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4. Juli 2017

Ausstellung „Randsteine“ von Alf Setzer

Auszug meiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung im Kunstverein Brackenheim am Sonntag, den 2. Juli 2017:

Licht spielt auch eine große Rolle in den Stücken der Serie „Schwarzarbeit“, die durch ihre subtile Ästhetik bestechen. In einer konsequent minimalistischen Bearbeitung gewinnt der Bildhauer dem Granit puristische Formen und unterschiedliche Oberflächen ab. Der harte Stein ist geformt zu weichen Wölbungen, Einbuchtungen, Ovalen und sphärischen Drehungen. Das matte Schwarz absorbiert als Farbe das Licht, aber an den glatt polierten Schnittflächen kommt es zu schimmernden Reflexen, die den Bezug zum umgebenden Raum aufnehmen. Bei den jüngsten Arbeiten, die wirken wie zwei leicht versetzt übereinanderlagernde Steine, jedoch aus einem Stück bestehen, durchbrechen die feinen, bizarren Linien der weißen Maserung die strengen Formen und lockern sie lebendig auf.

Oft sucht Setzer in seinen Arbeiten die extreme Ausdehnung in eine der drei Dimensionen, so die Länge bei der Bodenarbeit mit den abgerundeten Enden, wo wieder eine glänzende Oberfläche mit matten, rauen Riefelungen an den Seiten kontrastiert. Eine Kette aus Straßensplit – ein Material, das in seiner „Ärmlichkeit“ eine starke Affinität zur Arte povera hat – hängt von der Decke herab und ist doch zugleich eine zierlich und leicht in die Höhe ragende Stele.

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8. Juni 2017

Ausstellung „Apparat“ im Kunstverein Braunschweig

Apparat. Was das ist, lehrt uns ein altmodisches „Gerät“, den Älteren noch bekannt als Buch, Untergruppe Lexikon: ein technisches Hilfsmittel aus mehreren Bauteilen. Um dieses dreht sich die aktuelle Ausstellung im Kunstverein. Die Kunstwerke stellen entweder selbst Apparate vor oder thematisieren die Beziehung zwischen Mensch und selbigen.

Aleksandra Domanovic

In der Rotunde prallt man auf „Things to come“ von Aleksandra Domanovic (geb. 1981 in Novi Sad, Serbien). Transparente Folien hängen von der Decke herab, bedruckt mit Bildern von Apparaten aus Science Fiction-Filmen. Laut Begleitheft handelt es sich um „Requisiten in den Narrativen der weiblichen Filmcharaktere, die das klischeebehaftete Rollenbild der Frau in der Hollywood-Filmindustrie durchbrechen“. Das erkenne, wer mag, doch schön anzusehen ist diese Arbeit allemal.

Sandra Mujinga

Selbst- und Fremdwahrnehmung umkreist das Werk der Norwegerin Sandra Mujinga (geb. 1989 in Goma, Kongo). Auf einem Motorroller durchstreift sie Goma, erlebt ihr Geburtsland aus der Perspektive einer Fremden. Weitere Schauplätze ihres Videos sind Kisanga, Stockholm und Malmö. In einer zweiten Bildebene treten Avatare ihrem digitalen alter Ego zur Seite.

Der 16 mm-Film „Soft Materials“ von Daria Martin (geb. 1973 in San Francisco) zeigt Tänzerinnen und Performer in fast schon zärtlicher Interaktion mit Maschinen. Reagiert hier der Mensch hier auf den Apparat oder umgekehrt? Dieser nimmt menschliche Züge an, die Akteure dagegen wirken programmiert. Ist der überlegene von beiden wirklich der Mensch?

Jan Vorisek

Im Schnittbereich von Material und Klang schuf Jan Vorisek (geb. 1987 in Basel) seine Bodenarbeit, ein Ensemble von silbrig glänzenden Bestandteilen zerlegter Dinge: Scheiben, Kugeln, Ketten, Gitter und Käfige, dazwischen labyrinthische Formen. Das Ganze fungiert sowohl als Produzent wie auch als Resonanzraum der begleitenden Geräuschkulisse.

