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5. Februar 2016

Philip Grözinger im Kunstverein Wolfenbüttel

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Wer hat Angst vom Schwarzen Mann? Der sollte den Kunstverein Wolfenbüttel jetzt lieber meiden, denn genau dem begegnet man dort zur Zeit auf den Bildern von Philip Grözinger. Etwa als „Black Brunswicker“ mit Totenkopf-Emblem. Oder als mächtige, fast schon mythische Gestalt eines Torwarts, der sich von den weißen Stollenschuhen bis zu den blauen Handschuhen diagonal durchs Bildfeld spannt, um in der linken oberen Ecke den Ball abzufangen. Eine knallrote Eins prangt auf seiner Brust, und aus den leeren, weißen Augenhöhlen zucken Farbrinnsale wie Blitze. Dass das Bild – kein Portrait! – den Namen des ehemaligen Eintracht-Torwarts Bernd Franke trägt, ist sicher als Referenz des Künstlers an Braunschweig zu verstehen. Sechzehn Jahre nach Abschluss seines Studiums an der HBK Braunschweig hat der Meisterschüler von Karl Schultz nun die erste institutionelle Einzelausstellung in seiner Heimatregion.

Eine Motorhaube mit dem Datum 7.3.1983 ist eine Hommage an einen zweiten Eintracht-Spieler. Lutz Eigendorf, in der DDR aufgewachsen, setzte sich 1979 in die BRD ab und verunglückte an jenem Tag tödlich mit dem Auto. Die Kindheit und Jugend im Zonenrandgebiet, wo östlich des Grenzzauns die terra incognita begann, hat Grözinger geprägt. Und terra incognita betritt man mit Augen und Kopf auch beim Betrachten seiner Malerei: Da tun sich tiefe, finstere Bildräume und von fahlem Licht nur spärlich erhellte apokalyptische Landschaften auf, in denen sich abstruse Wesen tummeln: Tiere, Astronauten-Roboter und ungeschlachte Kolosse, oft mit Kabeln und Schläuchen an geheimnisvolle Planeten angeschlossen oder in einem kleinen Boot einsam auf dem Meer treibend. Polyeder, grelle Sonnen und andere Himmelskörper zischen vorbei. Auf den ersten Blick wirkt das Personal dieser traumhaften Szenarien putzig und kurios, auf den zweiten dämonisch. Man fühlt sich an Höllendarstellungen von Hieronymos Bosch erinnert.

Diese düstere Bildwelt geht einher mit einer bewusst dilettantischen Malweise. Die überwiegend bunten Farben sind pastos mit breitem Pinsel aufgetragen, die dargestellten Figuren und Dinge bis hin zu liebevoll gemalten Blümchen wirken kindlich-unbeholfen, fast naiv. Doch Obacht: Das Ganze ist eine explosive Mischung! (Kunstverein Wolfenbüttel, Reichsstr. 4, Wolfenbüttel, bis 21. 2. 2016. Neue Öffnungszeiten: Mi-Fr 16-18 Uhr, Sa und So 11-13 Uhr und nach Vereinbarung)

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4. Dezember 2015

Julia Schmid im Kunstverein Wolfenbüttel

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Diese Blumen- und Pflanzenbilder vergisst man so schnell nicht wieder! In quadratischen Bildfeldern oder extremen Querformaten sind Stengel, Blüten, Blätter, Beeren, Samenkapseln, Ranken, Unkräuter als lockeres Gefüge arrangiert und, wie in einer botanischen Zeichnung, ganz genau wiedergegeben. Von den Bildrändern überschnitten ragen sie, stark vergrößert und klar konturiert, farbig in die leere Mitte des weißen Bildgrunds hinein, wo die Linien und Formen zugleich eine lebendige grafische Struktur bilden.

Diese „Sammelbilder“ sind jedoch nur eine Facette des Werkes von Julia Schmid und wohl die, die mit ihrer Schönheit den Betrachter zuerst am meisten anspricht, um ihn dann weiter in einen faszinierenden Kosmos hineinzuziehen. Schmid beschäftigt sich mit Natur im urbanen Raum und realisiert ihren künstlerischen Gedanken in den Medien Malerei, Zeichnung, Fotografie und Fotogramm, Installation, Stickerei, Buch und Text. Sie arbeitete bisher in Hannover, wo sie lebt, in Lehrte, Braunschweig, aber auch in New York sowie in Madrid und Helsinki. Dorthin reiste sie mit dem Preisgeld des Bonner Kunstpreises, den sie 2011 gewann. Nun gibt eine sehr sehenswerte Ausstellung mit dem bedeutungsvollen Titel „schnüren“ im Kunstverein Wolfenbüttel Einblick in ihre Arbeitsweise.

