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28. Juni 2018

Ausstellung „Nackt“ im BBK Braunschweig

Nacktheit. Kann man damit heute noch jemanden hinter dem Ofen hervorlocken, womöglich gar provozieren? Ja – wenn man Ingo Lehnhoff heißt. Der Maler gehört zu den fünf Künstlern, die zur Zeit im Kunsthaus des BBK ihre Arbeiten zum Thema „Nackt“ vorstellen.

Die Männer, die Lehnhoff unter Titeln wie „Rumpelstilzchen“, „Strafe muss sein“, „Sonnenbrand“ oder „Wirf Hirn!“ in Öl auf Leinwand präsentiert, rücken einem ganz schön auf die Pelle: Da wölben sich die Bäuche, da schlafft die Haut, rot springen einem Knie, Füße und Genitalien ins Auge. Man riecht förmlich die Körpersäfte! Dazu grotesk grimassierende Gesichter, und das Modell kneift sich auch mal kräftig in den eigenen Speck. Das alles ist heftig und gefällt sicher nicht jedem. Aber es ist brilliant gemalt, in einem Farbspektrum von Grau und Grün in den Schattenpartien, mit vielen Gelb- und Rottönen, mit sicher gesetzten Weißhöhungen und einem Pinselstrich, der die Körperforman plastisch herausmodelliert.

Den stärksten Kontrast dazu bilden die Arbeiten von Ana Laibach. Ihr Bild „Am Anfang war nackt“ (Acryl und Tinte auf Leinwand, 245 x 648 cm) bedeckt eine ganze Wand. Die Phantasiewesen, die sich in diesem Urchaos tummeln, sind ganz auf Schwarz und Weiß und klare Konturen reduziert; Positiv- und Negativformen greifen so ineinander, dass ein dynamisches Gefüge von menschlichen, tierischen und pflanzlichen Gestalten entsteht, darunter auch Nackte und stilisierte phallische Formen. Man steht lange davor und entdeckt immer wieder etwas Neues, Witziges – Klasse! Von Laibach stammen auch einige tolle Grafitzeichnungen von Figuren, sehr treffsicher mit der unendlichen Linie umrissen.

Schöne sensible Zeichnungen (Bleistift, Farbstift, Acrylfarbe, Bienenwachs) in kleinen Formaten hat auch Tina Stolt beigesteuert. Ebenso fein kommen ihre plastischen Torsi daher: reliefartig in Gaze oder vollplastisch aus Maschendraht, teilweise umspannt mit Nähseide in den Farben, aus denen sich das menschliche Inkarnat zusammensetzt.

Von Janna Riabowa stammen die Serien „Andenken“ und „Kinderlieder“, Pigmentdrucke von Fotografien auf Kupferdruckpapier. Diese zeigt aus primitiven Materialien gefertigte, mitunter unheimlich anmutende Kuscheltiere, jene alte, von Spuren der Vergänglichkeit gezeichnete Puppen.

Fritz Stier zeigt zwei „Cutouts“ (Öl, Eisenfeilspäne, Säure auf Spanplatte), Frauenakte, die frei und schwerelos im leeren Raum vor der Wand schweben. In seiner großen Videoinstallation „Rotes Rauschen“ wecken ein Mann und eine Frau, an den Füßen aufgehängt um sich selbst kreiselnd, Vorstellungen von Folter und Schlachthaus. Fazit: In der Kunst kann Nacktheit viele spannende Facetten haben. (Bis 22.7., Kunsthaus des Bundes Bildender Künstler, Humboldtstr. 34, Öffnungszeiten: Mi-Fr 15-18 Uhr, Sa und So 11-17 Uhr)