Im Saal hat „I smell a Massacre“ von Raphaela Vogel (geb. 1988 in Nürnberg) einen starken Auftritt. Ein Beamer auf einem hohen, mit Troddeln überspannten Gestell bildet selbst ein Kunstobjekt. Der projizierte Film zeigt…

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23. Mai 2017

Disneydrama von Christian Lollike im Staatstheater Braunschweig

„Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will, muss man die Tatsache achten, daß sie einen festen Rahmen haben: dieser Grundsatz (…) ist einfach eine Forderung des Wirklichkeitssinns. Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt (…) dann muss es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann.“ So steht’s geschrieben in Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“. Wirklichkeitssinn und Möglichkeitssinn verkörpern die beiden Protagonisten im Stück „Träume werden Wirklichkeit. Ein Disneydrama“ des dänischen Autors Christian Lollike (geb. 1973), das am Samstag Abend im Kleinen Haus des Staatstheaters Premiere feierte.

Eine Frau und ein Mann, beide Anfang dreißig und somit der „Generation Y“ der etwa 1980 bis 1999 Geborenen angehörend: gut ausgebildet, aufgewachsen mit Computer, Internet und Handy legt sie angeblich mehr Wert auf Freude an der Arbeit und Sinnsuche als auf Besitz, Status und Prestige. Doch sie und er sind deprimiert, wenn nicht gar depressiv. Beide haben es satt, sich selbst verwirklichen, sich therapieren, coachen, optimieren zu sollen. Er ist der Idealist, Träumer und Weltverbesser, der eigentlich weiß, worum es geht: „Wenn Du über eine Wiese gehst und fühlst, wie das Gras Deine Füße kitzelt, dann spürst Du DAS.“ Er begeistert sich für Revolution, Gerechtigkeit, Obamas „Yes, we can“-Rede und die große, orgiastische Liebesvereinigung aller. „Ach, das hat Dir doch früher mal so ein Wollpulloverklaus erzählt“, entgegnet die nüchterne Realistin und leidet doch an der Wirklichkeit. Die Kinder und ihr Mann, der grünen Tee und Sauerteig ansetzt, gehen ihr auf die Nerven. „Mir fehlt Schicksal, Abenteuer, ein Hobbit. Ich will raus aus dieser Realität, eine andere sein.“ Walt Disneys Figuren verkörpern für sie das verlorene Reich der Phantasie: Dornröschen sein, oder besser noch Schneewittchen, vom Märchenprinzen ins Leben zurückgeküsst! Und so wagen beide zusammen den Sprung durch die imaginäre Schrankwand und landen staunend wie die Kinder in der rosaroten Disneywelt, wo 1000 Seifenblasen schweben. Hier schlüpfen sie in die Rollen von Aladin, von Schneewittchen und Prinz, die gemeinsam ins Märchenschloss einziehen und ein Kind bekommen, von Zwergen, Hänsel und Gretel und von Donald Duck, der sich nach einer Pause von der permanenten Kosten-Nutzen-Analyse sehnt. Doch sein Psychologe erklärt ihm gnadenlos die Gesetze des Kapitalismus. Denn auch im Märchen platzen irgendwann die Seifenblasen: Der Prinz langweilt Schneewittchen mit Buchhaltung und Steuererklärung und stellt schließlich selber fest: „Wir haben ein Schloss und ein Reich, aber DAS haben wir verloren.“

Gut möglich, dass nach Lollikes Stück von der Glückssuche einer vom Wohlstand saturierten Generation in zehn, zwanzig Jahren kein Hahn mehr kräht. Die Inszenierung aber, die erste selbständige Regiearbeit von Elyn Friedrich, ist hinreißend, voller Charme und Witz. Pauline Kästner und Alexander Wanat spielen, singen und tanzen facettenreich, mit Tempo und Leidenschaft. Die Dramaturgie besorgte Katrin Schmitz, die phantasievollen Kostüme sowie die Bühne Marvin Ott. Ein höchst amüsanter Abend, für den das Publikum mit begeistertem Applaus dankte.

