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11. Juni 2018

Ausstellung „Doing Things with Words“ im Kunstverein Braunschweig

Zu sehen gibt es in der Rotunde des „Salve Hospes“ nichts. Das Entrée in die neue Ausstellung des Kunstvereins, „Doing Things with Words“ kommt rein akustisch daher: Zu hören ist ein halblaut gemurmelter Monolog von Hanne Lippard (geb. 1984 in Großbritannien), die Sätze über Sprache in Bezug auf den eigenen Körper vor sich hin träumt. Fast alle Arbeiten der Ausstellung, einer Kooperation mit dem Festival „Theaterformen“, beschäftigen sich mit Sprache und Kommunikation. Ach, Ihr Bildenden Künstler, warum haltet Ihr Euch nicht an das Sichtbare? Doch die Grenzen zwischen den Kunstgattungen sind längst aufgelöst, und jetzt gibt’s mal wieder mehr für’s Ohr und für den Kopf als für’s Auge…

Lippard Serie „ahem“ besteht aus weißen Seidentüchern, bedruckt mit Silben, Lauten, Worten; sie schweben hauchzart und lichtdurchflutet vor den Fenstern. Das sieht sehr schön aus und ist diesen flüchtigen Sprachpartikeln angemessen. Christian Falsnaes (geb. 1980 in Kopenhagen) hat mit „First“ eine Studio-Situation installiert: Ein schwarzer Vorhang wird zur Bühne für den ersten Besucher jedes Tages, der sich hier vor einer Kamera produzieren und für 15 Minuten ein Star sein darf. Feiko Beckers Performances und Videos drehen sich um Gespräche und Möglichkeiten des Missverstehens; Dialogpartner sind er selbst und ein Freund, beide in (ebenfalls ausgestellten) Kostümen, die an die russische Avantgarde des 20. Jahrhunderts erinnern.

Kurze Phrasen wie LIKE, HEAR, ME, NO TIME, TO KNOW sind auf bunten Fahnen, Elementen einer Installation von Hassan Khan (geb. 1975 in London), zu lesen. Auch er ringt um Sprache in dem unscharfen Moment kurz vorm Bewusstwerden, versucht, etwas zu greifen, was sofort wieder entrinnt. Das wird in dem provisorischen Charakter des leichten Gebildes aus Holz, Keramik, Stahl, Glas, Textil und Licht anschaulich.

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10. Juni 2018

Ausstellung „Glazed Rhythms“ im Kunstverein Wolfenbüttel

Ein Kristall funkelt aus nächtlichem Dunkel hervor, das Licht spielt gleißend auf seinen Zacken, die in alle Richtungen schießen. „Glazed Rhythms“, verglaste Rythmen – der Titel dieses Fotos, bildet auch die Überschrift über der Ausstellung seiner Schöpferin Johanna Daab im Kunstverein Wolfenbüttel. Ein Foto? Man zögert, die Arbeit so zu nennen, obwohl sie mit der Kamera entstanden ist. Denn das Abbilden der Realität, zumindest das Gegenüber eines realen Motivs, ist zwar nicht mehr ein unabdingbares, aber noch immer ein wesentliches Moment dieser künstlerischen Technik, die in Sachen Naturnachahmung seit ihrer Erfindung Anfang des 19. Jahrhunderts der Malerei den Rang ablief. Doch was hier aufgenommen wurde, ist nicht mehr erkennbar. Und es ist auch nicht mehr wichtig, so sehr wurden hier ein reales Objekt transformiert und schwebt nun im geheimnisvollen Zwischenreich zwischen Tag und Traum. Andere Bilder zeigen leuchtende, von einem Planetenreigen umkreiste Rauten, seltsame, tierisch anmutende Wesen, wolkig-blumige oder technoide Formen.

Johanna Daab (geb. 1978) arbeitet ausschließlich in Schwarzweiß mit einer analogen Kamera, entwickelt ihre Filme selbst und stellt die Abzüge im eigenen Fotolabor her. Aber was besagen da schon die nüchternen Begriffe „entwickeln“ und „abziehen“? Jeder Abzug ist das Ergebnis eines komplexen, langen und langsamen Prozesses und als solches ein unwiederholbares Unikat. Daab ist eine Alchimistin, die mit Licht, Film, Barytpapier und Chemikalien Verwandlung bewirkt. „Flash of appearence“ oder „rising star“ heißen zwei andere Aufnahmen. Lichtphänomene und die Weite des Weltalls klingen in diesen Titeln und den Bildern selbst an, auch Bewegung und Musik meint man zu vernehmen. Erinnerungen an experimentelle, surrealistische Bildwelten zu Anfang des 20. Jahrhunderts werden wach.