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24. Juni 2018

Ausstellung DEWOOL von Folke Köbberling im Allgemeinen Konsumverein

Wer hätte nicht als Kind davon geträumt, wie Winnie the Pooh in einem hohlen Baum zu wohnen? Aber in einem Woll-Tipi? Im „Allgemeinen Konsumverein“ kann man sich jetzt eine Eindruck davon verschaffen, wie das wäre. Eine Tonne Rohwolle von 800 Schafen von Biohöfen hat Folke Köbberling, Professorin für Künstlerisches Gestalten am Institut für architekturbezogene Kunst der TU Braunschweig, zusammen mit Studierenden für ihre Installation DEWOOL über den Kubus, den Raum im Raum, gehäuft. Entstanden ist ein gewaltiger, archaischer Berg bis unter die Decke, eine begehbare Skulptur. Ob als luftiger Bausch oder feine Strähne, als verfilzter Knubbel oder dicke Locke, in Weiß, Beige, Braun oder sogar grün und rot eingefärbt – immer wieder anders sieht das Fell aus. Im Inneren hängen die Zotteln dicht an dicht herab wie Stalaktiten in einer Tropfsteinhöhle. Mollig warm ist es hier zur Zeit der Schafskälte. Und wie das riecht! Animalisch-würzig, etwas muffig und ziemlich streng – nach Schaf eben.

Die international agierende Künstlerin verwendet vor allem Weggeworfenes, Abfälle, Geschenktes und scheinbar Unbrauchbares für ihre Werke. Für sie ist das Erste nicht eine Idee, zu der sie dann das passende Material sucht, sondern umgekehrt: Sie findet zuerst das Material und überlegt dann, was sich daraus entwickeln lässt. Deutschlands Schäfer beziehen ihr Einkommen heute vor allem durch das Fleisch und die Milch ihrer Herden und von der staatlichen Prämie für ihre Funktion als Landschaftsschützer. Die Wolle können sie kaum mehr loswerden, da diese hierzulande aus Übersee importiert wird; sie ist zu einem lästigen Nebenprodukt geworden, wird untergepflügt oder weggeworfen – was für eine Verschwendung dieser natürlichen Ressource! Auch dagegen und gegen unseren Konsumwahnsinn will die Künstlerin ein Zeichen setzen.

Im 19. Jahrhundert wurde das Schaf als dumm geschmäht, obwohl es neben Rind und Hund zu den ältesten Nutztieren der Menschheit gehört und viel Symbolisches verkörpert. Der Frühlingsanfang am 21. März steht im Zeichen des Widders. Jesus Christus nennen wir das Lamm Gottes und den guten Hirten. Die alttestamentarische Geschichte von der Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham, der auf Geheiß Gottes zuguterletzt statt seines geliebten Sohnes einen Widder schlachten darf, weist in der christlichen Theologie auf die Opferung des Gottessohnes voraus; in allen drei monotheistischen Religionen gilt sie als Schlüsselgeschichte für die Hingabe an Gott und das Vertrauen in seine Allmacht. DEWOOL: eine Hommage an ein wunderbares Tier und ein imposantes Erlebnis für alle Sinne, das auch zu denken gibt. (Bis 19. Juli, Allgemeiner Konsumverein, Hinter Liebfrauen 2, Öffnungszeiten: Donnerstag 18-22.00 Uhr, Samstag und Sonntag 14-18 Uhr)

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21. Juni 2018

Ausstellung „Bitte (nicht) stören“ im Städtischen Museum

Ganz langsam schreitet die grazile junge Frau die Treppe hinab, gewandet in ein – ja, was? Ein Kleid? Eine Rüstung? Das eng anliegende Gewand, das sich aus hauchzarten Plättchen aus weiß glasiertem Porzellan zusammensetzt, schleift und scheppert; einige Plättchen der langen Schleppe zerschellen an den steinernen Stufen.

Die Performance der Chinesin Szu-Ying Hsu war ein Bestandteil der Eröffnung der Ausstellung „Bitte (nicht) stören“. Unter diesem Titel zeigen sechs Meisterschüler 2018 der HBK Braunschweig erstmals im Städtischen Museum ihre Arbeiten. Sie haben sich die Ausstellungsräume, aber auch die Sammlungen des Museums „vorgeknöpft“, intervenieren provokant mit ihrer Kunst. Und, um’s gleich vorwegzunehmen: Die kreativen Störfaktoren sind sehr gelungen, vor allem dort, wo sie auf die Exponate Bezug nehmen.