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13. Mai 2017

Ausstellung: Sarah Mock im Kunstverein Wolfenbüttel

Wovor kann man heutzutage nicht alles Angst haben: Armut, Krieg, Krebs, Kriminalität, Terror, Flüchtlinge, Neonazis, Gift im Essen, Zeckenbisse, vor Sterben und Tod sowieso! Nun ist Angst ja eigentlich etwas Positives, nämlich ein auf Erfahrung beruhendes Warnsignal für Gefahr. Setzt sie sich jedoch unbegründet fest, hindert sie den Menschen an der Weiterentwicklung. Das weiß jeder, doch: Was tun? In ihrer Ausstellung „Future Alchemy“ im Kunstverein Wolfenbüttel bietet Sarah Mock jetzt endlich die ultimative Lösung an: Transformation durch Alchemie! Die 1984 in Worms geborene Künstlerin, die im letzten Jahr den renommierten Pfalzpreis für Bildende Kunst erhielt, studierte Medienkunst in Mainz, Kassel und Berlin, wo sie heute lebt und arbeitet. Prägend für ihr Werk wurde ein zweijähriger Studienaufenthalt 2014/15 in Südkorea, dessen traditionellen Schamanismus sie hier mit dem zeitgenössischen Klima der Angst verknüpft.

In Wolfenbüttel zog Mock, auch angeregt durch entsprechende Bestände der Herzog August Bibliothek, die Alchemie in den Bann. Zu dieser alten Lehre von den Eigenschaften der Stoffe und ihren Reaktionen gehörte die Umwandelbarkeit von Metallen und anderen Elementen, unter anderem in Gold. Nun hat das bekanntlich ja leider nie geklappt, aber Ihre Ängste werden Sie in Mocks „Destillierapparat“ garantiert los – glauben Sie mir, ich habe es ausprobiert! Alles beginnt dort, wo die Urangst unserer Kindertage sitzt: im dunklen Keller. In diesen Orkus steigen Sie, mit einem Schlüssel bewaffnet, hinab, schreiben in der Syberbergschen Atmosphäre des alten Banktresors ihre Ängste auf und sperren sie in ein Schließfach. Zuvor entnehmen Sie das beschriftete Blatt ihres Vorgängers und werfen dieses dann, wieder am Tageslicht, in besagten „Destillierapparat“. Schon beginnt er, zu kochen, zu brodeln und zu dampfen, schon verwandeln sich die Ängste… Flüssigkeiten strömen durch Schläuche, die sich quer durch den ganzen Raum spannen und in Infusionsbeutel an knallpinkfarbenen Ständern münden.

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10. Mai 2017

Odön von Hórvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ in der TU Braunschweig

„Ein Wiener Volksstück gegen das Wiener Volksstück“ nannte Erich Kästner Odön von Hórvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald“. Das Stück, geschrieben Ende der 1920er Jahre, bürstet sämtliche Klischees von der Wiener Gemütlichkeit gegen den Strich und entlarvt die Spießigkeit, Bigotterie und Frauenverachtung des kleinbürgerlichen Milieus in den Zeiten von Arbeitslosigkeit und Weltwirtschaftskrise. Ein Schelm, wer da an die Gegenwart denkt, etwa bei dem Satz „Arbeit im alten Sinne rentiert sich nicht mehr, heute muss man mit der Arbeit der anderen arbeiten“. Unter der Regie von Imke Kügler und Dieter Prinzing brachte die Theatergruppe der TU am Sonntag Abend das Stück im Audimax mit Bravour auf die Bühne.