Die Fotoarbeiten in unterschiedlichsten Formaten sind auf türkisgrünen Wänden sehr sparsam gehängt, denn die Künstlerin wünscht sich, dass jede einzelne Raum für sich gewinnt und der Betrachter sie in Muße und Konzentration auf sich wirken lässt. So setzen ihre Aufnahmen auch Kontrapunkte gegen unsere beschleunigte Gegenwart und die heutige Überschwemmung mit digitalen Bildern.

Ihr Studium an der HBK Braunschweig hat Daab 2014 als Meisterschülerin von Dörte Eißfeldt abgeschlossen. Sie ist dieser Professorin dankbar, die ihren Studierenden alle Freiheit zur Entfaltung gelassen hat. Auch das hervorragend ausgestattete Fotolabor damals und die Fachleute, die mit Anregungen und Know how zur Seite standen, lobt sie sehr. „Wie toll das war, wurde mir erst richtig bewusst, als ich mein eigenes Labor eingerichtet habe.“ Längst ist sie selbst eine Meisterin ihres Fachs geworden und eine Künstlerin ganz im Sinne der Definition von Karl Kraus: „Nur der ist ein Künstler, der es versteht, aus seiner Lösung ein Rätsel zu machen.“

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2. Juni 2018

Ausstellung „Ohne Etikett fühle ich mich freier…“ im Herzog Anton Ulrich-Museum

Foto: Claus Cordes. Frei zur Veröffentlichung bei Berichterstattung im Zusammenhang mit dem Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig.

„Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen“. Dieser Satz könnte als Motto über der Ausstellung stehen, die in der Reihe „Intervention – Raum für junge Kunst“ soeben im Herzog Anton Ulrich-Museum eröffnet wurde. Präsentiert werden Arbeiten aus der Sammlung Reydan Weiss. Die in Istanbul geborene Sammlerin wuchs in Jordanien sowie Jerusalem auf, studierte in Deutschland und lebt heute in Neuseeland, Deutschland und der Türkei. Aus ihrer Biographie resultiert ein grenzüberschreitender Blick für Kunst, der sich in Erwerbungen namhafter Künstler wie Cindy Sherman und Gerhard Richter spiegelt sowie in neuen Werken aus Kuba, Chile oder Australien und den verschiedensten Kunstgattungen. Aus 850 Arbeiten von rund 150 Künstlern hat Kurator Sven Nommensen für die Ausstellung „Ohne Etikett fühle ich mich freier…“ Gemälde, Fotografien, Skulpturen, Objekte und ein Video von sechzehn Künstlern ausgewählt. All diese Werke weisen einen engen Bezug zu Kunstkammer-Objekten des Museums auf und drehen sich um das Thema Tod und Vergänglichkeit. Und: Die meisten von ihnen sind so kunstvoll, dass man sagen kann, sie vollenden, was die Natur begann.

Foto: Claus Cordes. Frei zur Veröffentlichung bei Berichterstattung im Zusammenhang mit dem Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig.

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17. Mai 2018

Ausstellung „Credo. Lebensentwürfe“ von Klaus G. Kohn in der Brüdernkirche

Blick in die Ausstellung ‚Credo‘ im Kreuzgang der Brüdernkirche.

Die robuste Frau in mit Stickern übersäter Jeansweste, mit Cap und blaugelbem Schal –  der Eintracht-Fan. Die alten Damen in Dunkelblau, mit weißem Kragen und Häubchen, das Kreuz auf der Brust – die Diakonissen. Die Männer in schwarzer Lederkleidung, einander zärtlich zugewandt – zwei Schwule. Der Bärtige im blütenweißen Gewand, mit der Taqiyah auf dem Kopf – der Imam.

Das Mädchen mit schwarzer Lockenperücke im rosa Prinzessinenkleid – die Cosplayerin. Der junge Mann mit nacktem, von Muskeln nur so strotzendem Oberkörper – der Bodybuilder.

