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23. Februar 2019

Ausstellung „Im Jahr der Hasen“ in der Galerie Geyso20

Dirk Geffers

Hier ein Auszug aus meiner Rede zur Eröffnung:

Auf den Hund kommen ja viele Menschen, auf den Hasen aber nur sehr wenige. Zu den Auserwählten zählen Denis Stuart Rose und Helga Licht-Rose, die hier in der Galerie Geyso20 das Jahr des – nein, nicht des Hasen, das werden wir erst wieder 2023 haben – sondern das Jahr der Hasen ausgerufen haben, und zwar sehr, sehr vieler Hasen. (…)

Reinhard Dittrich

Bei Denis Stuart Rose kommt der Hase vor allem als ganz besondere Species vor, näm­lich als der, den die Firma Duracell, seit 1920 Hersteller von Batterien und Akkus, unter Strom setzte und zu ihrem Maskottchen erkor. Auf der Homepage der Firma heißt es: „1973 wird der Duracellhase geboren. Die Werbeagentur Dancer, Fitzgerald and Sample aus New York kreiert die unvergessliche ‚Drumming Bunny‘ TV-Werbung. Seitdem verkör­pert der Duracell Hase die überlegene Langlebigkeit der Duracell Batterie im Vergleich zu herkömmlichen Zink-Kohle-Batterien. Im Verlauf der Jahre entwickelt sich der Hase von einem einfachen Spielzeug zu einer spielerischen und geliebten Ikone der Marke, die die Marke Duracell mit Wärme und Persönlichkeit verbindet.“ Die Spots zeigen, wie den Hasen der Konkurrenz der Reihe nach die Puste ausgeht, während der Duracellhase un­ermüdlich weitertrommelt. Das Maskottchen erschien ferner als Fußballer, Boxer, Mara­thonläufer, Skifahrer, aber auch als Feuerwehrmann und Astronaut, als knipsender Tourist, als chinesischer Trommler und zu seinem 30. Geburtstag mit einer Torte.

Verwunderlich fanden Roses indessen: Der Duracell-Hase beherrschte anscheinend die ungeschlechtliche Vermehrung, denn alle Exemplare waren samt und sonders Rammler ohne eine einzige Häsin. Diese Erkenntnis ließ das Paar vom Sammler zum Produzenten werden. Die erste Duracella erblickte das Licht der Welt, dann gab es kein Halten mehr: nach Persönlichkeiten wie Marilyn Monroe, den Blues Brothers, einem genialischen Mozart und zwei Herren mit Oberlippenbärtchen – der eine Charlie Chaplin – wurden wei­tere Defizite in Angriff genommen: Damen und Herren des Rotlichtmilieus, Rollstuhlfahrer, Blinde, Weihnachtsmänner und weitere sträflich vernachlässigte Randgruppen hielten Ein­zug in das Hasen-Universum, denn Gerechtigkeit muss sein!

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15. Februar 2019

Ein Max Beckmann für Braunschweig!

Foto: Claus Cordes, HAUM

Der 6. April 1900 muss in und um Braunschweig herum ein kühler Vorfrühlingstag gewesen sein. Im Naturschutzgebiet Riddagshausen liegt ein graublauer Himmel über einem der ebenfalls graublauen Teiche, dessen Ufer bräunliches Schilf säumt, man hört förmlich den Wind darin rascheln. Im Hintergrund ansteigende Felder, am Horizont erstreckt sich ein dunkelbrauner, noch kahler Wald. Am Himmel plastische weiße Wolken, eine dunkle Wolke spiegelt sich im Wasser. Es scheint kalt, vielleicht sogar etwas stürmisch zu sein – richtiges Aprilwetter eben.