Jana Overhage, Leonard Kerner

Im Mittelpunkt steht das Schicksal Mariannes (hinreißend natürlich: Lisa Golubew), die sich, dem Wunsch ihres Vaters (mit Herzblut: Kevin Winter) folgend, widerwillig mit dem Fleischer Oskar (zu brav und blass: Christian Breitenstein) verlobt, dann aber dem Hallodri Alfred (von souveräner Nonchalance: Nico Selle) verfällt. Bei ihr ist’s die romantisch verklärte große Liebe, bei ihm sind’s eher die Triebe. Trotz eines Abtreibungsversuchs bekommen sie ein Kind, und die wilde Ehe wird schnell „verbrannte Milch und Langeweile“ (Tucholsky). Alfred verfrachtet das ihm lästige Kind zu seiner Familie in die Wachau, wo seine Großmutter (kalt und hart: Annabelle Rettig) den „Bankert“ der Kälte aussetzt und so seinen Tod herbeiführt. Derweil verschachert Alfred Marianne an die Baronin (Linda Schmidkunz), als Tänzerin in fragwürdigen Etablissements, immer am Rande zur Prostitution. Doch kaum ist der Schandfleck des Kindes ausradiert, ist der selbstgefällige Oskar wieder bereit, Marianne zu heiraten. Sie fügt sich resigniert – was bleibt ihr auch anderes übrig? Ihr Vater – „Die finanzielle Unabhängigkeit der Frau vom Mann ist der letzte Schritt zum Bolschewismus“ – hat sie nie etwas lernen lassen, sie immer nur zur Ehe erzogen.

Nico Selle, Farina Höpfner

Parallel dazu jagt Nachbarin Valerie (kokett und warmherzig: Farina Höpfner) glücklos den Männern nach. Auf den Hierlinger Ferdinand (Janosch Baumgarten) folgt erst Alfred, dann Erich aus Dessau – ach nein, Kassel -, Jurastudent mit brauner Gesinnung (schön stocksteif: Luke Schneider). Wie sie und Mariannes Vater dazwischen am Ufer der Donau übereinander herfallen, gehört zu den stärksten Szenen. Weitere Höhepunkte: die Verlobungsfeier, Mariannes Auftritt im Maxim, wo ihr Vater sie überraschend wiederfindet und der reiche Mister aus Amerika (Janosch Baumgarten), abgeblitzt, sie des Diebstahls bezichtigt und ins Gefängnis bringt. Vor allem aber ihre Beichte: Aus dem Off donnert der Priester auf die Ärmste herab, sie ist zerknirscht, doch das geliebte Kind in Sünde empfangen zu haben – nein, das bereut sie nicht!

Linda Schmidkunz, Janosch Baumgarten, Lisa Golubew

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24. April 2017

Ausstellung „Frühjahrssalon 2017“ im Schloss Wolfenbüttel

Auch in diesem Jahr präsentiert sich der Wolfenbütteler Frühjahrssalon mit Werken von vier Künstlerinnen und Künstlern wieder abwechslungsreich und spannend: Skulpturen von Anna Maria Meyer, Druckgraphiken von Melanie Schöckel, Malerei von Uschi Korowski und Objekte von Timo Hoheisel, der stärker konzeptionell ausgerichtet ist, füllen die schönen, lichten Räume mit einem breiten Spektrum an Techniken und künstlerischen Herangehensweisen. Besonders schön an dieser Ausstellung ist, dass es zwischen den vier Oeuvres formale Ähnlichkeiten und Analogien gibt, die eins mit dem anderen ästhetisch verknüpfen.