Das Gewand, die „Klanghaut“, ist für ein Kleid zu unpraktisch, für eine Rüstung zu zerbrechlich – ein schönes Paradox, wie es nur im Reich der Kunst anzutreffen ist. Als dauerhaftes Exponat hat die Schöpferin Szu-Ying Hsu die Fächer eines großen Regals mit den Porzellanplättchen ausgelegt.

Im Raum mit den Möbeln sind diese hinter provisorischen Verschlägen aus Dachlatten und transparenter Plastikfolie nurmehr schemenhaft zu ahnen; es sieht aus, als würde hier demnächst gestrichen. Über dieser witzigen Installation von Matej BosniÄ prangt der Satz „We don’t need you“ an den Fenstern: Die Objekte existieren auch ohne ohne Betrachter. Nico Pachali antwortet auf die Architektur mit eigenen Raumsystemen, Ensembles von Kuben und Platten aus Klebeband mit roten Schriftbildern darauf. „FIELD FRAGMENT“, „POSSIBILITIES TO FILL A FIELD“ und andere Wortkombinationen zum Thema Raum sind darauf zu lesen.

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20. Juni 2018

Ausstellung „Gleich aber anders“ in der Galerie Geyso20

Die beiden Engel mit dem B davor zu Füßen von Raffaels „Sixtinischer Madonna“ sind noch kecker geworden. Richtig freche Schlingel, lugen sie unter ihren wilden Haarschöpfen scheinheilig gen Himmel, dabei haben sie’s faustdick hinter den Ohren. Die beiden Kerlchen von Volker Darnedde bilden den Auftakt zur aktuellen Ausstellung der Galerie „Geyso20“ der Lebenshilfe. „Gleich aber anders. Kunst im Blick der Outsider Art“ stellt Arbeiten von 13 Künstlerinnen und Künstlern mit geistiger Beeinträchtigung vor, die in Malerei und Zeichnung nach großen Vorbildern aus der Kunstgeschichte, vom Mittelalter bis zur Moderne, entstanden sind. Dabei handelt es sich keineswegs um simple Kopien, sondern um sehr eigenständige, originelle Aneignungen der bekannten Vorlagen.

*

Der zum Atelier der „Schlumper“ in Hamburg gehörende Werner Voigt ist mit zwölf Bildern nach dem „Grabower Altar“ Meister Bertrams von Minden in der Hamburger Kunsthalle vertreten. Die Vorbilder erkennt man sofort, aber die spätgotischen Gemälde hat der Künstler in abstrahierte Flächenkompositionen mit markanten Figurensilhouetten umgesetzt, alle Gestalten mit lachenden Mündern und riesigen Henkelohren. Stark auch Rohullah Kazimis Adaption von Jean-Auguste-Dominique Ingres‘ „Frauenbad“ mit dem berühmten Rückenakt und Susanne Kümpels „Madonna im Rosenhag“; die liebliche Mariengestalt von Stefan Lochner ist hier zu einer kompakten Figur, umgeben von witzigen Engeln, geworden, mit dicken schwarzen Konturen wie in einem Glasfenster. Helmut Paus hat August Mackes Gemälde „Zwei Mädchen am Abend“ sehr frei umgesetzt: die Mädchen verschmelzen bei ihm liebevoll zu einer einzigen Figur, der Hintergund, horizontale Streifen in zarten Nuancen von Gelb, Orange, Rot und Rosa könnte von Paul Klee stammen. Von den Zeichnungen ragen diejenigen von Mario Ohmes nach einem Flaschenstillleben von Giorgio Morandi heraus, sowie die Arbeiten von Petra Weifenbach, die eine Reihe von Portraits mit Bleistift rein linear wiedergegeben hat. Stefan Reichardt hat Reproduktionen nach Bildern von Antoine Watteau, Botero und Hieronymus Bosch auf einen Hintergrund von malerischen Farbverläufen montiert, Suzy van Zehlendorf in ihrer Adaption von Giottos „Der heilige Franziskus empfängt die Wundmale“ die Hauptfiguren in fein gemalter Landschaft durch Hühner ersetzt.