Schmid startet ein Projekt, indem sie auf dem Stadtplan ein Biotop definiert. Dort sammelt sie Pflanzen, die sie dann in den „Sammelbildern“ portraitiert. Am ausgewählten Ort entstehen Fotos, Aquarelle, Pläne von Wegstrecken. Bleistiftzeichnungen, aus deren fein gesponnenem Liniennetz sich Landschaften, Stadtansichten, Tiere herauskristallisieren. Exakte, streng lineare Zeichnungen von Hausfassaden. Manchmal Karten, als zarte Liniengespinste mit Nadel und Faden auf Textil gestickt. Nüchtern-sachliche Objektbeschriftungen beschreiben den Kontext der Entstehung wie eine Versuchsanordnung.

Der Wolf bildet den Mittelpunkt der Wolfenbütteler Ausstellung. Dieses wilde Tier und sein Wiedereindringen in die Zivilisation beschäftigt die Künstlerin seit sie in den Dioramen des Landesmuseums Hannover zeichnete und dort das Fehlen des Wolfes bemerkte. In der Ausstellung ist es in Zeichnungen und als Silhouette in einer Installation präsent. Ein Buch dokumentiert den Medienhype um die Frage „Ausbreitung zulassen oder zurückdrängen?“ (Kunstverein Wolfenbüttel, bis 13. Dezember 2015, Öffnungszeiten: Di-Fr 16-18 Uhr, Sa und So 11-13 Uhr)

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23. November 2015

Gerhard Scharnhorst im raumLabor

NetzWerkZauber

NetzWerkZauber, 2015

Die Farbe! Sie läuft, leuchtet, atmet, pulsiert, schwebt, dehnt sich aus und öffnet Tiefenräume – auf den Bildern von Gerhard Scharnhorst. Der Maler, der unter anderem mit dem Rudolf-Wilke-Preis der Stadt Braunschweig ausgezeichnet wurde, präsentiert unter dem Titel „sehen… weiter… gehen“ zur Zeit eine Auswahl seiner Arbeiten aus den letzten zehn Jahren im raumLabor in der Hamburger Straße.

Stipendien und Reisen führten Scharnhorst unter anderem nach Indien, Israel, Griechenland, in die Türkei, und es ist, als habe er die intensiven Farben der südlichen Sonne und des indischen Kontinents durch die Augen aufgesaugt und von dort in seinen Pinsel fließen lassen: sattes Orange, strahlendes Rot, tiefe Blautöne, ein Schwarz oder Weiß, in das feinste Nuancen anderer Farben hineingewoben sind.

Der Maler schüttet die stark verdünnte Farbe auf die Leinwand, wo sie sich wie in einem Aquarell in Flecken und Flächen ausbreitet, sich mischt, in vibrierenden Rinnsalen verläuft, Netzwerke ausbildet. In dieses „Urchaos“ greift er dann lenkend ein, und arbeitet im „kairos“, dem glücklichen Augenblick, das Zufällige bewusst aus. So entstehen gerade Linien, Diagonalen, scharfe Kanten. Die Querformate haben manchmal die Anmutung einer Landschaft, ohne doch eine solche abzubilden. Alles bleibt offen und lässt der Phantasie des Betrachters Raum. Fließende Bewegung und konstruktive Ruhe, Emotion und Ratio, Chaos und Ordnung, Dichte und Leere, Be- und Entschleunigung, Begrenzung und Öffnung sind die Polaritäten, mit denen sich das Geschehen auf den Leinwänden beschreiben lässt.

Danach… aufwirbelnd!?, danach… Licht!?, entstehen und vergehen, Labyrinth, Verwirbelung, EnergieRaum, NetzWerkStröme, NetzWerkMagie – das sind die poetischen Titel dieser Werke. Eine Schlüsselfunktion nimmt für den Künstler das Bild „BlauKreuz transparent“ ein. Dieses Kreuz – ein religiöses Symbol? Ganz sicher nicht, es ist eine rein formale Angelegenheit. Aber wer mag, darf in der Malerei von Gerhard Scharnhorst mit ihren weiten Horizonten ruhig eine spirituelle Dimension erblicken.