Diese sowie elf weitere Portraits sind in der Ausstellung „Credo. Lebensentwürfe“ des Braunschweiger Fotografen Klaus G. Kohn im Kreuzgang der Brüdernkirche zu sehen. Dunkel ist es hier, denn die auf einen besonderen, lichtdurchlässigen Stoff abgezogenen Farbaufnahmen sind in die verschlossenen Fenster des Kreuzgangs hineinmontiert. Von hinten angestrahlt, scheinen die großen (2,70 x 2 m), weit oben angebrachten Fotografien aus sich selbst heraus in großer Farbintensität zu leuchten, gewinnen eine starke Präsens. Mit ihrer Aura von Licht erinnern sie an die Glasfenster einer gotischen Kathedrale. Schon beim Betreten des Kreuzgangs ist man von dieser Präsentation sofort gebannt. Doch keine Heiligen haben hier Platz gefunden, sondern Menschen von heute, Individuen, die vor der Kamera posieren in einer Aufmachung, die sie als Ausdruck ihrer Identität, ihres Lebensentwurfs verstehen. Zugleich repräsentieren sie als Typen verschiedene Facetten unserer pluralistischen Gesellschaft, zumal Namen und weitere Informationen zu den Personen fehlen. Das Zeitgenössisch-Gegenwärtige ihrer Erscheinung bildet einen reizvollen Kontrast zur umgebenden mittelalterlichen, sakralen Architektur.

Der Künstler hat für die Aufnahmen bestimmte Parameter festgelegt: Format, schwarzer Hintergrund, Halbfigur in Frontale oder Dreiviertelansicht – das alles bleibt über die ganze Serie hinweg unverändert. In diesem strengen Rahmen aber entfaltet sich eine faszinierende lebendige Vielfalt an Gesichtern, Outfits und persönlichem Habitus – ein bewährtes Prinzip, das bereits in den 1920er Jahren in den Berufsbildern von August Sander oder später in Bildnissen von Richard Avedon zu finden und heute allgegenwärtig ist.

Doch wie steht es um den Titel der Ausstellung? Verkörpern all diese Menschen bzw. ihre Portraits wirklich ein Glaubensbekenntnis, wie es das Wort „Credo“ nahe legt? Den Diakonissen, dem Prior eines Klosters, dem Imam, auch den Freimaurern nimmt man ab, dass sie ihr Leben in den Dienst einer umfassenden, höheren Idee gestellt haben. Die Rocker, die Betreiberinnen eines Tattoo-Studios, der Punker und das Mitglied einer schlagenden Verbindung in vollem Wichs dagegen vertreten wohl eher eine sehr spezielle, extreme Vorliebe, eine Gruppenzugehörigkeit oder gar Ideologie als einen Lebensentwurf. Doch vielleicht ist ja gerade das ein typisches Phänomen unserer Gegenwart: dass – wie es der Veranstalter, die Landeskirche Braunschweig, im Folder zur Ausstellung formuliert – die in der Reformation gründende Freiheit des Einzelnen heute viele Gesichter hat, individuelle Biographien ermöglicht und von allen gleichermaßen Toleranz erfordert?  (Bis 14. Juni, Kreuzgang der Brüdernkirche, Schützenstr. 22, Öffnungszeiten: Di-So, 13-19 Uhr)