Ein großes Vergnügen, diese Ausstellung, denn manches Werk übertrifft schon fast das Original!

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16. Juni 2018

Ausstellung „Überräume“ von Lienhard von Monkiewitsch im Städtischen Museum

„Ich war beeindruckt von den Riesenformaten der amerikanischen Farbfeldmalerei, zum Beispiel von Barnett Newman. In der Größe wollte ich auch mal arbeiten.“ So startet Lienhard von Monkiewitsch die Führung durch seine Ausstellung im Städtischen Museum, die erste große Einzelausstellung in Braunschweig seit denen in der Galerie Langer Anfang der 70er Jahre. „Die Gelegenheit dazu bekam ich 1979 als Stipendiat der Villa Massimo in Rom: Mein Atelier dort war acht Meter hoch!“ In der großen Halle steht der Künstler vor zwei Werken aus dieser Zeit, Leinwänden im Format von etwa 4 mal 3-5 Metern. Auf der Fläche täuschen sie dreidimensionale Ensembles von Kuben vor, die, nach hinten wegstürzend, über dem Boden schweben; durch einen Spalt schimmert das kalte Licht einer Neonröhre. Die Malschichten aus römischen Erden und sizilianischer Vulkanasche haften als dicke Krusten auf dem Grund.

Begonnen hat von Monkiewitsch 1970 als 23jähriger mit akribischen, perspektivischen Zeichnungen von Fußböden, das leere Weiß des Papiers lässt Raum für die Vorstellungen des Betrachters. Das Thema Raum zieht sich durch sein Lebenswerk, das von der Kunst eines Donald Judd, Sol LeWitt, Frank Stella, auch von der konkreten Malerei Walter Dexels inspiriert ist. Innerhalb eines streng systematischen Regelwerks entfaltet es eine erstaunliche Bandbreite an Variationen bis hin zu den jüngsten Arbeiten, in denen nun auch eine „wilde“, gestisch bewegte Malerei zum Zuge kommt. „Ich bin weniger ein denkender als ein spielender Mensch, ein Homo ludens,“, sagt der Maler über sich selbst.

In „Die Macht der Skizze“ von 1981 hat er eine kleine, schnelle Entwurfszeichnung auf die große Leinwand gebracht, langsam und präzise die an- und abschwellende, oben spitz auslaufende Bleistiftspur eins zu eins übertragen, so dass der spontane Duktus erhalten blieb. Zwei andere Arbeiten zeigen sich überlappende farbige Rechtecke, wobei die Überschneidung, ein transparentes Weiß, wie eine Plexiglasscheibe anmutet. In Wirklichkeit ist dies auf „die schlimmsten, spelzigtsten Hartfaserplatten gemalt. Diesen Kontrast von schöner Illusion und Banalität des Materials liebe ich“, so Monkiewitsch. Den gleichen Effekt erzielte er mit Beton und schwerem Eichenholz aus dem 17. Jahrhundert als Malgrund.

Für die Folge „Rekonstruktion eines Zufalls“ bat der Künstler seine Freunde, aus Pappe geschnittene Quadrate zu werfen, und übernahm dann deren zufällige Anordung ins Bild. „So kombiniere ich Exaktes mit Unkontrolliertem.“ Dabei entwickelte er das für ihn charakteristische, den Blick in die Tiefe saugende Schwarz durch einen besonderen Farbauftrag: auf die feuchte Ölfarbe stäubt er mehrere Schichten Pigment und reibt sie mit einer Bürste ein, bis die Farbschicht gesättigt und völlig glanzlos ist; die nach unten rieselnden Partikel bilden eine feinen, schwarzen Nebel, der eine Bewegung der Quadrate auf dem ultramarin leuchtenden Grund suggeriert.