So ähnlich jedenfalls muss es vor 119 Jahren Max Beckmann erlebt haben, denn so zeigt es sein Gemälde „Landschaft mit See“, das der 16jährige 1900, vielleicht direkt vor der Natur in Riddagshausen, anfertigte. Das Herzog Anton Ulrich-Museum (HAUM) konnte die nur 19,5 x 28,5 cm große Ölskizze im Dezember 2018 auf der 285. Auktion bei Karl & Faber in München mit Unterstützung der Braunschweiger Günter Kalkhoff-Stiftung für 43.000 Euro ersteigern – eine kleine Sensation! Das Bild stammt aus dem Nachlass von Barbara Göpel, der Ehefrau und kunsthistorischen Mitarbeiterin Erhard Göpels. Die untadelige Provenienz lässt sich über eine Nichte Beckmanns bis zu deren Mutter, seiner Schwester Margarethe, zurückverfolgen. Der Kunsthistoriker Erhard Göpel (1906-1966) war während der Zeit des Nationalsozialismus am Kunstraub in den von den Deutschen besetzten Gebieten beteiligt, zugleich aber auch Freund und Bewunderer des als „entartet“ diffamierten Künstlers, dem er insbesondere während seines Amsterdamer Exils im Zweiten Weltkrieg helfend zur Seite stand. Nach 1945 hat er sich, gemeinsam mit Ehefrau Barbara, um das Werk Beckmann verdient gemacht, unter anderem mit einem 1976 erschienenen Werkverzeichnis, das die signierte und auf den 6.4.1900 datierte „Landschaft mit See“ als Nummer 2 aufführt.

1900 – das war Beckmann vor Beckmann. Der 1884 in Leipzig geborene Max lebt zu dieser Zeit mit seiner Mutter in Braunschweig; hier war sein Vater 1895, nur wenige Monate nach dem Umzug, gestorben – für den Zehnjährigen mit Sicherheit ein Trauma. Man wohnte gutbürgerlich, im Sandweg Nr. 1, heute Magnitorwall, gegenüber dem Herzoglichen Museum (heute HAUM). weiter…

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15. Februar 2019

Ausstellung „Welt im Umbruch. Kunst der 20er Jahre“ im Bucerius Kunstforum Hamburg

Gläser. In einer Fotografie von Albert Renger-Patzsch (vor 1928) erscheinen sie auf weißem Grund, in Nahsicht und von den Bildrändern überschnitten; im gleißenden Licht werfen sie einen starken Schlagschatten schräg nach vorn. Im Stillleben von Hannah Höch (1927) sind sie ganz zu sehen und stehen auf einem diagonal in die Bildfläche gekippten Tisch, doch genauso wie der Fotograf reizt die Malerin das Spiel mit der Transparenz zwischen schwarzen Schatten und weißen Reflexlichtern aus. Kühl, nüchtern, „objektiv“ wurden die Gläser hier wie dort in ihrer Dinghaftigkeit und Materialität portraitiert.

Die Ausstellung „Welt im Umbruch. Kunst der 20er Jahre“ im Bucerius Kunstforum Hamburg untersucht erstmals das Verhältnis von Fotografie und Malerei des Nachexpressionismus, „Neue Sachlichkeit“ genannt, und stellt beide Gattungen in paradigmatischen Beispielen gegenüber, motivisch, aber auch stilistisch. „Charakteristisch für die neusachliche Kunst war der kühle bzw. unterkühlte Blick auf das Geschehen, der sich vom gestischen Duktus des Expressionismus fundamental unterschied. Diese künstlerische Haltung lässt sich als Versuch deuten, der allgemeinen labilen gesellschaftlichen Lage eine neue Ordnung und ein stabiles Fundament entgegenzusetzen. Vor dem Hintergrund der traumatischen Kriegserfahrungen und des Zusammenbruchs der alten monarchischen Ordnung setzte sich damit eine Sichtweise durch, die die Welt ohne Illusionen, nüchtern und weitgehend emotionslos erfasste“, so Kurator Andreas Pohlmann im Katalog zur Ausstellung. Zu dieser Kunstauffassung gehört die distanzierte Haltung des Künstlers zu seinem Motiv und die Hinwendung zu alltäglichen, ja banalen Dingen. Diese werden in der Fotografie oft in reizvollen Ausschnitten und Perspektiven, seriellen Reihen oder durch extreme Nahsicht abstrahierend gezeigt,