(Bis 6. 12. raumLabor, Hamburger Str. 267, Öffnungszeiten: Mi und Fr 16-19 Uhr, Do 15-20 Uhr, Sa und So 11-18 Uhr)

NetzWerkwärme

NetzWerkWärme, 2015

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15. November 2015

„Anonyme Zeichner“ in der Galerie Geyso 20

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„Ich verstehe mich weniger als Kuratorin denn als Künstlerin oder Dirigentin eines Orchesters.“ Anke Becker steht vor einem Tisch, der mit Zeichnungen bedeckt ist. Die meisten der etwa 600 Arbeiten, die sie aus 2000 Zusendungen ausgewählt hat, hängen schon an den Wänden der Galerie „Geyso 20“. 2006 hat die Berliner Künstlerin das Projekt „Anonyme Zeichner“ ins Leben gerufen. Einem Aufruf im Internet folgend, kann ihr jedermann jeweils eine Arbeit im Format bis maximal DIN A3 zuschicken. Aus den Einsendungen komponiert sie eine Ausstellung, wobei die Urheber – sie signieren ihre Arbeit auf der Rückseite – anonym bleiben. Alle Zeichnungen sind zum Einheitspreis von 200 Euro erhältlich. Erst nach der Ausstellung wird der Hersteller und seine Herkunft enttarnt.

Wie verändert sich das eigene Urteil, wenn man nichts über die Künstlerinnen und Künstler weiß? Wie entwickelt man selbst eine Definition von Wert, wenn die Preise einheitlich sind? Was ist eine gute Zeichnung? Das sind die Fragen, die Anke Becker interessieren. Sie erhält inzwischen Einsendungen aus aller Welt, und Ausstellungen der „Anonymen Zeichner“ waren schon in Berlin, Basel, Kopenhagen, Zürich, Leipzig, Eindhoven und Rom zu sehen. Über die Zusammenarbeit mit der Galerie „Geyso 20“, die sich über die Beteiligung von Künstlern der Lebenshilfe entwickelt hat, ist Anke Becker besonders glücklich: „Die Künstler hier sind mit einer solchen Hingabe und Intensität bei der Arbeit, da schämt man sich schon fast, wenn man mal fünf Minuten unkonzentriert ist.“

Bei der Hängung lässt sie sich von inhaltlichen oder formalen Analogien leiten, so entwickeln sich „Wolken“ von verwandten Arbeiten, eins leitet zum anderen über, und jede Wand bildet einen großen Zusammenklang wie ein Orchester. An Techniken ist alles vertreten, von Bleistift, Filzstift und Tusche über Farbstifte und Wasserfarben bis zu Collage, Druckgrafik und Genähtem. Und was gibt es in der Fülle nicht alles zu entdecken: Realistisches und Abstraktes, Akribisches, Fantastisches, Bizarres, Irritierendes… Eine gemusterte Socke, Masche für Masche gezeichnet. Ein Mann, am Tisch eingeschlafen, den Kopf auf beide Arme gelegt. Aus verdichteten und gelockerten Strichlagen wächst ein Gesicht heraus. Seltsame Fabelwesen. Strukturen, gebildet aus Linien, Punkten, Kreisen, Streifen, Karos. Es ist eine Lust, zu schauen und zu finden!

Galerie „Geyso 20“, Geysostr. 20, bis 18. 12. 2015, Öffnungszeiten Mo-Fr, 13-17 Uhr. Eröffnung am Freitag, 13. 11. um 19 Uhr. Am 13. und 14. 11., am 2. und 3. 12., sowie am 18. 12. ist Anke Becker vor Ort. An diesen Tagen ist der Kauf der Arbeiten gegen Barzahlung möglich. Ansonsten über das Internet: www.anke-becker.de.