Anna Maria Meyer, 1987 in Wolfenbüttel geboren, reizen biomorphe Formen. Ihre Arbeiten sind im Übergang zwischen Zeichnung und Skulptur angesiedelt. Draht formt sie zu großen wolkenartigen Gebilden, die plastisch und durch die Überschneidung des Maschennetzes zugleich linear-zeichnerisch erscheinen. „Ich versuche immer ein an und für sich schweres Material leicht zu machen“, sagt die Künstlerin. Hier und heute hat sie sich aber auf kleine Formate beschränkt. Von ihrer Begeisterung für Organisches zeugen weiße Formen aus Modelliermasse und Ton mit konvexen und konkaven Rundungen, die an Hans Arp erinnern. Andere Objekte sind angeregt von sogenannten Hühnergöttern. Das sind Feuersteine mit Löchern und Hohlräumen, die man einst an Stalltüren aufhängte, um die Hühner vor Füchsen, Krankheiten und bösen Geistern zu schützen. Die Objekte werden vorgedacht, ihre Gestalt gefunden in feinen Bleistiftzeichnungen, in denen an- und abschwellende, mal hellere, mal dunklere Linien den Eindruck von Plastizität und Räumlichkeit hervorrufen. Besonders faszinierend sind jene Arbeiten, die mit dem 3-D-Stift geschaffen wurden: Eine ideell unendliche, nie abreißende Linie bringt eine Zellstruktur hervor, die ins Dreidimensionale hineinwuchert, sich wölbt, biegt, abknickt. Die dritte Dimension muss dabei von der Künstlerin schon beim Zeichnen mitgedacht werden.

Die Linie finden wir bei Melanie Schöckel als Kalligraphie, in der schwungvoll fließenden Schrift, mit der sie selbstgedichtete Haikus in ihre Graphiken integriert. Die Künstlerin, Jahrgang 1973, studierte an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim Druckgraphik, Illustration, Kalligraphie sowie Freies Malen und Zeichnen. Ihre freie künstlerische Arbeit ergänzen seit 2007 verschiedene Lehrtätigkeiten an Schulen, Bildungseinrichtungen und im eigenen Atelier in Klein Flöthe. Mit ihren Künstlerbüchern und Leporellos ist sie auf Buchmessen vertreten. Höchst phantasievoll experimentiert sie mit den Techniken Monotypie, Lithographie und verschiedenen Verfahren der Radierung: Ätz- und Strichradierung, Kaltnadel, Aquatinta, Vernis mou und Zuckeraussprengverfahren. Sie wendet z.B. eine Methode der Lithographie auf Metall an, bei der Coca-Cola die Rolle übernimmt, die in der Steinlithographie der Salpetersäure zukommt. Mit diesen Mitteln schafft sie einen kleinen, vielfältigen Kosmos zwischen Linien, Flächen und reichen Abstufungen von Grautönen, die als Farbwerte wahrgenommen werden. Auflagendrucke gibt es bei ihr nicht, jeder Druck ist ein Unikat. „Federleicht“ ist Melanie Schöckels Thema. Das Motiv der Feder, Naturgegenstand ebenso wie Schreib- und Zeicheninstrument, erscheint mal als zarter, heller Flaum, mal als schwarzer oder wolkig-grauer Schatten, mal als scharf gezackter Umriß, mal von der linearen Binnenzeichnung her aufgefasst.

Zwei Werkgruppen präsentiert Uschi Korowski, die Mathematik, Medizin und Biologie studierte und in Elektronenmikroskopie promoviert hat. Bei der ersten Gruppe handelt es sich um Versuchsreihen von

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22. April 2017

Ausstellung von Knud Balandis in der „VitaMine“

My inner racist (Ausschnitt)

„Tick!“, „Tick!“, Tick!“ Bei jedem „Tick“ spießt Knud Balandis mit dem Zeigefinger eine seiner Radierungen auf, die in der Galerie „VitaMine“ an den Wänden hängen. Dann hat das Publikum Gelegenheit, Fragen zum Werk zu stellen. Fragt niemand, geht’s weiter zum nächsten. So führt der Künstler durch seine Ausstellung, die bis zum 14. Mai in der Karl Marx-Str. 6 zu sehen ist. „Kunst machen bedeutet für mich, poetische und berührende Momente festzuhalten, um vielleicht beim Betrachter ähnliche Empfindungen auszulösen“, sagt Balandis gleich zu Anfang. Fragen werden viele gestellt, zum Beispiel nach der Technik. Viele der Graphiken sind Kombinationen aus Hoch- und Tiefdruck von ein und derselben Radierplatte, in Schwarz und einer Farbe übereinander gedruckt. Andere Radierungen sind mit Zeichnung kombiniert. Manche schwarzweiße Blätter, die wie Linolschnitte wirken, stammen von einem in Gips geschnittenen Druckstock – „Das ist leichter, da verletzt man sich nicht so schnell wie bei Linol.“