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17. Dezember 2018

Ausstellung „Members only“ im Museum für Photographie Braunschweig

„Wir sind geschichtete Wesen, Wesen voll von Untiefen, mit einer Seele aus unstetem Quecksilber, mit einem Gemüt, dessen Farbe und Form wechselt wie in einem Kaleidoskop, das unablässig geschüttelt wird.“ Dieser Satz aus Peter Bieris Roman „Nachtzug nach Lissabon“ dürfte Axel Grüner gefallen. Er ist von Spiegelungen fasziniert, vor allem von solchen in transparenten Glasscheiben, in denen man zugleich das Dahinter erblickt. In der Überlagerung der Motive, die er mit der Kamera einfängt, sieht er ein Gleichnis für die Vielschichtigkeit des Menschen.

Vielschichtig ist auch die Ausstellung des Museums für Photographie, das seinen Mitgliedern die Ausstellung „Members only“ gewidmet hat. Alle 41 Bewerber wurden angenommen, ihre Arbeiten aber von einem kuratorischen Team ausgewählt und – keine leichte Aufgabe – ebenso klug wie ästhetisch gehängt.

Zu den zahlreichen auf Reisen entstandene Aufnahmen gehören die von Marlene Apmann. Sie war gefangen in der Diskrepanz zwischen Medienberichten über Diskriminierung und Gewalt gegen indische Frauen einerseits und den freundlichen Inderinnen, denen sie dort begegnete, andererseits. Einige von ihnen posierten für sie in ihren schönsten Saris und Festkleidern in der Öffentlichkeit auf einem roten Teppich. Apmanns Fotos zeigen, wie sie, so hervorgehoben, eine stolze, würdevolle Haltung annehmen. Ganz anders als diese Farbenpracht die Schwarzweißaufnahmen von Yvonne Salzmann. Sehr einfühlsam hat sie in einem kolumbianischen Bergdorf Kinder fotografiert, die sich um ein verletztes Pferd kümmern. Sebastian Günther war drei Monate in Bosnien und Herzegovina unterwegs, auch im Gefolge eines Minenräumkommandos. Tausende von Landminen wurden dort vor 20 Jahren gelegt, erst 2060 (!) soll das Gebiet minenfrei sein. Günthers Foto-Tableau dokumentiert eindrucksvoll Landschaften, die Arbeit des Entschärfens sowie Gesichter von Minenopfern. Manuela Knaut bekam durch den Teenager „Shot Gun“ Einlass in den schwer zugänglichen Johannisburger Hochhaus-Slum „Ponte City“ und hat das soziales Umfeld des Jungen dort mit der Kamera erforscht.

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10. Dezember 2018

Ausstellung von Christian Grams bei Martin Bonneberg

Am Samstag, 15. Dezember, um 20 Uhr eröffne ich eine Ausstellung des Malers, Grafikers und Graffiti-Künstlers bei Christian Grams bei Martin Bonneberg im Magniviertel, Ölschlägern 18. Es gibt witzige Radierungen und tolle Siebdrucke zu sehen und zu kaufen, erschwinglich auch für nicht so dicke Portemonnaies. Der Erlös geht an den Verein FACE, , der Menschen in Malawi den Start in die wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglicht, eine Schule unterhält und Schüler auf Studium und Ausbildung vorbeitet.

Christian Grams, Martin Bonneberg und ich freuen uns auf Euch!

 

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6. Oktober 2018

Ausstellung „Im Auge des Spiegels“ von Jürgen Durner im Kunstverein Wolfenbüttel

Das erste Kunstwerk, das mittels eines Spiegels den Bildraum erweitert, ist „Die Hochzeit des Giovanni Arnolfini“ von Jan van Eyck aus dem Jahr 1434. Zahlreiche berühmte Gemälde, in denen Spiegel eine bedeutungsvolle Rolle spielen, sind seitdem entstanden. Was aber, wenn dieser Spiegel durchsichtig wird? Oder wenn das eigentlich Unsichtbare, die farblose Glasscheibe, zu spiegeln beginnt? Dann entstehen Bilder wie die von Jürgen Durner, dessen Ausstellung „Im Auge des Spiegels“ nun im Kunstverein Wolfenbüttel zu sehen ist.