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19. Oktober 2015

Ausstellung „Im Gestrüpp“ von Susanne Hesch in Schöningen

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Bis zum 8. November 2015 zeigt Susanne Hesch Malerei, Zeichnung und Fotoarbeiten im Kunstförderverein Schöningen. Hier ein Auszug aus meiner Rede zur Eröffnung:

Gestrüpp kann man als Metapher ansehen für einen Zustand des In-etwas-Drinsteckens, von dem man noch nicht weiß, wann und wie man da wieder herauskommt und wohin das führen wird – ein Zwischenraum, ein Übergang wie auf dem Gemälde „durch“ von 2012: In Schwarz, Weiß, Grau ist die Ecke eines Innenraums angedeutet; auf der weißen Fläche wolkenartige Formen und davor ein filigranes, bewegtes Gitter. „Unterwegs“ heißen zwei Bilder, die jeweils eine weibliche Figur mit großer Tasche im Aufbruch aus einem Innenraum zeigen. In einem Fenster klingt hier jeweils an, was der Grund für diesen Aufbruch, die Flucht sein mag: in „burn“ sehen wir feurig-rote Farbe, in „shiver“ ein kühles Blau. Genauer kann man es gegenständlich nicht benennen, denn die Malerin legt sich da so genau nicht fest, sie wählt archaisch wirkende Figuren und Formen für ihre Bildwelt, die eher etwas ahnen lassen als es konkret zu verkörpern – auch dies ein Schwebezustand, eine Offenheit, die Spielraum für die Phantasie des Betrachters lässt. Die Reduktion hat Susanne Hesch in den letzten Jahren immer weiter vorangetrieben, bis an die Grenze zur Abstraktion, vor allem in der Serie der Köpfe, doch braucht sie für ihre künstlerische Arbeit noch immer den Bezug zur Realität. In „Herz ausschütten“ von 2011 hat sie die Redensart wörtlich genommen: Eine Frauengestalt in einer dunklen Höhle lässt ihr Herzblut in das Gefäß fließen, das ihre beiden Arme bilden; von da aus strömt es weiter in eine Art See. All dies ist in großen Flächen auf dem Malgrund ausgebreitet. Doch die Bilder von Susanne Hesch eröffnen immer auch Raum, realen wie Landschaften oder Interieurs, und imaginären, und das hat sehr viel mit ihrer Malerei, mit ihren speziellen Mischtechniken zu tun.

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19. September 2015

Ausstellung „Gegenüber“ von Manfred Fischer im Haus Rohde

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Auszug aus meiner Rede zur Eröffnung:

Manfred Fischer beschäftigt das Motiv des menschlichen Kopfes schon sehr lange, man kann sagen: Es ist sein Lebensthema geworden. Aber seine Köpfe sind von denen eines Raffel oder Tizian gut 500 Jahre getrennt und liegen diesseits des epochalen Einschnitts der Moderne, die Ende des 19. Jhs. mit dem Impressionismus einsetzte. Fischer begann 1974 das Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Berlin bei Fred Thieler, der zu den bekanntesten Vertretern der deutschen Abstraktion gehört. Dennoch war er zunächst, ganz dem Zeitgeist der 1970er Jahre entsprechend, Realist, bevor er sich in den 1980ern wieder auf die Macht der Farbe besann. Und seine Köpfe – was heißt da schon „Motiv“? Es sind keine individuellen Gesichter, erst recht keine Portraits. Augen, Nase, Mund sind allenfalls zu erahnen unter den furiosen Pinselhieben, mit denen Fischer die Farbmaterie bearbeitet, bis sich der Gegenstand in reine Malerei aufzulösen beginnt. Oder ist es umgekehrt? Dass die Köpfe erst allmählich aus dem Pinselduktus heraustreten, nur eben nicht bis zur letzten Konkretion? Die Striche und Flecken, die den Kopf umspielen, formen ihn, zugleich aber verschleiern und vergittern sie ihn auch, machen ihn fremd und rätselhaft. Diese Köpfe sind „infiniti“, skizzenhaft Unvollendete, in deren Offenheit sich die Imagination des Betrachters einnisten kann wie in der Offenheit eines unscharfen Fotos.

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1. September 2015

Jahresausstellung des BBK Braunschweig im Raumlabor

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„Moleküle des Gedächtnissen“ von Anna-Maria Meyer, hinten Friedhelm Kranz

Fangen wir doch mal mit zwei Titeln an: „Wer die Natur beherrschen will, muss ihr gehorchen“ . So hat Ingeborg Hollmeyer ihre Graphitzeichnung genannt, die akribische Studien von Federn, trockenen Blättern, Früchten, Schneckenhäusern usw. auf einem großen Blatt vereint. Beides, Titel und Bild, sind späte Nachfahren Dürers und seines Diktums „Die Kunst ist in der Natur, und wer sie heraus kann reißen (= zeichnen), der hat sie“. Gänzlich anderer Ansicht dürfte da Knut Balandis sein: „Da, wo der Kleingärtner seine Mistforke schwingt, stirbt ein Unbefugter“ heißt seine Bleistiftzeichnung, in deren zartem Liniengespinst und sanften Grautönen nur hier und da etwas Gegenständliches auftaucht.