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9. Mai 2018

Buchvorstellung „Narrenbäume“ von Wilhelm W. Reinke bei Graff

„Wer einen Baum pflanzt, wird den Himmel gewinnen“ soll Konfuzius einst gesagt haben. Wie wahr dieser Satz ist, zeigt das Buch „Narrenbäume“ von Wilhelm W. Reinke, das dieser am Donnerstag Abend in der Buchhandlung Graff vorstellte: 75 Bäume samt Himmel darüber hat der Braunschweiger Fotograf in fünf Jahren in aller Welt gewonnen: beeindruckende Schwarzweißaufnahmen von knorzigen deutschen Eichen und 2500 Jahre alten sardischen Oliven, italienischen Zypressen, spanischen Pinien, balinesischen Mangroven, kalifornischen Riesenmammutbäumen und madegassischen Baobabs, von denen die Legende besagt, Gott habe sie verkehrt herum in die Erde gesteckt. Ob kahl, belaubt oder in voller Blütenpracht – sie alle sind gewaltige, ja Ehrfurcht gebietende Lebewesen. „Narrenbäume“ hat Reinke sie genannt, nach einem Bild aus dem 15. Jahrhundert, wo die Narren von den Bäumen geschüttelt werden. Der Narr – sowohl der Törichte als auch der Hofnarr, der unbequeme Wahrheiten ausspricht – das ist natürlich der Mensch, der seit Jahrhunderten „den Ast absägt, auf dem er sitzt, um daraus einen Stuhl anzufertigen“. Und so hat Reinke ihn in seine Bilder einbezogen in Gestalt von Akten, die mit den Bäumen agieren. Das ist nicht immer ganz gelungen, vor allem dort nicht, wo sich schöne, junge Frauen in etwas gestellten, zu erotisch anmutenden Posen in die Natur drapieren. Anrührend ist es aber immer da, wo die Menschen in kreatürlicher Nacktheit verletzlich und Schutz suchend wirken, sich an einen Ast  anschmiegen oder in einen hohlen Stamm hineinkauern. Und wenn sie in der umgebenden Natur klein und gering erscheinen wie in einem barocken Landschaftsgemälde des Holländers Jacob van Ruisdael, etwa auf dem Titelbild des Buches: Dort stehen Mann und Frau wie Adam und Eva winzig unter einem riesigen, uralten Drachenbaum auf Teneriffa, geborgen in einer kosmischen Natur, die wir seit langem gnadenlos zerstören.

Reinke sprach vor allem vom „Making of“ des Buches. Seine Fotoausrüstung bestand aus Polaroid, Handy, Kleinbild- und Mittelformatkamera, letztere – für die Hauptaufnahmen – erzeugt Bilder von 28 Millionen Pixeln. Fotografiert wurde – nach langer, intensiver Vorarbeit – mit dem Studioblitzgerät stets am frühen Morgen, denn er wollte Lichtflecken im Bild unbedingt vermeiden. Das hieß: in der Dämmerung blieben für die Aufnahme nur die fünf bis zehn Minuten kurz vor  Sonnenaufgang. Das Scharfstellen im Dunkeln war dabei die größte Herausforderung. Seinen Vortrag würzte der Künstler mit zahlreichen Anekdoten von den Störfaktoren. Abgesehen von Kälte, Regen und Mücken waren das etwa andere Frühaufsteher, die verwundert fragten, ob hier ein Pornofilm gedreht wird, oder, auf Bali, Affen, die von den höchsten Wipfeln fröhlich ihren Kot fallen ließen. Bereits ausgewählte Bäume waren inzwischen gefällt oder plötzlich von Wasser umgeben. Modelle erkrankten oder plumpsten vom Baum herab mitten in die Brennnesseln. Zwischendurch rezitierte Reinke Baum-Gedichte von Goethe, Hebbel, von Arnim, Rilke, Fontane und Brecht. Das ergab eine Spanne vom Trivialsten bis hinauf zum Kunstschönen – sehr unterhaltsam. In diesem Jahr sind die „Narrenbäume“ in Leipzig und Berlin zu sehen. Auf die Ausstellung 2019 in der Prüsse-Stifung und im Schulgarten am Dowesee in Braunschweig können wir uns freuen!

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4. April 2018

Ausstellung „Immer dienstags ist Treffen zum Aktzeichnen“ im Torhaus des Botanischen Gartens

Werner Krämer

„Immer dienstags ist Treffen zum Aktzeichnen“, und zwar im Atelier des Malers und Graphikers Manfred Fischer für eine Gruppe von kunstbegeisterten Freunden, die aus verschiedensten Gründen gerne zeichnen. Künstler und Kunsterzieher sind dabei, Architekten, Lehrer und eine Reqisiteurin am Staatstheater. Seit zehn Jahren existiert die Gruppe, einige sind schon sehr lange dabei, andere erst ein halbes Jahr. Nun zeigen sie eine kleine Auswahl ihrer Ergebnisse im Torhaus des Botanischen Gartens.

Das Aktzeichnen wurde in der Renaissance „erfunden“, als die Künstler, inspiriert von der wieder aufgefundenen antiken Skulptur, die Schönheit des nackten menschlichen Körpers entdeckten. Das Studium der Anatomie und das Zeichnen der menschlichen Gestalt diente damals der Vorbereitung von Gemälden, vor allem von Historienbildern. Ihre Figuren sollten „richtig“ sein und lebensecht ihre Rolle im dramatischen Geschehen „spielen“, um die Herzen der Betrachter zu rühren. Um 1900 etwa wurde der Akt schließlich zu einer autonomen Bildgattung.

