebiet möglich ist, das ist in der Ausstellung auf das Schönste zu erleben: mit Bleistift, Kreide, Rötel, Tusche und Aquarell, auf großen Bogen Papier oder in kleinen Skizzenbüchern, stehend, sitzend, liegend, nackt oder bekleidet – die menschliche Gestalt ist ein unerschöpflicher Gegenstand. Ebenso weit gefasst sind die Möglichkeiten der Zeichenweise und der künstlerischen Auffassung: Eine naturalistische Rötel-Studie von Rainer Nötzold umreisst mit Linien unterschiedlicher Strichstärke und kräftigen Schaffuren sehr plastisch den fülligen Körper einer Frau. Helge Karnagel dagegen spinnt die Figur mal in ein feines Liniennetz ein, das sie fast überwuchert; dann wieder tritt sie aus einem das ganze Blatt überspannenden Gewebe von Farbflecken heraus.
Christina Kersten



