Der 1984 in Nürnberg geborene Künstler studierte freie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und an der Ecole des Beaux Arts in Paris. Unter anderem schuf er auch Bühnenbilder und Wandgemälde. 2002 und 2003 Arbeitsaufenthalte in New York und London. Achtmal wurde er mit einem Preis ausgezeichnet, zuletzt, 2010, mit dem Publikumspreis der 1. Triennale der Kunsthalle Schweinfurt.

„Das plane Glas hat eine Eigenschaft, die das gemalte Bild schon vorauswirft. So verdinglicht es sich in meiner visuellen Wahrnehmung als Malerei, während ich in die Abgründe seiner Transparenz blicke“, so Jürgen Durner. „Die Glasscheibe ist also der Bild-Macher, sie tut es eigentlich bereits ohne mich oder bewahrt das Bild für mich auf, bis ich es finde. Das Künstlerische besteht für mich in einer Art Verdichtung vorgegebener Themenzüge (…). D.h. Kunst kann für mich nur in einem Gebilde entstehen, das sich aufgrund von spielerischen und gestalterischen Prozessen in ein komplexes System entwickelt, ganz so, wie es die vielschichtigen Ebenen des an sich unsichtbaren Glases vorgeben.“

„Apple and Rose II“ von 2018 ist ein solches komplexes System: der Blick auf und durch eine Fensterscheibe in ein Arbeitszimmer, wo ein aufgeklapptes Notebook von Apple Macintosh auf dem Schreibtisch steht; im Hintergrund eine Tür, ganz vorn rechts, angeschnitten, eine Stuhllehne. Auf dem Fenster, der vordersten dieser hintereinander gestaffelten Raumebenen, schwebt die Spiegelung einer Rosenranke mit einer einzigen roten Blüte; sie wirft zugleich einen filigranen Schatten auf einen weißen Vorhang. Die Konturen sind unscharf, Innen- und Außenraum verschwimmen ineinander in einem flüchtigen, träumerischen Moment, der sich im Nu wieder auflösen wird… In „Oase“ von 2017 spiegelt sich ein Dschungel in mannigfaltigen Grüntönen in einer wogenden Wasserfläche.

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4. Oktober 2018

Ausstellung „Between Continuum“ von Jitka Hanzlová im Museum für Photographie Braunschweig

Aus der Serie Horse (2007-2014)

Sanft, fast demütig hält das Pferd den Kopf gesenkt, den Hals im Bogen gespannt. Und es ist weiß, so weiß… Sogar die langen Wimpern haben diese Farbe. Ein anderes Bild geht ganz nah an das Ohr des Tieres heran, jedes der weichen Haare im Inneren zeichnet sich vor dem Himmel ab. „Pferde waren mir immer wichtig“, erzählt Jitka Hanzlová auf dem Presserundgang. „Als Kind wollte ich unbedingt eins haben, aber Reiten war in der CSSR als aristokratisch verpönt. Mit 15 Jahren bekam ich dann die Gelegenheit, in einem Pferdestall als Pflegerin zu arbeiten. Da war ich dann immer mit 13 Pferden allein. Ich habe geschwiegen und die Körpersprache der Pferde wahrgenommen. Irgendwann habe ich dann begonnen, die Menschen so zu beobachten, wie ich die Pferde beobachtet habe, ihre Körpersprache.“ Horse (2007-2014) ist eine der vier Serien der in Essen lebende Fotografin, die nun unter dem Titel „Between Continuum“ im Museum für Photographie Braunschweig zu sehen sind.