Jemand möchte wissen, was denn nun eigentlich dargestellt ist und was es zu bedeuten hat. Galerist Thorsten Stelzner lies erst einmal den Titel vor: „Wo der Nachtvogel seine traurigen Niedrigkeiten zwitschert, lasst mich in Verlorenheit leben“. Doch der Künstler stellt fest: „Jetzt willst Du eine Erklärung, noch bevor Du es Dir angesehen hast“, und verweigert diese zunächst einmal. Hinschauen muss man selbst und kann dann inmitten scheinbar chaotisch wirbelnder Linien und Schlieren auch gegenständliche Anklänge – Gesichter, Körper, Tiere – entdecken. Nur manchmal sind ganze Gestalten abgebildet wie ein Elefant, eine drallrosa, barbusige Dame auf dem Blatt „Oben ohne“ oder „Hänsel und Gretel angesichts erheblicher Probleme“.

Oben ohne

Gibt es bei der Hängung einen inneren Zusammenhang, so etwas wie eine Entwicklung? Der Titel der Ausstellung, „Das Gelbe vom Auge“, signalisiere bereits, dass es um Ungesundes gehe wie etwa Drogen, auch das Sterben und den Tod, der auch sei eben nicht nur so humorvoll, wie es auf den ersten Blick scheine. Die Kunsthistorikerin fragt, ob es eine Verbindung zu Dubuffet gebe, manches erinnere sie an ihn – oder seien ihm solche Vergleiche gar nicht recht? „Ach, es gibt Schlimmeres als mit der Art brut zusammengebracht zu werden“, lautet die Antwort, aber die Verbindung sei eher indirekt; mehr haben ihn Comics beeinflusst, von denen er eine umfangreiche Sammlung besitze, aber viele der Zeichner kennen natürlich Dubuffet und die Art brut sehr gut. Eine Arbeit – Balandis ist auch Musiker – ist von Strawinskys „Le sacre du printemps“ angeregt. Das große farbige Bild „My inner Racist“ sei der pure Jazz, so der Künstler. Eine Serie ist dem Heiligen Georg gewidmet. Auf jedem Blatt findet man den Ritter mit seinem Pferd, den Drachen, manchmal auch die Jungfrau, aber der Drache siegt immer…

Noch eine Frage: „Wie muss ich mir das vorstellen? Was kann ich denn jetzt als Aussage mit nach Hause nehmen?“ Antwort: „Du musst überhaupt nichts. Wichtig ist allein das sinnliche Erlebnis.“

Mit dieser Ausstellung feiert zugleich die „VitaMine“ ihr 2jähriges Jubiläum. Mit Torsten Stelzner und Knud Balandis haben sich zwei unkonventionelle, freie Geister gefunden. Auf die Frage „Könnt Ihr denn von der Kunst leben?“ würden wohl beide antworten: „Ich lebe nicht von der Kunst, sondern für die Kunst.“ (Bis 15. Mai, Vitamine, Karl Marx-Str. 6, Mo-Fr 10 – 13.30, Mo und Mi 17 – 19.30, Do 16 – 18.30, So 14 – 17 Uhr)

„Raus!“, und setzte sich ein Drogenkrönchen auf

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20. April 2017

Im Atelier von Anja Schindler…

… in Klotten an der Mosel:

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2. April 2017

Ausstellung „andere Situation“ im Museum für Photographie Braunschweig

„andere Situation“ heißt die neue Ausstellung im Museum für Photographie. Eine andere Situation schuf Florian Slowata (geb. 1972) 2009 bis 2012, als er das Interieur seines Ateliers, vom Inventar befreit, aus unterschiedlichen Blickwinkel fotografierte. Eine Serie von 36 nüchternen Schwarzweißaufnahmen entstand, in denen die leeren Räume zu verheißungsvollen Metaphern für zukünftige Ideen und Gestaltungsprozesse wurden. Slowata, erst Professor an der Universität der Künste Berlin, dann an der Kunsthochschule Kassel, war Lehrer der ferner beteiligten vier Künstlerinnen und Künstler. Alle fünf haben in vier Räumen ihre Arbeiten zu feinfühlig abgestimmten Kompositionen zusammengefügt, sowohl innerhalb der jeweiligen Raumgrenze als auch darüber hinaus. Dabei bleibt Slowata mit nur sieben Aufnahmen seiner Serie ganz im Hintergrund und lässt seinen Schülerinnen und Schülern den größten Spielraum.

Mickaël Marchand

„Ich bin eigentlich gar kein Fotograf“, sagt Mickaël Marchand (geb. 1982) von sich. 2009-2015 hat er, inspiriert von multiperspektivischen Bildern David Hockneys, in den Straßen Berlins aus dort vorgefundenen Dingen instabile Skulpturen gebaut, sie aufgenommen und diese Bilder wiederum zu Dia-Collagen zusammengefügt. Im dunklen Ausstellungsraum strahlen sie an den Wänden. Die Projektoren sind eingehaust in Kästen, die auf fragilen „Sockeln“ aus Kuben, Stühlen, Bänken stehen und so selbst wieder eine Skulptur bilden. Ausgehend vom einzelnen Ding über das Arrangement im Stadtraum, die Fotos und Collagen bis zur Skulptur wächst mit jedem Schritt die Komplexität bis hin zu dekonstruktivistischen, dreidimensionalen Ensembles, die im Raum miteinander und mit den Projektionen interagieren – eine Arbeit von faszinierender Vielschichtigkeit!

Romina Abate

„Welche Bedeutungsebenen außer denen, die wir schon kennen, können die Dinge noch haben? Wie entstehen Bedeutungsverschiebungen?“ fragt Romina Abate (geb. 1982). Sie sammelt Alltagsgegenstände, Gefundenes, Zurückgelassenes und baut diese Objekte mit Fotos zu raumgreifenden Installationen zusammen, in die sie oft Selbstinszenierungen einfügt. So posiert sie in einer klassischen Haltung auf einem Stein, dahinter ein weißes Rechteck wie beim Fotoshooting, dahinter wiederum die Aufnahme einer städtischen Szenerie mit Hochhaus, und das Ganze montiert auf eine spiegelnde Metallfläche.

Frank Dölling

„Wie sehen wir Bilder neu, wie sehen wir Bilder immer wieder?“ Frank Dölling (geb. 1990) beschäftigt das Thema Erinnerung. Ein Großfoto zeigt den Blick in eine Ausstellungssituation: ein Luftschacht, eine Videoarbeit von ihm (unscharf), eine Tür – Flächen, die sich zu einem poetischen, abstrakten Bild verzahnen. Eine andere Aufnahme greift den Vorhang im Raum auf, und aus dem Fenster daneben schaut man auf Döllings Video, das auf die Glasscheiben des Torhauses gegenüber projiziert wird. An einer Wand beeindruckt ein Tableau von exzentrisch gehängten, sehr sensiblen Arbeiten.

Johanna Jaeger

„Wie sehen wir die Welt anhand eines einfachen Objektes? Welches Verhältnis besteht zwischen Fotografie und Farbe?“ fragt Johanna Jaeger (geb. 1985) in ihrer Serie von Aufnahmen eines Farblichtmessers aus den 50er Jahren. Die Schwarzweißfotos hat sie mit zartem Blau, Gelb, Rot überzogen und die Jalousie daneben mit fotochromen, das Licht farbig brechenden Elementen beschichtet. An anderer Stelle zeigt sie eine Folge von hochästhetischen Fotos eines kippenden Wasserglases, in dem sich ein Tropfen Tinte von Mal zu Mal immer wolkiger auflöst. Analog zum schrägen Pegel der Flüssigkeit hat sie eine Wand gekippt – ein Zusammenspiel zwischen Raum und Bild, wie es insgesamt diese schöne Ausstellung charakterisiert.