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Figurengruppe von Jürgen Neumann, hinten Jürgen Brohm

weiter…

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23. August 2015

Ausstellung im Werkschauraum, Ernst Amme-Straße 5 und 24

Galerie auf Zeit, Einraum im Handelsweg, Kunstverein Jahnstraße, Tatendrang, Vita-Mine – es ist wirklich erfreulich, wieviele private Initiativen seit geraumer Zeit das Braunschweiger Kunstleben vielfältig bereichern. Dass man sich in diesen Randbezirken allerdings auch verzetteln kann, dafür ist der „Werkschauraum“ in der Ernst Amme-Staße 5 mit Ausstellungsraum schräg gegenüber in der Nr. 24 das beste Beispiel. Betrieben wird beides von den Malern Wolf Menzel, Markus Wollenschlaeger und Martin Seidel, der Grafikerin Diana Behrens und der Fotografin Angelika Stück, die derzeit an beiden Orten eine Auswahl ihrer Arbeiten präsentieren.

Ach, was soll man dazu sagen oder schreiben? Menzel und Seidel zeigen ein Wandbild, das bereits 2013 als Bodenarbeit auf dem Braunschweiger Schlossplatz zu sehen war, eine Hommage an das Jahr 1913, collagiert aus in diesem Jahr entstandenen Werken von Kirchner, Marc, Macke, Nolde und anderen expressionistischen Gemälden. Handwerklich solide, aber keine Kunst, da ohne eigene Erfindung. Menzel präsentiert sich zudem mit einer Serie zu den großen Fragen des menschlichen Lebens, von seiner Entstehung in der Liebesbegegnung bis zum Abschied im Tod. Aber es kommen nur in abstrakten Stilisierungen geronnene Klischees dabei heraus. Von Wollenschlaeger dekorieren ein paar knurpselige Kleinplastiken das Schaufenster des Werkraums, die sich bestenfalls als Gartenzwerge eignen. Diana Behrens Grafiken liegen Nahaufnahmen von Promis zugrunde, die sie auf zwei Farbwerte, Schwarz und Grau reduziert, so, wie wir es alle schon in der Schule beim Linolschnitt gelernt haben. Dass sie die grauen Flächen mit ihren komplexen Konturen aus Folie ausschneidet, macht die Sache nicht besser, denn das ist keine Kunst, sondern allenfalls Kunstfertigkeit. Den Fotografien von Angelika Stück gebührt die Siegerpalme in diesem Quintett, aber auch das – zerbröselnde Mauern, industrielle Interieurs etc.pp. – hat man schon hundertmal gesehen. Einzig die Aufnahme einer wunderbar geschwungenen Wendeltreppe, vermutlich aus dem 18. Jahrhundert, hinterlässt einen bleibenden Eindruck. (Bis 26. 9. 2015. Öffnungszeiten Werkschauraum: Di und Do  16:00 – 18:00 Uhr; Öffnungszeiten Ausstellungsbereich: täglich 10:00 – 21:00 Uhr)

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19. August 2015

Ausstellung: Frank Werger im Allgemeinen Konsumverein Braunschweig

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Die Bilder: Aus Farbflächen in erdigem Braun, Rostrot oder den Grautönen von Steinen zusammengefügt, manchmal mit Tapes verklammert. Die Acrylfarbe in vielfachen Schichten auf Leinwand oder Holz. Krude, haptische Oberflächen, in die Gips, zerknitterte Seidenpapiere, Wellpappe, Rupfen, Holzstäbe eingearbeitet sind.

Die Zeichnungen: farbige Vierecke, amorphe Tuscheflecken, Kreidespiralen, Collagen von bedrucktem Papier, zitternde Bleistiftlinien, alles fein austariert auf dem weißen Papiergrund.