In der Serie „Zwei Schnitte in das suprematischische Rechteck“ von 1987 trennte von Monkiewitsch von diesem schwarzen Rechteck zwei schmale, lange Dreiecke ab, um sie an anderer Stelle wieder anzufügen. Über 200 Varianten ergab dieses Spiel – alle hat er ausgeführt. Bekannt wurde für der Künstler für seine Verwendung der Fibonacci-Zahlen, die direkt mit dem Goldenen Schnitt zusammenhängen. Bei einer Reihe von Bildern legte er die Breite der farbigen Ränder – Rot, Grün, Blau, Gelb – nach diesen Zahlen fest und füllte das Feld dazwischen mit Schwarz aus. Einmal sprang dabei genau Malewitschs Quadrat heraus. „Malewitsch war mein Säulenheiliger“, bekennt von Monkiewitsch, „ich habe ihm quasi das Essen gebracht. Aber mit diesem Bild habe ich ihn in mir abgeschafft.“ Das hat seinem Werk gut getan. (Bis 8. Juli, Städtisches Museum, Am Löwenwall, Öffnungszeiten: Di-So und an Feiertagen, 10-17 Uhr; nächste Künstlerführung am 23.6. um 15 Uhr)

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11. Juni 2018

Ausstellung „Doing Things with Words“ im Kunstverein Braunschweig

Zu sehen gibt es in der Rotunde des „Salve Hospes“ nichts. Das Entrée in die neue Ausstellung des Kunstvereins, „Doing Things with Words“ kommt rein akustisch daher: Zu hören ist ein halblaut gemurmelter Monolog von Hanne Lippard (geb. 1984 in Großbritannien), die Sätze über Sprache in Bezug auf den eigenen Körper vor sich hin träumt. Fast alle Arbeiten der Ausstellung, einer Kooperation mit dem Festival „Theaterformen“, beschäftigen sich mit Sprache und Kommunikation. Ach, Ihr Bildenden Künstler, warum haltet Ihr Euch nicht an das Sichtbare? Doch die Grenzen zwischen den Kunstgattungen sind längst aufgelöst, und jetzt gibt’s mal wieder mehr für’s Ohr und für den Kopf als für’s Auge…

Lippard Serie „ahem“ besteht aus weißen Seidentüchern, bedruckt mit Silben, Lauten, Worten; sie schweben hauchzart und lichtdurchflutet vor den Fenstern. Das sieht sehr schön aus und ist diesen flüchtigen Sprachpartikeln angemessen. Christian Falsnaes (geb. 1980 in Kopenhagen) hat mit „First“ eine Studio-Situation installiert: Ein schwarzer Vorhang wird zur Bühne für den ersten Besucher jedes Tages, der sich hier vor einer Kamera produzieren und für 15 Minuten ein Star sein darf. Feiko Beckers Performances und Videos drehen sich um Gespräche und Möglichkeiten des Missverstehens; Dialogpartner sind er selbst und ein Freund, beide in (ebenfalls ausgestellten) Kostümen, die an die russische Avantgarde des 20. Jahrhunderts erinnern.

Kurze Phrasen wie LIKE, HEAR, ME, NO TIME, TO KNOW sind auf bunten Fahnen, Elementen einer Installation von Hassan Khan (geb. 1975 in London), zu lesen. Auch er ringt um Sprache in dem unscharfen Moment kurz vorm Bewusstwerden, versucht, etwas zu greifen, was sofort wieder entrinnt. Das wird in dem provisorischen Charakter des leichten Gebildes aus Holz, Keramik, Stahl, Glas, Textil und Licht anschaulich.