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19. Februar 2017

„Kunst … hier und jetzt“ soll weitergehen! Ein Interview mit Julia Taut

… der Galeristin des Bundes Bildender Künstler Braunschweig, über die geplante Streichung des beliebten Kunstevents und was man dagegen tun kann.

Kunst … hier und jetzt 2015, Foto: Braunschweigische Stiftung

Frage: Wie die Organisatorin Dr. Anne Mueller von der Haegen mitteilte, steht „Kunst … hier und jetzt“ vor dem Aus, weil die Braunschweigische Stiftung nach 10 Jahren ihre Förderung einstellt. Was bedeutet dieses Kunstevent für Dich persönlich und für die Kunstinteressierten in der Region Braunschweig?

Taut: Für mich persönlich bedeutete kunst…hierundjetzt viel Besuch. Aus Hamburg, Berlin und Frankfurt reisten Freunde an und freuten sich auf die Künstler. Jeder bekam ein Programmheft mit unzähligen Anmerkungen – leuchtende Augen und langanhaltende Erinnerungen an intensiven Kunstgenuss in den Ateliers waren garantiert.

Für die Kunstinteressierten in der Region Braunschweig fehlt nun der direkte Kontakt zu den Künstlern. Kunst…hierundjetzt vermochte es, unmittelbar zu begeistern ohne Furcht vor Galerieverhalten und Wissenslücken. Für die meisten Besucher aus der Region Braunschweig wurden Quantität und Qualität regionalen Kunstschaffens erst durch die Präsenz der Künstler bei kunst…hierundjetzt deutlich. Die Konzentration von Künstlern in Braunschweig und Umgebung ist außergewöhnlich hoch- das Kunstfest der offenen Ateliers verdeutlichte dies. Die kuratierte Auswahl an teilnehmenden Künstlern ermöglichte überdies ein tiefes Verständnis der verschiedenen Kunstgattungen.

Frage: Was bedeutet es für die Künstlerinnen und Künstler?

Taut: Für die Künstlerinnen und Künstler fehlt nun dieses eine besondere Wochenende im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Dabei sind nicht nur die Kontakte und das Erweitern des Netzwerkes um potentielle Käufer relevant, sondern der direkte Kontakt mit dem Publikum- Kunst braucht Rezipienten. Die regionalen Ausstellungsmöglichkeiten sind überschaubar, „kunst…hierundjetzt“ kompensierte teilweise das Fehlen einer ausgeprägten Galerielandschaft durch die vielen engagierten Besucher.

Frage: Warum sollte „Kunst hier und jetzt“ weitergeführt werden?

Taut: Durch die Beschäftigung mit der Kunst am Ort ihres Entstehens, waren die Atelierbesuche im Rahmen von Kunst…hierundjetzt intensiv. Das Interesse für Kunst und für die Diversität ihrer Produzenten wurde durch die Atelierbesuche nachhaltig. Die exzellente Organisation von kunst…hierundjetzt in der Infrastruktur der Kunstvermittlung, in sämtlichen Drucksachen, im künstlerischen Rahmenprogramm und in der Koordination der Verkehrswege führten zu einem Ziel: In Freude an der Kunst von Freunden der Kunst. Dieses Ziel gilt es zu erhalten und zu fördern.

Julia, ich danke Dir ganz herzlich für das Gespräch!

Was bedeutet Ihnen „kunst … hierundjetzt“? Wenn Sie das Event unterstützen wollen, posten Sie bitte einen Kommentar – Vielen Dank!

 

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