Hanzlová wuchs im Dorf Rokytník in Ostböhmen auf. 1982 floh sie aus der Tschechoslowakei/CSSR nach Deutschland und studierte von 1987 bis 1994 Visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt Fotografie an der Universität-Gesamthochschule Essen. Kurz nach 1990 kehrte sie erstmals nach Rokytník zurück und begann dort ein Langzeitprojekt, das 1994 zu ihrer Diplomarbeit wurde. Von 2005 bis 2007 hatte Hanzlová eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste Hamburg inne, seit 2012 ist sie Gastprofessorin an der Zürcher Hochschule der Künste.

In Rokytník, jenem ersten, inzwischen berühmten Langzeitprojekt (1990-1994), hat die Künstlerin Eindrücke aus ihrem Heimatdorf aufgenommen: Menschen, Tiere, Kinder, Wäsche auf der Leine, ein Haus im Schnee; ein Junge tanzt auf der Wiese mit einem Schaf. Mit zärtlichem Blick hat sie durch die (analoge) Kamera ein unsentimentales Idyll erschaut und Bilder in weichen, etwas verwaschenen Farben geschaffen. Zu der Serie wird hier erstmals ein ebenfalls damals entstandener Film gezeigt. „Ich gehe zurück zur Vergangenheit, um in die Zukunft zu schauen“ lautet ein viel zitierter Satz von Hanzlová, und sie ergänzt ihn: „Man muss erst einen Bruch mit der eigenen Vergangenheit vollziehen, eine Distanz zu ihr finden, um sie dann wieder neu entdecken. Wenn man zurückkehrt, ist das fast wie ein Konflikt.“

Die Bilder der Folge Forest (2004–2006) sind keine realistisch-abbildenden Aufnahmen vom Wald, sondern traumartige, meist nächtlich-dunkle Bilder von großer poetischer Kraft. „Sie kommen aus dem tiefen Inneren, so wie von einer Hand, die in einem Handschuh steckt“, schrieb der Kunstschriftsteller John Berger dazu. Auf die Frage, ob es eine Beziehung ihrer Fotografie zur Malerei gebe, antwortet Hanzlová: „Das müssen die Kunsthistoriker sagen. Ich selbst gehe nie von Bildern aus. Es gibt ein wunderbares Buch von Alfred Renger-Patzsch über Bäume, das schönste Buch, das ich kenne. Das habe ich damals immer wieder angesehen. Aber irgendwann habe ich es weggelegt und den Weg zu den Bildern in meinem eigenen Inneren gefunden.“ Der Anblick einer alten Birke im Mondschein war der Auslöser dafür.

Und schließlich die Reihe Vanitas: Vor schwarzem Grund erscheinen wie farbige, fragile Skulpturen einzelne verwelkende Blüten, direkt von vorn oder von oben aufgenommen: ein von Samenfäden umschwirrter Löwenzahn, eine aufgebrochene Sonnenblume, eine vertrocknete Hortensie… Mittendrin eine Spinne, deren Faden seit alters ein Symbol für die verrinnende Zeit ist. Inmitten des Verfalls offenbaren die Blumen eine ganz eigene Schönheit – „Between Continuum“.

Toll, dass es dem Museum für Photographie gelungen ist, diese große Künstlerin für eine Ausstellung in Braunschweig zu gewinnen! (Bis 2.12. Museum für Photographie Braunschweig, Helmstedter Straße. Öffnungszeiten: Di-Fr 13-18 Uhr, Sa + So 11-18 Uhr. Dazu wird ein umfangreiches Begleitprogramm geboten. Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt mit der Städtischen Galerie Wolfsburg, wo weitere Arbeiten von Jitka Hanzlová gezeigt werden. u.a. Portraits.)

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21. September 2018

Ausstellung „Kreuzgang“ von Wolf Menzel im Altstadtrathaus

Das 2 Meter hohe, 6 Meter lange Gemälde zeigt eine Zimmerwand mit gemusterter Tapete. Darauf „hängen“, als Trompe-l’œil gemalt, Bildzitate aus Geschichte, Fotografie, Film und Malerei der Zwanziger Jahre. Es beginnt mit der Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann und der Ausrufung der freien sozialistischen Republik durch Karl Liebknecht, beide Ereignisse fielen am 9. November 1918 zusammen. Es folgen unter anderem Bilder von Lotte Laserstein, Käthe Kollwitz, George Grosz; zum Abschluss ein Foto von Otto Wels bei seiner Rede gegen das Ermächtigungsgesetz 1933. Unten kriecht – vielleicht von frühen Stummfilmen inspiriert – unheilvoll ein schwarzer, sich immer weiter aufrichtender Schatten heran, um endlich als Adolf Hitler vor einer geöffneten Tür zu stehen. (Warum nur betrachtet er ein Ei in seiner Hand?)