Rainer Nötzold

Welch faszinierende Vielfalt auf diesem Gebiet möglich ist, das ist in der Ausstellung auf das Schönste zu erleben: mit Bleistift, Kreide, Rötel, Tusche und Aquarell, auf großen Bogen Papier oder in kleinen Skizzenbüchern, stehend, sitzend, liegend, nackt oder bekleidet – die menschliche Gestalt ist ein unerschöpflicher Gegenstand. Ebenso weit gefasst sind die Möglichkeiten der Zeichenweise und der künstlerischen Auffassung: Eine naturalistische Rötel-Studie von Rainer Nötzold umreisst mit Linien unterschiedlicher Strichstärke und kräftigen Schaffuren sehr plastisch den fülligen Körper einer Frau. Helge Karnagel dagegen spinnt die Figur mal in ein feines Liniennetz ein, das sie fast überwuchert; dann wieder tritt sie aus einem das ganze Blatt überspannenden Gewebe von Farbflecken heraus.

Christina Kersten

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27. März 2018

Ausstellung „Curiositá“ von Anja Schindler im BBK Braunschweig

Die ganze Welt ist himmelblau! Nun, vielleicht nicht die ganze, doch das Kunsthaus des BBK ist momentan in diese Farbe getaucht. Hier finden sich Naturgegenstände wie getrocknete Früchte, Blüten, Kapseln, Schoten, Eier, Erbsen, ein Fischskelett und ein mumifizierter Frosch, aber auch vom Menschen Ge­schaffenes wie Nudeln, Seife oder Schriftrollen. Das Meiste davon cyanblau bemalt, in Gläsern und Flaschen in Öl konserviert und präsen­tiert in Schau­kästen und Regalen, auf Tischen, Sockeln und Stellagen, ja sogar in Vogelkäfigen und einem Schrank.

Die an der Mosel lebende Künstlerin Anja Schindler (geboren 1963) hat mehrere Jahre mit ihrer Familie in Italien verbracht. Inspiriert von der dortigen traditionellen Art des Einmachens, begann sie, Fundstücke in Öl zu konservieren. Seitdem entstehen Installationen, Archive, die um den Zusammenhang von Natur, Kultur und Geschichte kreisen. So enthält besagter Schrank – zum Thema „Frauenzimmer“ – Blumen als Hervorbringungen der Mutter Erde und Flaschen mit Radierun­gen von Formen, die unter anderem an einen Embryo im Mutterleib erinnern. Die organischen Strukturen hat die Künstlerin mit genähten Linien verstärkt, die losen Enden der Fäden bewegen sich wie Tentakel in der Flüssigkeit – Symbole für die Fähigkeit, Verbin­dungen zu spinnen und knüpfen; dazu verweisen Stopfpilze und ein Holz zum Aufwickeln einer Wäscheleine auf früher typisch weibliche Arbeiten mit einem Faden.

Eine andere Arbeit geht von einem Gemälde von Marten van Heemskerck (1498-1574) aus. Es the­matisiert die Ver­gänglichkeit alles Irdischen in Gestalt eines kleines Kindes, das schlafend unter dem Spruch „nascendo morimur“ liegt („Kaum geboren, sterben wir schon“). Über ihre Re­cherchen zu Mo­tiv, Thema und Ikonographie des Bildes hat Schindler ein Künstler­buch verfasst. Dazu entstand ein Regal mit einer Stu­fenfolge von Dingen des Lebens, von der Kindheit über das Alter und die geistige Quintes­senz bis zum Tod, den drei Tierschä­del mit mächtigem Geweih symbolisieren. Ein Schrein wiederum mit Mitbringseln wie Wüs­tensand, Blumen, Weihrauch, Myrrhe sowie einer Schlange und Chamäleons aus eigenem Bestand ging aus einer Ägyptenreise hervor.

„Curiositá“ ist der Titel der Ausstellung, das heißt: Neugier, Sehens­würdigkeit. Damit knüpft Schindler an die fürstlichen Kunst- und Wunderkam­mern des 16. und 17. Jahrhunderts an. In ihnen wurden bestaunenswerte Dinge aller Art gesammelt mit dem Anspruch, ein Abbild der Welt darzustellen und Kunst, Natur, Wissenschaft zu einer Einheit verschmelzen.