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10. Juni 2018

Ausstellung „Glazed Rhythms“ im Kunstverein Wolfenbüttel

Ein Kristall funkelt aus nächtlichem Dunkel hervor, das Licht spielt gleißend auf seinen Zacken, die in alle Richtungen schießen. „Glazed Rhythms“, verglaste Rythmen – der Titel dieses Fotos, bildet auch die Überschrift über der Ausstellung seiner Schöpferin Johanna Daab im Kunstverein Wolfenbüttel. Ein Foto? Man zögert, die Arbeit so zu nennen, obwohl sie mit der Kamera entstanden ist. Denn das Abbilden der Realität, zumindest das Gegenüber eines realen Motivs, ist zwar nicht mehr ein unabdingbares, aber noch immer ein wesentliches Moment dieser künstlerischen Technik, die in Sachen Naturnachahmung seit ihrer Erfindung Anfang des 19. Jahrhunderts der Malerei den Rang ablief. Doch was hier aufgenommen wurde, ist nicht mehr erkennbar. Und es ist auch nicht mehr wichtig, so sehr wurden hier ein reales Objekt transformiert und schwebt nun im geheimnisvollen Zwischenreich zwischen Tag und Traum. Andere Bilder zeigen leuchtende, von einem Planetenreigen umkreiste Rauten, seltsame, tierisch anmutende Wesen, wolkig-blumige oder technoide Formen.

Johanna Daab (geb. 1978) arbeitet ausschließlich in Schwarzweiß mit einer analogen Kamera, entwickelt ihre Filme selbst und stellt die Abzüge im eigenen Fotolabor her. Aber was besagen da schon die nüchternen Begriffe „entwickeln“ und „abziehen“? Jeder Abzug ist das Ergebnis eines komplexen, langen und langsamen Prozesses und als solches ein unwiederholbares Unikat. Daab ist eine Alchimistin, die mit Licht, Film, Barytpapier und Chemikalien Verwandlung bewirkt. „Flash of appearence“ oder „rising star“ heißen zwei andere Aufnahmen. Lichtphänomene und die Weite des Weltalls klingen in diesen Titeln und den Bildern selbst an, auch Bewegung und Musik meint man zu vernehmen. Erinnerungen an experimentelle, surrealistische Bildwelten zu Anfang des 20. Jahrhunderts werden wach.

Die Fotoarbeiten in unterschiedlichsten Formaten sind auf türkisgrünen Wänden sehr sparsam gehängt, denn die Künstlerin wünscht sich, dass jede einzelne Raum für sich gewinnt und der Betrachter sie in Muße und Konzentration auf sich wirken lässt. So setzen ihre Aufnahmen auch Kontrapunkte gegen unsere beschleunigte Gegenwart und die heutige Überschwemmung mit digitalen Bildern.

Ihr Studium an der HBK Braunschweig hat Daab 2014 als Meisterschülerin von Dörte Eißfeldt abgeschlossen. Sie ist dieser Professorin dankbar, die ihren Studierenden alle Freiheit zur Entfaltung gelassen hat. Auch das hervorragend ausgestattete Fotolabor damals und die Fachleute, die mit Anregungen und Know how zur Seite standen, lobt sie sehr. „Wie toll das war, wurde mir erst richtig bewusst, als ich mein eigenes Labor eingerichtet habe.“ Längst ist sie selbst eine Meisterin ihres Fachs geworden und eine Künstlerin ganz im Sinne der Definition von Karl Kraus: „Nur der ist ein Künstler, der es versteht, aus seiner Lösung ein Rätsel zu machen.“

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2. Juni 2018

Ausstellung „Ohne Etikett fühle ich mich freier…“ im Herzog Anton Ulrich-Museum

Foto: Claus Cordes. Frei zur Veröffentlichung bei Berichterstattung im Zusammenhang mit dem Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig.

„Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen“. Dieser Satz könnte als Motto über der Ausstellung stehen, die in der Reihe „Intervention – Raum für junge Kunst“ soeben im Herzog Anton Ulrich-Museum eröffnet wurde. Präsentiert werden Arbeiten aus der Sammlung Reydan Weiss. Die in Istanbul geborene Sammlerin wuchs in Jordanien sowie Jerusalem auf, studierte in Deutschland und lebt heute in Neuseeland, Deutschland und der Türkei. Aus ihrer Biographie resultiert ein grenzüberschreitender Blick für Kunst, der sich in Erwerbungen namhafter Künstler wie Cindy Sherman und Gerhard Richter spiegelt sowie in neuen Werken aus Kuba, Chile oder Australien und den verschiedensten Kunstgattungen. Aus 850 Arbeiten von rund 150 Künstlern hat Kurator Sven Nommensen für die Ausstellung „Ohne Etikett fühle ich mich freier…“ Gemälde, Fotografien, Skulpturen, Objekte und ein Video von sechzehn Künstlern ausgewählt. All diese Werke weisen einen engen Bezug zu Kunstkammer-Objekten des Museums auf und drehen sich um das Thema Tod und Vergänglichkeit. Und: Die meisten von ihnen sind so kunstvoll, dass man sagen kann, sie vollenden, was die Natur begann.

Foto: Claus Cordes. Frei zur Veröffentlichung bei Berichterstattung im Zusammenhang mit dem Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig.

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17. Mai 2018

Ausstellung „Credo. Lebensentwürfe“ von Klaus G. Kohn in der Brüdernkirche

Blick in die Ausstellung ‚Credo‘ im Kreuzgang der Brüdernkirche.

Die robuste Frau in mit Stickern übersäter Jeansweste, mit Cap und blaugelbem Schal –  der Eintracht-Fan. Die alten Damen in Dunkelblau, mit weißem Kragen und Häubchen, das Kreuz auf der Brust – die Diakonissen. Die Männer in schwarzer Lederkleidung, einander zärtlich zugewandt – zwei Schwule. Der Bärtige im blütenweißen Gewand, mit der Taqiyah auf dem Kopf – der Imam.

Das Mädchen mit schwarzer Lockenperücke im rosa Prinzessinenkleid – die Cosplayerin. Der junge Mann mit nacktem, von Muskeln nur so strotzendem Oberkörper – der Bodybuilder.

Diese sowie elf weitere Portraits sind in der Ausstellung „Credo. Lebensentwürfe“ des Braunschweiger Fotografen Klaus G. Kohn im Kreuzgang der Brüdernkirche zu sehen. Dunkel ist es hier, denn die auf einen besonderen, lichtdurchlässigen Stoff abgezogenen Farbaufnahmen sind in die verschlossenen Fenster des Kreuzgangs hineinmontiert. Von hinten angestrahlt, scheinen die großen (2,70 x 2 m), weit oben angebrachten Fotografien aus sich selbst heraus in großer Farbintensität zu leuchten, gewinnen eine starke Präsens. Mit ihrer Aura von Licht erinnern sie an die Glasfenster einer gotischen Kathedrale. Schon beim Betreten des Kreuzgangs ist man von dieser Präsentation sofort gebannt. Doch keine Heiligen haben hier Platz gefunden, sondern Menschen von heute, Individuen, die vor der Kamera posieren in einer Aufmachung, die sie als Ausdruck ihrer Identität, ihres Lebensentwurfs verstehen. Zugleich repräsentieren sie als Typen verschiedene Facetten unserer pluralistischen Gesellschaft, zumal Namen und weitere Informationen zu den Personen fehlen. Das Zeitgenössisch-Gegenwärtige ihrer Erscheinung bildet einen reizvollen Kontrast zur umgebenden mittelalterlichen, sakralen Architektur.

Der Künstler hat für die Aufnahmen bestimmte Parameter festgelegt: Format, schwarzer Hintergrund, Halbfigur in Frontale oder Dreiviertelansicht – das alles bleibt über die ganze Serie hinweg unverändert. In diesem strengen Rahmen aber entfaltet sich eine faszinierende lebendige Vielfalt an Gesichtern, Outfits und persönlichem Habitus – ein bewährtes Prinzip, das bereits in den 1920er Jahren in den Berufsbildern von August Sander oder später in Bildnissen von Richard Avedon zu finden und heute allgegenwärtig ist.