Das Gemälde ist Teil des Projekts „Kreuzgang: Vom Suchen und Finden der Deutschen“, an dem der Maler Wolf Menzel seit November 2014 arbeitet. Menzel, der sich selbst „Bildermacher“ nennt, lebt und arbeitet seit den 1980er Jahren in Braunschweig, wo er seit 2010 Kunst- und Kulturprojekte im öffentlichen Raum entwickelt. Eine ähnliche Bildcollage wie hier hatte er bereits zum Jubiläumsjahr 2013 gemeinsam mit seinem Kollegen Martin Seidel geschaffen. Sein Bilderzyklus „Kreuzgang“ behandelt in vier Bildwänden die deutsche Geschichte von der Weimarer Republik über die Zeit des Nationalsozialismus und das geteilte Deutschland bis zur Gegenwart nach der Wiedervereinigung. Geplant ist offenbar, die vier Teile zu einem Innenraum zusammenzusetzen, der den Betrachter wie ein Panorama umgibt. Und warum heißt das Ganze „Kreuzgang“? Dazu der „Bildermacher“ selbst: „Ein Kreuzgang ist ein baulicher Teil eines Klosters, einst ein Ort des Lernens, des Lehrens und der Einkehr. Der Kreuzgang jedoch beschreibt die Gangart eines jeden landlebenden Wirbeltiers. Zusammengefasst bilden beide Erklärungsmodelle für mich die Essenz vom Suchen und Finden, der Bewegung im Aufbruch, des Lernens, der Einkehr und der daraus abzuleitenden Lehre.“

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12. September 2018

Ausstellung „Somewhere Safer“ von Camille Blatrix in der Remise des Kunstvereins

Dass zeitgenössische Kunst in nahezu leeren Räumen präsentiert wird, daran ist man ja seit langem gewöhnt. Aber so leer wie bei der Installation „Somewhere Safer“ von Camille Blatrix war, scheint’s, die Remise des Kunstvereins schon lange nicht mehr. „Somewhere Safer“ ist die erste institutionelle Einzelausstellung des 1984 in Paris geborenen Künstlers, der an der École nationale supérieur des beaux-artes de Paris studierte und dessen Arbeiten schon in Paris, San Francisco, New York und Zürich gezeigt wurden. Während im Haupthaus des „Salve Hospes“ sinnliche Malerei – bunt und plakativ von Ida Ekblad, in feinen gebrochenen Nuancen von Leda Bourgogne – zu sehen ist, präsentiert Blatrix im Nebengebäude – eine konzeptuelle Kopfgeburt. Doch der Reihe nach.

Zunächst die Bestandsaufnahme: Was ist zu sehen? Der kleine Durchgangsflur der Remise ist mit grünem, von Mahagoni-Leisten eingefasstem Teppichboden ausgelegt; ein Spiegel hängt dort, auf die Innenseiten des Rahmens sind brennende Kerzen gemalt. Im Hauptraum eine „Mauer“ aus drei neuen, verschlossenen Pappkartons; dahinter ein kunstvolles skulpturales Objekt aus Holz und Kunststoff, das mich an einen großen Schuhlöffel oder auch einen Ski erinnert; an einem Ende ist ein winziger Strauß vertrockneter Kornähren angebracht. An der Wand daneben hängt ein Intarsien-Bild, auf dem das Wort AND zu lesen ist. Die Fensterrahmen dieser Wand sind samt Griffen in den matten Naturfarben Braun und Beige übermalt. An der Wand gegenüber hängt ein weiteres sehr ästhetisches Objekt, eine Art Zwitter zwischen Blume und Propeller, dem mit lautem, den ganze Raum füllendem Zischen Luft entströmt. Zudem ertönt leise Musik aus dem dritten, verschlossenen Zimmer des Gebäudes. Geht man außen herum, sieht man: Das Fenster zu diesem Raum ist mit einem Mahagoni-Brett vernagelt, und die Scheiben sind mit spiegelnder Folie überzogen. Die Musik – Whitney Houstons Schmachtfetzen „I will always love you“ – ist hier draußen laut und deutlich zu vernehmen.