Und die Farbe Blau? Sie ist die Farbe des Himmels, der Ferne und der blauen Blume der Romantik, die im Zeitalter der Industrialisierung sehn-süchtig nach der ganzheitlichen Ein­heit des Wissens und der Welt suchte. Die Natur galt dem romantischen Forscher, so Novalis, als „selbständiger Gesprächspartner“, dem er zuhört, den er „vernimmt“ im Sinne des an­dächtigen Lauschens einer fremden Sprache. Die Kunst von Anja Schindler lehrt uns dieses Lauschen wieder, ein Lauschen mit den Au­gen, das uns staunen lässt im Sinne der Natur als Lehrmeisterin für die Kunst. (Bis 22.4., Kunsthaus des BBK, Humboldtstraße 34, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 15-18 Uhr, Sonntag 11-17 Uhr, an Feiertagen geschlossen)

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22. Februar 2018

Hans Peter Litscher im Allgemeinen Konsumverein

Seine Spezialität: fiktive Biographien, bis ins kleinste Detail äußerst glaubhaft erfunden und durch skurrile Exponate aus dem „Nachlass“ der Personen exakt „dokumentiert“. Den Auftakt zum diesjährigen Programm des „Allgemeinen Konsumvereins“ machte am Donnerstagabend der Schweizer Künstler Hans Peter Litscher mit einem – wie sollte es anders sein? – Mix aus Ausstellung, Vortrag und Performance. Den Braunschweigern dürfte er durch sein Projekt „Goethes Zebra“ (2014) in bester Erinnerung sein. Und just währenddessen geschah’s, dass ihn ein älterer Herr auf sein Stück „Lessings Blessings“ ansprach, geschaffen für das Festival „Theaterformen“ 1991. Dieses Stück habe, so der Herr, sein Leben verändert, er sei der Sohn des Boxers Samy Angott und der Ururenkel von Lessings Weinhändler Angott.

Die Idee zu „Lessings Blessings“ hatte Litscher, als er in New York einen Lieferwagen des Catering Service „Lessing’s“ erspähte. (Exponat: von Kerzen beleuchtetes Modell des Lieferwagens mit Schriftzug). Auf genau dieses Gefährt prallte eines Tages Bruce Lindenhurst, Verfasser von „Ganz geschwiegen oder Ganz mit der Sprache heraus. Beobachtungen & Überlegungen zu G. E. Lessings Wortschatz“ (Exponat: Buch), weil er im Auto, vor einer roten Ampel wartend, in der „Hamburgischen Dramaturgie“ las und dann bei Grün mit der Lesebrille (Exponat: vergrößertes Modell) auf der Nase weiterfuhr. Doch als Rachel, die Fahrerin des Lieferwagens, seine Lektüre erblickte, verzieh sie ihm alles, denn sie und ihre ganze Familie pflegten Lessings Sprache hingebungsvoll. (Wie groß sollte ihre Enttäuschung sein, als sie später nach Deutschland kam und so gar nichts mehr davon finden konnte!) Bruce und Rachel – ihre Mutter hatte übrigens als kleines Mädchen eine Elfe in Shakespeares „Sommernachtstraum“, inszeniert von Max Reinhardt, gespielt (Exponat: allerliebstes Foto) – wurden ein Paar. Allein, das Glück währte nicht lang: Sie brannte nach Neuseeland durch, und so musste er im Hotel „Deutsches Haus“ in Braunschweig allein wohnen und speisen, bestellte jedoch tagtäglich ein zweites Frühstück für sie, um sie wieder herbeizubeschwören (Exponate: Kellog’s Cornflakes und Schoko Pops). Um die wachsenden Stapel von Kellog’s Packungen einer sinnvollen Verwendung zuzuführen, setzte Bruce sie als Anschauungsmaterial in einem Vortrag über Platons „Timaios“ (Exponat: Buch) ein…

So spinnt sich die Geschichte assoziierend und mäandernd fort, und es macht diebische Freude, Litscher zu lauschen. Er plaudert, zeigt, erläutert, fordert – „Kommen Sie, kommen Sie!“ – zum Weitergehen auf, zaubert aus seinem Handy Musik und eine Lesung seiner Lieblingsschauspielerin Jutta Lampe hervor (Exponat: Foto der für eine Rolle komplett schwarz Geschminkten), um schließlich bei Einstein, Kafka und dessen Biografen Wagenbach zu landen. Wie war er da noch mal hingekommen? Und was ist nun Fakt, was Fake? Keine Ahnung, so schwirrt einem der Kopf… Und das alles kommt so leicht, spielerisch und amüsant daher, dass man fast vergisst, wieviel Belesenheit, Recherchen, Bildung und Kreativität dahintersteckt. Schade, dass diese Performance nicht noch einmal wiederholt wird!