Doch wie steht es um den Titel der Ausstellung? Verkörpern all diese Menschen bzw. ihre Portraits wirklich ein Glaubensbekenntnis, wie es das Wort „Credo“ nahe legt? Den Diakonissen, dem Prior eines Klosters, dem Imam, auch den Freimaurern nimmt man ab, dass sie ihr Leben in den Dienst einer umfassenden, höheren Idee gestellt haben. Die Rocker, die Betreiberinnen eines Tattoo-Studios, der Punker und das Mitglied einer schlagenden Verbindung in vollem Wichs dagegen vertreten wohl eher eine sehr spezielle, extreme Vorliebe, eine Gruppenzugehörigkeit oder gar Ideologie als einen Lebensentwurf. Doch vielleicht ist ja gerade das ein typisches Phänomen unserer Gegenwart: dass – wie es der Veranstalter, die Landeskirche Braunschweig, im Folder zur Ausstellung formuliert – die in der Reformation gründende Freiheit des Einzelnen heute viele Gesichter hat, individuelle Biographien ermöglicht und von allen gleichermaßen Toleranz erfordert?  (Bis 14. Juni, Kreuzgang der Brüdernkirche, Schützenstr. 22, Öffnungszeiten: Di-So, 13-19 Uhr)

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4. April 2018

Ausstellung „Immer dienstags ist Treffen zum Aktzeichnen“ im Torhaus des Botanischen Gartens

Werner Krämer

„Immer dienstags ist Treffen zum Aktzeichnen“, und zwar im Atelier des Malers und Graphikers Manfred Fischer für eine Gruppe von kunstbegeisterten Freunden, die aus verschiedensten Gründen gerne zeichnen. Künstler und Kunsterzieher sind dabei, Architekten, Lehrer und eine Reqisiteurin am Staatstheater. Seit zehn Jahren existiert die Gruppe, einige sind schon sehr lange dabei, andere erst ein halbes Jahr. Nun zeigen sie eine kleine Auswahl ihrer Ergebnisse im Torhaus des Botanischen Gartens.

Das Aktzeichnen wurde in der Renaissance „erfunden“, als die Künstler, inspiriert von der wieder aufgefundenen antiken Skulptur, die Schönheit des nackten menschlichen Körpers entdeckten. Das Studium der Anatomie und das Zeichnen der menschlichen Gestalt diente damals der Vorbereitung von Gemälden, vor allem von Historienbildern. Ihre Figuren sollten „richtig“ sein und lebensecht ihre Rolle im dramatischen Geschehen „spielen“, um die Herzen der Betrachter zu rühren. Um 1900 etwa wurde der Akt schließlich zu einer autonomen Bildgattung.

Rainer Nötzold

Welch faszinierende Vielfalt auf diesem Gebiet möglich ist, das ist in der Ausstellung auf das Schönste zu erleben: mit Bleistift, Kreide, Rötel, Tusche und Aquarell, auf großen Bogen Papier oder in kleinen Skizzenbüchern, stehend, sitzend, liegend, nackt oder bekleidet – die menschliche Gestalt ist ein unerschöpflicher Gegenstand. Ebenso weit gefasst sind die Möglichkeiten der Zeichenweise und der künstlerischen Auffassung: Eine naturalistische Rötel-Studie von Rainer Nötzold umreisst mit Linien unterschiedlicher Strichstärke und kräftigen Schaffuren sehr plastisch den fülligen Körper einer Frau. Helge Karnagel dagegen spinnt die Figur mal in ein feines Liniennetz ein, das sie fast überwuchert; dann wieder tritt sie aus einem das ganze Blatt überspannenden Gewebe von Farbflecken heraus.

Christina Kersten

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