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24. August 2018

Ausstellung „Idee – Abdruck“ in der Jakob Kemenate

„Das Tolle an der Kunst ist: Man kann sich auf einem Gebiet semiprofessionell betätigen und die Dinge aus einer anderen Perspektive wahrnehmen“, sagt Christof Mascher. Der Künstler (geb. 1979) studierte an der Fachhochschule Hannvoer sowie an der HBK Braunschweig und schloss als Meisterschüler von Walter Dahn ab. Zusammen mit Judith Dilchert, Hans Wesker und Clemens von Reusner erhielt er im vergangenen Jahr eins der drei Stipendien „Idee“ und „Abdruck“, die die Braunschweigische Stiftung schon zum dritten Mal an bildende Künstler aus der Region vergab. Ihre Ergebnisse präsentierten die vier am letzten Wochenende in einer Ausstellung in der Jakob Kemenate, kuratiert von der Kunsthistorikerin Anne Mueller von der Haegen. Marcus Körber, Kurator an der Städtische Galerie Wolfsburg, sprach in einem „Artist Talk“ mit den Künstlern über ihre Arbeit und ihre Vorhaben.

Mascher ist ein Hans Dampf in vielen Gassen: Malerei, Zeichnung, Keramik, Teppichknüpferei. Er liebt es, sich treiben zu lassen, zu spielen, zu experimentieren und aus Fehlern kreatives Kapital zu schlagen. Dazu gab ihm das Werkstipendium „Abdruck“, das in Kooperation mit der Städtischen Galerie Wolfsburg verliehen wird, reichlich Gelegenheit: Er hat sich in der Druckwerkstatt im Schloss Wolfsburg erstmals mit der Lithographie auseinandergesetzt und dabei auch die Tücken dieser komplexen Technik kennengelernt. Es sind ihm gute Drucke von der Steinplatte gelungen, träumerisch-surreale Motive in knalligen Farben, die an seine Malerei und seine Aquarelle anknüpfen. Zudem entwarf er die Marke „Castle cat’s cask“, eine Schlosskatze, die auf T-Shirts und einer Whiskey-Edition prangt.

Von ihrer nie nachlassenden Lust, Dinge zu entdecken, sprach die Bildhauerin Judith Dilchert (geb. 1984). Sie studierte an der HBK Braunschweig zuerst freie Kunst bei Bogomir Ecker, dann Kunstpädagogik. Kunst, Forschung und Vermittlung sind für sie untrennbar miteinander verbunden. „Ich laufe durch die Welt und nehme Formen auf, alltägliche Dinge, aber auch solche, die mir meine Schüler zeigen.“ Von ihrer Entdeckerlust zeugt vor allem ein Ensemble kleiner, drall-dynamischer, aus Luftballons gewonnener Gipsformen, das sie als ihr Skizzenbuch bezeichnet. Und es ist auch eine Lust, diese Familie verwandter Individuen Stück für Stück mit dem Auge abzutasten. Wie wichtig Dilchert Körperliches, Materialität und Oberflächen sind, beweist eine große Arbeit, die aus ihrem Skizzenbuch hervorgegangen sein mag. Sie erinnert an ein Molekül, einen Knochen, eine Hantel. Lange hat die Künstlerin an der Oberfläche geforscht, dabei sogar an Karamell gedacht. Entschieden hat sie sich schließlich für ein schwarzes Material, das feine Falten schlägt und an Haut erinnert.

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