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13. Februar 2018

Ausstellung: Fotomontagen von Franziska Rutz in der VitaMine

Franziska Rutz vor ihrer Fotomontage „Glücksstadt“

„In meiner Kunst beschäftige ich mit der Jetzt-Zeit und benutze ein künstlerisches Mittel von heute, nämlich das der digitalen Bildbearbeitung.“ Franziska Rutz steht in ihrer Ausstellung in der Galerie VitaMine vor einem Bild, in dem sie Alpengipfel mit Schuttbergen zusammenmontiert hat. Seit 24 Jahren lebt die Schweizerin in Braunschweig – Erinnerungen an ihre Heimat? Ja, im Zusammenhang mit dem Klimawandel denkt sie auch an „ihre“ Schweizer Berge: Scheinbar für ewig standen diese unerschütterlich fest, boten Halt und Sicherheit; die Bergwelt war noch in Ordnung, dort konnte man sich auf Wanderungen erholen. Doch das hat sich inzwischen geändert: „Auch der Permafrost taut durch die Erderwärmung bereits auf und wird instabil,“ erzählt Rutz, „Manche Partien geraten ins Rutschen, und einige Gebiete sind bereits für Wanderer gesperrt.“

Der Klimawandel mit seinen Folgen ist eines ihrer großen Themen, weitere sind: Mobilität, die Suche nach dem Glück und die Entfremdung und Anonymität des Menschen in Megacities und hoch industrialisierten Gebieten. Letzteres vor allem in China, wohin sie 2006 reiste und sah, wie im Zuge der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung mehr und mehr Betonwüsten die traditionelle Architektur verdrängen.

Zwei große Hochformate hängen sich in der Ausstellung gegenüber: „Autostadt“ und „Glücksstadt“. Auf beiden ballt sich ein wildes Gewirr aus mehrspurigen Autobahnen zu einem Labyrinth zusammen, mittendrin Autos, Laster, Bagger, winzige Menschlein. Auf „Glücksstadt“ mündet dieses Labyrinth in der Auffahrt auf die Fähre, die wie eine Abschussrampe geradewegs in den Himmel hineinführt – angesichts des wahnsinnigen Verkehrschaos die pure Ironie. Aus rund 50 schwarzweißen und farbigen Fotos setze sich eine solche Arbeit zusammen, erläutert Rutz. In ihrem Frühwerk hat sie sich mit der Rolle der Frau beschäftigt und häufig Schittmuster verarbeitet. „Die Themen der Arbeiten haben sich seitdem geändert, die Methode des Zerteilens und Zusammenfügens bleibt hingegen die künstlerische Bildsprache bis in die aktuellen Arbeiten hinein“, stellte die Kuratorin Ulrike Lahmann fest und führt diese zurück auf Hannah Höch, John Heartfield und Raoul Hausmann, die in den 1920er Jahren die Fotomontage erfanden. Nur arbeiteten sie noch mit Schere und Papier, Rutz‘ Werkzeug dagegen ist der Computer. Sie unterscheidet die aus vielen (immer eigenen) Fotos zusammengefügte Montage und die Decollage, bei der ein einzelnes, meist farbiges Motiv aus einem größeren Kontext isoliert und vor einem neuen, grautonigen Hintergrund freigestellt wird. So geschehen etwa in der Serie „Lourdes“, in der sie den Glauben an die Glücksverheißungen der Wallfahrt kommentiert – kritisch, aber nicht ohne Humor.

Was ist denn zuerst da, die Bildidee oder die konkreten Aufnahmen? „Beides durchdringt sich wechselseitig“, sagt Rutz, „so habe ich zum Thema ‚Unterwegssein‘ erst einmal Straßen fotografiert, und daraus sind dann ‚Autostadt‘ und ‚Glücksstadt‘ entstanden.“ Bahn frei auf dem Weg zum Glück toller, neuer Bildschöpfungen!