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„Spuren und Zeichen“ ist denn auch der Titel der Ausstellung, die die Künstlergemeinschaft des Braunschweiger Künstlerhaus im Allgemeinen Konsumverein für ihren Kollegen und Freund Frank Werger veranstaltet. Werger, der in den 1990er Jahren der Künstlergemeinschaft angehörte, ist 2014 mit 61 Jahren nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Er studierte in den 1980er Jahren an der HBK Braunschweig bei Peter Voigt Malerei im Rahmen eines Kunstpädagogikstudiums, bildete sich aber weitgehend autodidaktisch aus. Seit 1988 arbeitete er als freier Maler und Grafiker, von 2003 bis 2011 als Kunstlehrer. 2008 wurde bei ihm eine besonders aggressive Form von Parkinson diagnostiziert. Und Erstaunliches geschieht: Er wird freier und mutiger, das sorgfältige Kalkül seiner früheren Arbeiten weicht einem spontanen, gestischen Farbauftrag, das enge Spektrum dunkler Farben weitet sich, wird bunter und heller: Zitronen- und Dottergelb findet sich ebenso wie sattes Krapplack mit Rosatönen oder Apricot, durchwebt mit lichtem Blau. Waren die älteren Arbeiten von Antoni Tapies inspiriert, erinnert nun manches an Cy Twombly.

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Die Kunsthistorikerin Ute Maasberg charakterisiert Werger als „feinsinnigen Koloristen und sensiblen Bildzeichenkonstrukteur“ und schreibt: „Es sind Bilder, die uns tief mit der Stofflichkeit aber auch mit der unerschöpflichen Vielfalt des Materials Farbe vertraut werden lassen. Frank Werger war Maler und gleichzeitig ein Bildarbeiter, der in großen, vielschichtigen Farbflächen dachte. Seine malerischen Arbeiten sind mehr Tastobjekte, Gebilde zwischen Malerei, Relief, fast Skulptur.“

(Allgemeiner Konsumverein, Hinter Liebfrauen 2, 21.-23. August, Öffnungszeiten von 14.00 bis 18.00 Uhr; Eröffnung am Donnerstag, 20. August um 20 Uhr)

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31. Juli 2015

Ausstellung: Helen Feifel im Kunstverein Braunschweig

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„Über Umwege zum Motiv, zur Form!“ So beschreibt Helen Feifel (Jahrgang 1983) ihre künstlerische Arbeitsweise. Keramiken, übermalte Fotos und eine Webarbeit von ihr bilden derzeit in der Remise des Kunstvereins ein beziehungsreiches Ensemble. Das Hin und Her zwischen den Gattungen, das Mitwirken des Zufalls in einem strengen konzeptuellen Rahmen sowie vielfältige kunst- und kulturhistorische Bezüge haben Methode bei der Kaiserring-Stipendiation von 2014. Sie bringt Ergebnisse hervor, die das Auge des Betrachters fesseln.

Die Keramiken, Zwitterwesen zwischen Vase und Skulptur, entstehen aus Fragmenten von zerschlagenen Gefäßen, die die Künstlerin krude zusammenfügt, in Gips abformt und mit einer metallisch glänzenden Glasur versieht. So wirken sie kostbar wie teures Porzellan, doch sind sie – ohne Boden – unbenutzbar. Der Aspekt der Funktionalität rückt in den Hintergrund und schafft so Raum für die Wahrnehmung als autonomes Kunstwerk.

„Neubrandenburg“ – so der Titel der Ausstellung – heißt ein Gemälde von Caspar David Friedrich, entstanden um 1814. Nach einem Ausschnitt daraus schuf Feifel den gleichnamigen Wandteppich, der die Landschaft in eine Abfolge von farbigen Streifen transformiert. Das Raster dafür errechnete sie aufwändig am PC und färbte die Fäden eigens dafür ein, wie es der südasiatischen Batiktechnik Ikat entspricht. Das unregelmäßige Zusammenwirken von Schuss und Kette lockert das starre Raster wieder auf und macht es lebendig.

Die drei Fotoarbeiten schließlich entfalten ein reizvolles Spiel zwischen Fotografie und Malerei, Raum und Fläche, Schwarzweiß und Farbe. Aufgenommen wurde eine (als solche nicht mehr zu erkennende) Person, die von einem großen, vielfach gefältelten Gitter aus Papier verhüllt ist und ihm mit dem Volumen der eigenen Gestalt Plastizität verleiht. Eine subtile farbige Übermalung der Schwarzweißaufnahmen erweckt den Eindruck einer komplexen Zeichnung. (Bis 23. 8., Öffnungszeiten: Di-So 11-17 Uhr, Do 11-20 Uhr.)

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