(Bis 11. März, VitaMine, Karl Marx-Str. 6, Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-13 Uhr, Mo, Mi, Do 17.30 – 19.30 Uhr, So 14-17 Uhr)

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7. Februar 2018

Ausstellung: Neu im BBK 2018

Den Anfang macht Marie-Luise Schulz mit ihrem „Abendmahl 2.0“ (Acryl auf Leinwand), sehr frei nach Leonardo: Auf dem langen, weißen Tisch sitzen, stehen, kauern, tanzen nackte und bekleidete Figuren; davor macht gerade eine Frau ein Selfie mit dem Smartphone, welches ihr Gesicht und zugleich das mittlere der drei Fenster im Hintergrund verdeckt – das Handy als Öffnung zur Welt, in dem man letztlich immer nur sich selbst erblickt? Zu diesem großen Format (150 x 300 cm) hat die Malerin mehrere Aquarelle gehängt, darunter drei sehr gelungene Portraits.

Im Gartensaal geht’s weiter mit Silke Schaper und ihren Landschaften (Öl und Acryl auf Leinwand oder Holz). Oder vielmehr horizontalen Farbfeldern und -streifen, übereinander gelagert, die – nicht zuletzt durch das Querformat – Landschaftliches anklingen lassen. Oder, wie die Kunstwissenschaftlerin Pia Kranz schreibt: „… ein Spannungsfeld, in dem Landschaft und Himmel als Farbflächen stark abstrahiert werden und trotzdem genug Erkennbares bleibt…“

In anna.laclaques Video-Sound-Installation „while I carry my home“, projiziert an drei Wände, stolpert eine Frau, zeitweilig zu ätherischen Gesängen, blindlings durch den Wald, den Kopf in einem blauen Würfel und aufgenommen von einer wackelnden Handkamera. Ein Sinnbild für das durch-die-Welt-Irren des Menschen, die Beschränkung seiner körperlichen und geistigen Wahrnehmung und ein Dasein, das von Instabilität und Desorientierung geprägt ist-

Im Treppenhaus zeigt der Fotograf Wilhelm W. Reinke, auch in der alten Technik des Lichtdrucks, die beeindruckende Schwarzweißaufnahme eines riesigen, uralten Drachenbaums auf Teneriffa. An seinem Fuße ist ein Paar in kreatürlicher Nacktheit – nein, gerade nicht hineinmontiert, wie man im ersten Moment vermutet. Mann und Frau stehen dort wie Adam und Eva und sind wirklich so winzig unter dem gewaltigen Baumlebewesen, eingebettet in eine kosmische Natur, die wir seit langem gnadenlos zerstören. Das Foto ist eine Vorschau auf Reinkes Buch „Narrenbäume“ mit über 70 Portraits von Bäumen aus aller Welt, das im März erscheint, sowie auf eine Ausstellung, die 2019 auch in Braunschweig zu sehen sein wird.

Witzig sind die volkstümlich anmutenden Bilder „Hochwasserstand“ und „Ackerland“ (Acryl und Öl auf Nessel) von Gabriele Wendland. Auch zwei Arbeiten in der komplexen Technik des Farbholzschnitts hat die Meisterschülerin von Walter Dahn an der HBK Braunschweig zur Ausstellung beigesteuert. Richtig toll schließlich ihr Mobilé von 76 knallbunt bemalten Täfelchen.

Michael Nitsche präsentiert feine Zeichnungen (Pastell und Bleistift) aus den letzten sieben Jahren. Seine faszinierende Bildwelt bevölkern phantastische, mal poetische, mal monströse animalische Gestalten und Mischwesen: Hirsche, Bären, aus deren Bauch kleine Figuren herauspurzeln; ein Zwerg mit Wurzelhaar hält ein Bäumchen mit Vögeln darin. Besonders der Elefant mit seiner faltigen Haut und den schweren Füßen hat es dem Künstler angetan, auch als Dickhäuter verkleidete Menschen. Mit seinen Motiven bezieht sich Nitsche auf alte Mythen und Volksmärchen und setzt unserem durchtechnisierten Alltag eine ganzheitliche, intuitive Weltsicht entgegen.

Glückwunsch dem BBK zu diesen neuen Mitgliedern!

(Bis 4. März, Kunsthaus des BBK, Humboldtstr. 34, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 15:00 Uhr – 18:00 Uhr, Sonntag 11:00 – 17:00 Uhr)

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